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Jochen Brückmann kümmert sich bei der IHK Berlin um die Internationalen Märkte

© Doris Spiekermann-Klaas

Interview: Zuständig für Fernbeziehungen

Jochen Brückmann von der IHK über die Wichtigkeit der Internationalen Märkte für die Berliner Wirtschaft

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Herr Brückmann, welche Unternehmen zählen zu den Treibern der Berliner Exportdynamik?

Zu den Treibern gehören neben den namhaften großen Playern vor allem die vielen kleinen mittelständischen Unternehmen, die nachhaltige Exportbeziehungen pflegen. Das sind rund 1000 Firmen in der Stadt.

Aus welchen Branchen kommen diese Mittelständler?

Wir sind vor allem stark im Bereich Sensortechnik, Elektrotechnik, Energietechnik und natürlich in der Pharmaindustrie, aber auch in klassischen Konsumgüterbereichen wie der Lebensmittelindustrie.

Wo lässt sich ein Wachstum verzeichnen?

Digitale Lösungen in der Pharmabranche nehmen zu, vor allem bei den Biotech-Firmen, von denen es ja eine ganze Menge in der Stadt gibt. Diese Firmen sind alle stark wissensbasiert. Die Verknüpfung der Wirtschaft mit Wissenschaft und Forschung ist die besondere Stärke von Berlin – und somit auch das nachhaltige Exportthema.

Auf welchen internationalen Märkten sind ­Berliner Firmen vor allem aktiv?

Der amerikanische Markt ist der wichtigste. Fast ein Achtel unserer Exportbeziehungen finden in den USA statt. Der zweitwichtigste Markt ist unser Nachbarland Polen. China ist auch sehr stark und hat Frankreich im letzten Jahr deutlich überholt. Das hat vor allem mit dem wirtschaftlichen Wachstum in den jeweiligen Partnerländern zu tun und welche Produkte nachhaltig im Ausland nachgefragt werden. Manchmal bieten sich zusätzliche Chancen, wenn sich besondere Exportfenster öffnen, beispielsweise wenn Länder ein bestimmtes Investitionsprogramm fahren.

Worauf kommt es beim Berliner Exportgeschäft vor allem an?

Gute Geschäftsbeziehungen hängen sehr von den Personen ab, nicht von bestimmten Plattformen. Das hat ganz stark mit der Kenntnis der Länder, mit der Sprache und mit Vertrauen zu tun. Nicht umsonst ist Polen für uns ein wichtiger Exportmarkt, und zwar nicht nur als Ort, an den etwas geliefert wird, sondern vor allem für Kooperationen und ganze Wertschöpfungsketten. Die räumliche Nähe spielt da eine wichtige Rolle. Dazu müsste allerdings das, was an wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit Polen vorgelebt wird, auch endlich infrastrukturell nachgeholt werden. Die Verkehrsverbindungen von Berlin nach Polen könnten erheblich besser sein. Zulieferer aus Berlin, die intensiv mit den starken Wirtschaftsräumen rund um Breslau und Stettin zusammenarbeiten, beschweren sich immer wieder darüber.

Lassen Sie uns über die USA reden, den größten Markt für die Berliner Firmen. Werden sich die Wirtschaftsbeziehungen unter Präsident Trump verändern?

Wir spüren in vielen Unternehmen eine gewisse Unsicherheit, die aber bislang vor allem auf Spekulationen basiert. Niemand weiß, wie sich vor allem die steuerlichen Themen tatsächlich entwickeln werden. Die größte Unsicherheit liegt im Bereich der Binnenbesteuerung. Wie werden die amerikanischen Unternehmen zukünftig besteuert und somit auch die Niederlassungen, die deutsche Firmen in den USA haben? An zweiter Stelle steht die Frage nach den Zollbeschränkungen. Da wurde viel angekündigt. So hat das Repräsentantenhaus bereits vor der Wahl von Donald Trump entsprechende Vorschläge entwickelt. Wir gehen aber im Moment – das zeigen auch die Zahlen – von einer kontinuierlichen, stabilen Entwicklung aus. Und wir setzen von unserer Seite sehr stark auf die Themen der WTO, denn wenn Handelsschranken und Zölle möglichst gering und gleich verteilt sind in der Welt, wäre das am hilfreichsten für die wirtschaftliche Entwicklung.

Was empfehlen Sie den Berliner Unternehmen bei ihren Geschäften mit den USA?

Es war schon in der Vergangenheit immer gut für unsere Unternehmen, ein Office oder eine Niederlassung in den USA zu haben. Das ist sicherlich ein Trend, der sich verstärken wird.

Welche Rolle spielen die Berliner Start-ups, die ja sehr stark international ausgerichtet sind?

Sie sind vor allem in der Hinsicht wichtig, dass sie internationale Investoren nach Berlin locken. Die weltoffene Stadt Berlin zieht viele Menschen an, das ist gut für Firmengründer. Klar gibt es einige sehr erfolgreiche Start-ups, die international expandieren. Die meisten sind mit ihrem Produkt aber auf den deutschen Markt fokussiert, die wenigsten verkaufen ihre Produkte gleich in anderen Ländern oder gründen gar Niederlassungen. Das entwickelt sich erst.

Das komplette Interview finden Sie im Heft, das Sie hier bekommen: Tagesspiegel Köpfe bestellen

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