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Paula Beer gewinnt für ihre Rolle in "Undine" den Silbernen Bären.

© John MacDougall/AFP

Abschluss des Berliner Filmfestivals: Proteste und Politik auf der Berlinale-Gala

Paula Beer zeigt sich gerührt über ihre Auszeichnung, Produzent Kaveh Farnam widmet den Hauptpreis seinen Landsleuten. Das war die Berlinale-Gala.

Wie schön! Auch bei der Gala gibt es Traditionen, fast verschüttet, jetzt wiederbelebt. Eine Berlinale ohne Protestaktion, für ein globales oder auch nur lokales Anliegen? Früher fast undenkbar, sogar nackte Femen-Frauen waren mal da.

Das geschah stets zur Eröffnung, insofern bedeutete dieser Samstagabend vor dem Berlinale Palast Tradition und Erneuerung zugleich: Aktivisten von Extinction Rebellion radelnd zwischen den Elektro-Audis mit den Prominenten, Protest gegen die Klimapolitik, aber nicht zum Festivalstart, sondern zum Schluss.

Humorfaktor bei der Gala: Null

Das gab dem Abend doch noch etwas Dramatik, an der es der Zeremonie der Preisverleihung über lange Strecken arg mangelte. Auf Samuel Finzi durfte man diesmal nicht hoffen. Am Eröffnungsabend noch eine ziemliche Quasselstrippe, begnügte er sich diesmal, statt zu moderieren, mit der bloßen Ansage der jeweils nächsten Nummer.

Humorfaktor: Null. So blieb es Jeremy Irons überlassen, das Publikum hin und wieder, wenn er eben zu Wort kam, mit etwas Esprit zu erfreuen und dazu auch noch reichlich Lob an alle Beteiligten zu verteilen. Besonders an seine Jury: „Alle haben gelitten, alle waren geduldig. Wir haben uns nicht geschlagen, aber heftig gestritten. Genau so muss es sein bei so viel Talent auf der Leinwand."

Tochter Baran nimmt den Bären für Rasoulof entgegen

Das so über die Juryarbeit belehrte Publikum erwies sich im Laufe des Abends durchaus als begeisterungsfähig, obwohl man mancher Dankesrede die darin behauptete Freude über den soeben errungenen Preis kaum glauben mochte, sie dem Tonfall nach auch eine Trauerrede hätte sein können. Sogar als Parodie einer Dankesrede wären einige der gottlob meist kurzen Wortbeiträge durchgegangen.

Es steigerte sich erst ganz allmählich, Höhepunkte waren Elio Germano, der von der Begeisterung über seinen Bären für die Hauptrolle in "Volevo nascondermi" überwältigt seine weiße Hemdenbrust zur Schau stellte. Und die als einzige ihre Worte auf Deutsch wählende Paula Beer, die hörbar gerührt herzliches Lob für ihren abwesenden Filmpartner fand: „Man ist nur so gut wie sein Gegenüber. Ich danke Franz Rogowski, dem wundervollsten Spielmann, den man sich wünschen kann.“ Und gerade ein Liebespaar zu spielen, sei so mit das Schwerste, was man sich denken könne.

Eine bewegende Dankesrede

Richtig bewegend wurde es doch noch zum Schluss, als der vom Regime in Teheran an der Reise nach Berlin verhinderte Mohammad Rasoulof mit Standing Ovations für seinen Film "There is No Evil" gefeiert wurde. Seine Tochter Baran nahm den Preis entgegen, „überglücklich und sehr traurig“.

Und Produzent Kaveh Farnam begeisterte das Publikum mit einer Rede, der man die Freude glaubte: „Dieser kleine Freund hier, der Goldene Bär, wird bald in mein Land reisen und er wird Mohammad sagen, du bist nicht allein. Und Mohammad wird ihm zeigen, wie viele freundliche und friedliche Menschen es im Iran gibt.“ Einen Satz, den er auch sagte, versteht man gerade in Berlin besonders gut: „Es gibt keine Mauern, die unsere Ideen, den Glauben oder die Liebe aufhalten können. Nur die Diktaturen machen sich durch die Mauern kleiner.“

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