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Plakat mit dem Gesicht des chinesischen Künstlers Ai Weiwei in Berlin.

© reuters

Ai-Weiwei-Ausstellung in Berlin: Künstler hofft weiterhin auf Ausreise

Eine nachgebaute Gefängniszelle, Jade-Handschellen, Überwachungskameras aus Marmor: Ai Weiwei macht aus der Verfolgung in China Kunst und hofft, die Ausstellung im Martin Gropius Bau noch sehen zu können.

Der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei hofft, doch noch zu seiner großen Ausstellung in Berlin reisen zu können. Vor der Eröffnung der Schau am Mittwochabend im Martin-Gropius-Bau kündigte der 56-jährige Konzeptkünstler in einer Video-Botschaft an: „Ich habe vielleicht die Möglichkeit, zu der Ausstellung zu kommen. Ich hoffe, dass es passiert, aber ich weiß nicht, ob es in naher Zukunft sein wird.“ Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) appellierte an die chinesische Regierung, Ai endlich Reisefreiheit zu gewähren.

Museumsdirektor Gereon Sievernich äußerte sich allerdings skeptisch.

Ungesehene Kunst in China

„Ich weiß nicht, ob das das Herz der Regierung erreicht. Ich habe meine Zweifel, aber wir hoffen.“ Grütters wollte die Ausstellung am Abend eröffnen, von Donnerstag an ist sie für das Publikum zugänglich. Ai Weiwei, einem der wichtigsten zeitgenössischen Künstler, wird von den chinesischen Behörden seit drei Jahren der Pass vorenthalten, in seiner Heimat darf er seine Werke nicht zeigen.

Vor Ort gab es keinerlei Hinweise für eine mögliche Änderung der Linie. Ais Assistent sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Peking: „Bislang hat er seinen Reisepass nicht zurückbekommen.“ Grütters erklärte vorab, Ai sei zu einem Symbol für den Widerstandsgeist der Kunst geworden. „Wir alle versichern diesem unbeugsamen und freien Geist unsere tiefe Solidarität.“ Auf den Tag genau vor drei Jahren war der Künstler wegen seiner Kritik am chinesischen Regime verhaftet und 81 Tage an unbekanntem Ort festgehalten worden.

Erinnerung an Isolationshaft

In der Ausstellung unter dem Titel „Evidence“ (Der Beweis) setzt Ai auch Erfahrungen aus dieser Zeit in Kunst um. Zu sehen ist etwa der originalgetreue Nachbau seiner Zelle, in der er unter folterähnlichen Bedingungen in Isolationshaft gehalten wurde. Für den großen Lichthof des Gropius-Baus hat er eine Installation aus 6000 antiken Holzhockern geschaffen, die den rücksichtlosen Umgang des chinesischen Systems mit der eigenen Vergangenheit symbolisieren soll.

Die bis zum 7. Juli laufende Schau auf rund 3000 Quadratmetern ist die weltweit bisher größte Ausstellung von Ai. Rund die Hälfte der Werke hat er eigens für Berlin geschaffen, die anderen werden erstmals in Deutschland gezeigt. „Ich hoffe noch, dass ich die Ausstellung sehen kann und das Erlebnis mit dem Publikum teilen und vielleicht einige Erklärungen zu meiner Arbeit geben kann“, sagte er in seinem Video.

Mehr über den Künstler Ai Weiwei finden Sie auf unserer Themenseite.

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