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Taylor Swift freut sich unter anderem über den Grammy für das beste Album.

© AFP/Robyn Beck

Update

58. Grammy Awards: Taylor Swift räumt drei Grammys ab, Kendrick Lamar fünf

Taylor Swift, Kendrick Lamar und die Alabama Shakes sind die großen Gewinner - und Lady Gaga würdigt David Bowie: die 58. Grammy-Verleihung in Los Angeles.

Es wurde dann doch nicht der ganz große Abend für Kendrick Lamar bei der Grammy-Verleihung in Los Angeles. Gleich elf Mal war der aus Compton, L.A. stammende Rapper in den 85 Kategorien nominiert worden, und fünf Trophäen dieses 58. Jahrgangs darf er nun sein eigen nennen, darunter die in der Kategorie des besten Rap-Albums. Aber das Album des Jahres 2015, neben „Record of the year“ und „Song of the year“ die prestigeträchtigste Kategorie der Grammys, hat laut zuständiger Jury Taylor Swift mit „1989“ veröffentlicht (das im Oktober 2014 erschien) und eben nicht Lamar mit seinem musikalisch wie inhaltlich epochalen Hip-Hop-Epos „To Pimp A Butterfly“.

Wogegen zunächst nichts spricht – die Grammy Awards sind nun einmal das ultimative Mainstream-Pop-Ereignis, warum also nicht Taylor Swift. Aber ein sehr starkes Signal wäre eine Auszeichnung für Lamar insbesondere in dieser Kategorie gewesen, ein schwarzer Musiker, nicht das weiße Durchschnittsmädchen!, gerade vor dem Hintergrund der Rassismusdebatte, die nach der Nichtberücksichtigung schwarzer Schauspieler und Schauspielerinnen für die Oscars geführt worden war. Zumal Lamar sich mit seinem Album selbst- wie sendungsbewusst in eine Reihe mit Martin Luther King gestellt und zum Anführer und Prediger des schwarzen Amerikas aufgeschwungen hat.

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Allerdings sind die Grammys – anders als die Oscars – mit ihren vielen Best-of- Kategorien von „ Latin Jazz Album“ über „Regional Mexican Music Album“, „Roots Gospel Album“ oder „Best Blues Album“ bis hin zum „Tropical Latin Album“ sowieso über (fast) jeden rassistischen Verdacht erhaben.

Und Kendrick Lamar hatte schließlich auch den stärksten, nachdrücklichsten Auftritt, als er in Ketten und im blauen Häftlingsanzug mit einem Haufen ähnlich gekleideter Getreuer auf der Bühne erschien, Stücke wie „The Blacker The Berry“ oder „Alright“ performte, an von der Grammy–Akademie seinerzeit ignorierte Hip-Hop-Meisterwerke wie Snoops „Doggystyle“ und Nas´ „Illmatic“ erinnerte („We will live forever, believe that!“) und am Ende vor einer großen Karte Afrikas mit dem Schrifttzug „Compton“ posierte.

Dagegen blieb Taylor Swifton doch etwas blass – auch wenn sie eine zarte feministische Ansprache an „all the the young women out there“ hielt und dazu aufforderte, an sich zu glauben. Auch einen Seitenhieb auf Kanye West, der Swift per Twitter beleidigt hatte (und das auch auf seinem neuen Album „The Life of Pablo“ tut) und vorgibt, er habe sie berühmt gemacht, konnte sich die Sängerin nicht verkneifen. "Es wird immer Menschen geben, die Deinen Erfolg untergraben oder Deine Errungenschaften für sich beanspruchen wollen.“

Die Alabama Shakes gewannen im Rockbereich gleich drei Grammys

Dreieinhalb lange Stunden feierte sich die große Popfamilie selbst, nachdem weit über siebzig der 85 Preise schon vor der eigentlichen Show vergeben worden waren, immerhin ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie groß und weit die Popwelt ist. Vor allem gedachte sie auch ihrer Toten: David Bowie natürlich, dem die orangebehaarte Lady Gaga mit einem bunten Auftritt und einer Coverversion von „Let´s Dance“ Tribut zollte, dazu B.B. King, Motorheads Lemmy Kilmister (dem Alice Cooper, Johnny Depp und Joe Perry von Aerosmith einen Song widmeten), Glenn Frey von den Eagles und Maurice White von Earth Wind &Fire.

Dass sich dieses Mal von den Vielfachnominierten niemand beklagen konnte, lag an den Grammy-Verantwortlichen, die gewissenhaft mit der Gießkanne arbeiteten: Mark Ronson, Skrillex und Diplo, Chris Stapleton, The Weeknd und selbst Ed Sheeran, der in den vergangenen Jahren regelmäßig zu den Verlieren gehört hatte, alle bekamen sie ihre Preise. Bei den Mehrfachgewinnern muss man zudem die aus der R.E.M-Stadt Athens, Georgia stammende Southern-Rock-Band Alabama Shakes nennen, die in ihrem Bereich fast alles gewann, die Awards für „Rock Performance“, „Rock Song“ und „Alternative Music Album“ (den Grammy für das beste Rockalbum erhielten jedoch die britischen Muse für „Drone“).

Fehlt nur noch eine Musikerin, und zwar der Superstar des vergangenen Jahres: Adele. Die britische Sängerin war zwar auch da, das musste auch einfach sein angesichts des phänomenalen Erfolgs ihres jüngsten, Ende November 2015 veröffentlichten Albums „25“. Sie sang „All I Ask“, das von der Technik arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, und verteilte Liebeserklärungen an Kendrick Lamar. Doch nominiert war sie nicht: Ein Grammy-Jahr geht von Oktober bis September, und für das aktuelle kam Adele mit ihrem Album zu spät.

Man muss also kein Prophet sein, um zu sehen, dass Adele 2017 die Grammys mit zahlreichen Nominierungen und Preisen bestimmen wird. Fragt sich nur, ob die Pop-Welt dann nicht aktuell schon wieder ganz andere Stars feiert.

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