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Alphamännchen unter sich. Hobbs (Dwayne Johnson) und Shaw (Jason Statham) bereiten sich mit vorsintflutlicher Technik auf den Showdown vor.

© Universal Pictures

Ableger der Erfolgsreihe "Fast & Furious": Streitaxt schlägt Kampfdrohne

Partner wider Willen: Die Actionstars Dwayne Johnson und Jason Statham im testosteronhaltigen Ableger "Fast & Furious: Hobbs & Shaw".

Von Andreas Busche

Mit samoanischen Müttern legt man sich besser nicht an. Das gilt auch für einen Dwayne Johnson: Vor Mutti wird „The Rock“ wieder zum Steinchen. Doch die Rückkehr in den Hort der Familie ist nicht nur die Einleitung zum großen Finale der Actionkomödie „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“, dessen Titel die Logik des modernen Milliarden-Franchises perfekt veranschaulicht (je mehr Personal, desto mehr Kombinationsmöglichkeiten), sondern auch eine weitere Facette in der Apotheose der Starpersona Dwayne Johnson bedeutet. Exotische Handlungsorte gehören seit James Bond zu den Standards des Actionkinos, ein Ausflug in die Südsee aber ist für Johnson etwas Besonderes. Seine Mutter stammt von den Samoainseln, die Herkunft hatte Johnson in seinen Rollen lange überhaupt nicht thematisiert. Zuletzt lieh er im Disney-Animationsfilm „Viana“ (2016) dem pazifischen Meeresgott Maui seine Stimme.

„Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ ist der unfreiwillige Ableger der Actionreihe um eine Crew von Crashderby-Fahrerinnen und -Fahrern mit flexibler Moral, die neben wirklich spektakulären Verfolgungsjagden vor allem von den familiären Banden zwischen den Figuren lebte. Das Team war der Star. Nach dem Streit zwischen den nominellen Hauptdarstellern Vin Diesel und Dwayne Johnson wegen persönlicher Differenzen ergab sich eine für das Studio äußerst günstige kommerzielle Zellteilung: Vin Diesel, seit Beginn der Reihe dabei (sein Partner Paul Walker starb 2013), ist nächstes Jahr im neunten Teil wieder alleiniger Teamleader. Johnson und Jason Statham, die beide in späteren Filmen dazustießen, dürfen sich jetzt im ersten Spin-off „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ ein wenig vom Einfluss der Reihe losmachen.

Straßenköter trifft Eisprinzessin

Luke Hobbs (Johnson), ein ehemaliger Spezialagent der US-Regierung, und der abtrünnige britische MI6-Agent Deckard Shaw (Statham) müssen zusammen verhindern, dass der genetisch und technologisch modifizierte Superterrorist Brixton (Idris Elba), ebenfalls Ex-MI6, sich eines tödlichen Virus’ bemächtigt, mit dem ein ominöser Waffenkonzern die menschliche Evolution qua Auslöschung beschleunigen will. Die Kapsel mit dem Virus konnte sich Shaws Schwester Hattie (Vanessa Kirby) bei einem Angriff in letzter Sekunde injizieren. Mehr muss man zur Handlung im Grunde nicht wissen. Regisseur David Leitch (Atomic Blonde) und das Autorenteam Drew Pearce/Chris Morgan haben die Geschichte nur rudimentär angelegt.

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Sie können sich auf die Dynamik zwischen Johnson und Statham und ihre unvereinbaren Lebensentwürfe verlassen: Der alleinerziehende Hobbs geht morgens im Muskelshirt ins Fitnessstudio, Shaw (die Straßenköterversion James Bonds, im Armani-Anzug) zapft sich nach dem Aufstehen erst mal im Pub ein Bier. „The Crown“-Star Vanessa Kirby hat ihre Probleme, zwischen diesen beiden phänotypisch sehr unterschiedlichen Alphamännchen zu moderieren, aber wie schon ihr denkwürdiger Kurzauftritt im letzten „Mission Impossible“ zeigt, ist ihr Eisprinzessinnen-Charme durchaus waffenfähig. Dank ihr kommt das in der DNS der „Fast & Furious“-Filme angelegte Naturgesetz, dass Feinde irgendwann zu Freunden werden, auch in „Hobbs & Shaw“ wieder zur Anwendung.

Dwayne Johnson ist Hollywoods Allzweckwaffe

Die Emanzipation vom Mutterschiff mit seiner eingeschworenen Truppe ist ein Grund, warum der Clash der Persönlichkeiten übertrieben viel Raum einnimmt – gerade in den Dialogen, deren Schlagfertigkeit oft reichlich bemüht klingt. Johnson ist in Hollywood längst eine kommerzielle Allzweckwaffe. Dafür steht er auch als Figur, die im Grunde vor jeder Handlungsfolie, ob mit Riesengorillas, im brennenden Wolkenkratzer oder in roter Badehose, funktioniert. Das Geheimnis sind weniger die Muskelberge als vielmehr seine kokette Augenbraue, wie Hobbs’ neunmalkluge Tochter (Eliana Sua) ihm erklärt. Ein eigenes Franchise hat Dwayne Johnson bisher allerdings nicht. Und es ist ziemlich offensichtlich, stellenweise auch auf enervierend aufdringliche Weise, dass das Studio „Hobbs & Shaw“ in genau diese Richtung positionieren will.

Dass der Film am Ende nach Samoa zurückkehrt, ist für die Geschichte eher zweitrangig, obwohl Familie natürlich auch in „Hobbs & Shaw“ eine Rolle spielt. (Helen Mirren hat als Mutter Shaw wieder ein Cameo.) Es scheint eher darum zu gehen, Dwayne Johnson als Darsteller of color zu profilieren, was insofern interessant ist, als sein bisheriges Rollenprofil aus seiner Herkunft kein großes Aufsehen gemacht hat. Im Showdown auf Samoa trifft dann auch die analoge Kriegertradition der Inselbewohner auf die Kriegstechnologie des militärisch-industriellen Komplexes.

Idris Elba ist der andere schwarze Star, der in „Hobbs & Shaw“ auf sein eigenes Franchise wartet, nachdem es mit James Bond vorerst nicht geklappt hat. Brixton ist ein halbwegs charismatischer Bösewicht, was ihn getreu der „Fast & Furious“-Logik schon mal zum Helden prädestiniert. Das Praktische an seinem Hightech-Soldaten ist, dass man ihn nach seinem Ende, wie jedes Kino-Franchise heutzutage, einfach nur zu rebooten braucht.

- In 22 Berliner Kinos; OV: Alhambra, Cinestar im Sony Center, Imax, Karli Neukölln, Titania, Rollberg, Zoo Palast

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