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„Eiserne Ladys“. Die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye mit Angela Merkel am Rande des G20-Gipfels in Russland im September 2013.

© p a/dpa

Park Geun-hye: Königin der Wahlen

Park Geun-hye ist die erste Frau an der Spitze der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens. Die Tochter des ehemaligen diktatorischen Präsidenten Park Chung-hee tritt für eine sozialere Politik ein.

Fragt man sich, wer die Politikerin ist, die seit 2013 als erste Frau das Präsidentenamt der Republik Korea bekleidet, so wird man unweigerlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Park Geun-hye entstammt einer Politikerdynastie. Ihr Vater, General Park Chung-hee, ergriff 1961 durch einen Coup d'Etat die Macht und regierte das Land 18 Jahre lang autoritär. Auch in der Demokratie verhalf Park ihre prominente familiäre Herkunft zu einer rasanten politischen Karriere.

Vor allem die ältere Generation verehrt Park Geun-hye, da die damals 22-Jährige nach dem tödlichen Anschlag auf ihre Mutter 1974 deren repräsentative Aufgaben übernahm. Ihre Anhänger bewundern ihre Eleganz und ihr staatstragendes, pflichtbewusstes Auftreten. Die Präsidententochter blieb entgegen der gesellschaftlichen Norm ledig. Dies brachte ihr den Spitznamen „Prinzessin“ ein.

Bei Umfragen nach dem beliebtesten Präsidenten Koreas landete General Park auch in demokratischen Zeiten stets ganz vorn. Die Bewunderung für den Staatsführer, der die koreanische Wirtschaft entwickelte, diente der Tochter als politisches Startkapital. In der Wirtschaftskrise 1998 errang sie erstmals einen Sitz in der Nationalversammlung. Erzkonservative Weggefährten General Parks protegierten ihren steilen Aufstieg in der konservativen Partei. Ihre familiäre Herkunft behindert jedoch auch ihre politischen Ambitionen. So wird Park Geun-hye mit Verletzungen von Menschen- und Freiheitsrechten während der väterlichen Militärdiktatur konfrontiert.

Sie zeigte sich bereit, auf den Norden zuzugehen

Ihr politischer Erfolg lässt sich nicht allein dynastisch erklären. Als Abgeordnete wich sie pragmatisch von einzelnen erzkonservativen Positionen ab und trat dabei aus dem väterlichen Schatten. Park Geun-hye nutzte erste Entspannungstendenzen im Nord-Süd-Konflikt, um ihr eigenes politisches Profil zu stärken. Entgegen dem unter Konservativen vorherrschenden Antikommunismus traf sie in Pjöngjang 2002 auf den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-il. Als Präsidentin zeigt sie sich im Gegensatz zu ihrem Vorgänger bereit, in humanitären Fragen wieder auf Nordkorea zuzugehen. Auch wenn Margaret Thatcher ihr erklärtes Vorbild ist, trat sie angesichts der Wirtschaftskrise im Präsidentschaftswahlkampf für eine sozial ausgewogenere Politik ein.

Die starke Unterstützerbasis im angestammten Wahlkreis garantiert Park Geun-hye haushohe Siege. Verlässlich reißt die „Königin der Wahlen“ die Konservativen aus Umfragetiefs heraus. Die Partei honorierte dies 2004 und 2012 mit Parks Wahl zur Vorsitzenden. Nach fünfjähriger Präsidentschaft ihres innerparteilichen Konkurrenten, Lee Myun-bak, schien sich ein Regierungswechsel anzubahnen. Park kandidierte für das Präsidentenamt und änderte den Parteinamen. Damit inszenierte sie gekonnt einen politischen Neuanfang und verhalf ihrer Partei wieder in die Regierung.

Park Geun-hyes Präsidentschaft liefert ein Bild, das für die koreanische Gesellschaft symptomatisch ist: Auch ein Vierteljahrhundert nach der Demokratisierung werden die ideologischen Gräben deutlich, die das Land tief spalten. Vor allem die ältere Generation und die Wähler in den ländlichen Regionen halten mit dem rapiden sozialen Wandel nicht Schritt, weshalb sie der Generalstochter ins Präsidentenamt verhalfen.

Dr. des. Momoyo Hüstebeck forscht an der IN-EAST School of Advanced Studies der Universität Duisburg-Essen zur Politik Ostasiens. Sie publizierte u.a. zu Politikerdynastien in Korea und Japan.

Momoyo Hüstebeck

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