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Lucie (Nora von Collande) und Thomas (Herbert Herrmann).

© Thomas Grünholz

„Alles, was sie wollen“ im Schillertheater: Raus aus der Schreibblockade

Sie stehen seit Jahrzehnten zusammen auf der Bühne: Herbert Herrmann und Nora von Collande in „Alles, was sie wollen“ am Schillertheater.

Die beste Pointe des Abends stammt gar nicht von den Autoren dieses Zwei-Personen-Stücks, sondern von den Darstellern selber. Als Nora von Collande ihren Bühnenpartner mit den Worten charakterisiert „Sie sind ein Mann von 40 bis 70 Jahren“, murmelt Herbert Herrmann: „Das kommt hin.“ Dabei wissen seine Fans im Publikum genau, dass er am 7. Juni seinen 78. Geburtstag gefeiert hat. Aber er sieht ja tatsächlich weiterhin so jung aus, wie er sich fühlt, seine prächtige Mähne, die Figur, der Charme, alles wirkt noch fast wie damals, in den TV-Serien „Drei sind einer zuviel“ und „Ich heirate eine Familie“. Und wenn seine Augen jetzt im Schillertheater blitzen, dann liegt das nicht nur an den Scheinwerfern, sondern daran, dass es ihm ganz offensichtlich immer noch Spaß macht, Menschen zu unterhalten.

Seit fast vierzig Jahren ist Herrmann regelmäßiger Gast an den Kudamm-Bühnen, seit 1992 meist mit Nora von Collande. Und als treue Freunde sind beide nun ins Ausweichquartier in der Bismarckstraße gekommen, mit „Alles was sie wollen“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière, den französischen Erfindern des Mega-Erfolgs „Der Vorname“. Stephan Fernaus Ausstattung zeigt eine edle Wohnung im 9. Pariser Arrondissement: Bodentiefe Sprossenfenster, Kamin, viele Bücher, Designermöbel. Hier wohnt die Schriftstellerin Lucie Arnaud. Sie hat alles, was sie sich nur wünschen kann – und eine Schreibblockade. Nachbar Thomas will sie da herausholen.

Die von Herrmann selber inszenierte comédie humaine wird durch den Piaf-Walzer „La Foule“ zusammengehalten, Georg Holzers Übersetzung ist elegant, erlaubt sich sogar ein paar Sprachspielereien, die nicht jeder im Saal versteht, wenn Lucie beispielsweise ätzt, die letzte Inszenierung des Regisseurs Claude Merdé sei eine ziemliche Scheiße gewesen. Nach einem rasanten Beginn scheint die Handlung bald in ziemlich konventionelle Bahnen zu geraten. Doch das ist ein Trick der Autoren – um die Zuschauer schlussendlich mit einer ebenso raffinierten wie rührenden dramaturgischen Volte überraschen zu können.

Noch bis zum 7. Juli

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