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Das Hirschhof-Gelände wieder zur normalen Mietskaserne.

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin-Prenzlauer Berg: Eigentümer gewinnen Rechtsstreit um DDR-Künstlerhof

Der Hirschhof in Prenzlauer Berg ist ein Erbe der DDR-Opposition. Jahrelang versuchte der Bezirk, die Hofgärten öffentlich zugänglich zu halten, doch Gerichte entschieden anders. Jetzt naht das Ende.

Der Hirsch vom Hirschhof wird bleiben, wobei noch genau zu klären ist, wo genau und wem die Metallskulptur überhaupt gehört. Aber das ist nur ein Detail eines skurrilen, über viele Jahre mit Akribie geführter Rechtsstreits zwischen dem Land Berlin und Hauseigentümern an der Kastanienallee in Prenzlauer Berg. Dieser Rechtsstreit nähert sich nach sieben Jahren nun seinem Ende. Wobei das Land deutlich den Kürzeren zieht und Schadensersatz leisten muss.

Zu klären war, ob eine in der DDR öffentlich genutzte Grünfläche auch nach bundesdeutschem Recht öffentlich bleiben kann oder doch den privaten Eigentümern herausgegeben werden muss. Sie muss. Der Hirschhof entstand in den 80er Jahren als Projekt lokaler Initiativen und wurde schließlich von Amtswegen gefördert. Bald galt der Hof auch als Treffpunkt der subversiven Künstlerszene vom Prenzlauer Berg. Bilder des Fotografen Harald Hauswald machten ihn nach der Wende noch berühmter.

Jetzt reden Pankow und die Eigentümer

Ende der 90er Jahre versuchte der Bezirk, den Hofgarten nach dem Verkauf der angrenzenden Häuser als öffentliche Grünfläche zu erhalten. Nach vergeblichen Vermittlungsbemühungen klagten die neuen Eigentümer auf Herausgabe. Die Gerichte entschieden mal für, mal gegen die Eigentümer, der Bundesgerichtshof sprach schließlich im April ein Machtwort, und das Land gab sich geschlagen. Jetzt reden der Bezirk Pankow und die Eigentümer darüber, wie die Grünfläche mit ihren Kunstobjekten übergeben werden kann.

„Beim Hirschen haben die Eigentümer signalisiert, dass sie ihn wohl abgeben würden“, sagt Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD). Deswegen könnte die namensgebende Figur in einer benachbarten Grünfläche, die dem Bezirk tatsächlich gehört, Asyl finden.

Auch bei den „Steinklumpen“, die auf dem Hof liegen, deutet sich eine Lösung an. Einige hat der Bezirk schon abtransportieren lassen. Anfangs dachte man, die Steine ruhten einst in den Mauern des Stadtschlosses. Später mehrten sich Indizien, sie gehörten zum Berliner Dom.

Drei Hauseigentümern wird der Hirschhof künftig auch de facto gehören

Der Bezirk möchte die Steine gerne sicherstellen, die Eigentümer verlangen aber einen „Eigentumsnachweis“, wie ihre Anwältin Kirsten Schimmelpenning sagt. Es gehe ihnen dabei gar nicht um die Steine, sondern die rechtliche Sicherheit, von Schadensersatzansprüchen eines noch unbekannten Eigentümers verschont zu werden. Auch der Erschaffer des Hirschen darf keine Ansprüche stellen, sonst platzt die Einigung womöglich noch.

Drei Hauseigentümern wird der Hirschhof künftig auch de facto gehören. Was sie damit vorhaben, ist noch unklar. Eine gemeinsame Nutzung funktioniert nicht mehr, da „wird jetzt ein Zaun gezogen“, sagt Schimmelpenning.

Weil sie ihre Hofgrundstücke jahrelang nicht privat nutzen konnten, gehört zur Einigung mit dem Bezirk auch ein finanzieller Schadensersatz. Pro Grundstück ein fünfstelliger Betrag. Der Versuch, die DDR-Errungenschaft Hirschhof ins 21. Jahrhundert zu überführen, kommt Pankow also letztlich teuer zu stehen.

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