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Reno Tiede (rechts), 31, ist Kapitän der deutschen Goalball-Nationalmannschaft.

© Reuters

Goalballer sammeln Spenden für die Ukraine : „Wir haben uns angeguckt und gesagt: Wir müssen was machen“

Goalballer Reno Tiede und die Mannschafft vom RGC Hansa sammeln Sachspenden für die Ukraine. Fast 13 Tonnen kamen dabei zusammen.

Von Elena Deutscher

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

„Mein Cousin ist noch in der Ukraine, er darf im Moment nicht ausreisen. Und meine Oma ist noch dort.“ Serhiy Zholudev lebt in Rostock, ist Goalballspieler in der ersten Mannschaft des RGC Hansa und in der Ukraine geboren. Der 19-Jährige hat täglich Kontakt zu seiner Verwandtschaft. Vier Familienmitglieder sind mittlerweile bei ihm und seiner Mutter in Rostock angekommen: „Das ist schön, da ist man ein bisschen beruhigt, weil man weiß, sie sind in Sicherheit.“

Auch Zholudev hat wie viele Menschen in Europa nicht mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor knapp drei Wochen gerechnet. Selber aktiv zu werden hat ihm geholfen mit der Situation umzugehen. 

Unter #RGCHilft organisiert sich sein Goalballverein, um Sachspenden zu sammeln. Initiiert haben dies das Gründungsmitglied des Vereins Reno Tiede und Cheftrainer Mario Turloff. Tiede war bei den Paralympics in Tokio Teil der Goalballnationalmannschaft. „Wir hatten bei den Spielen ,nur’ Corona, jetzt müssen sich die Athleten neben ihrem sportlichen Höhepunkt damit (mit dem russischen Angriffskrieg, Anm.d.R.) auseinandersetzten. Ich finde es klasse, wenn sie sich stark positionieren“, sagt Tiede. 

Der Goalballer ist von den Vorkommnissen mitgenommen: „Gerade der erste Tag, da war an Arbeiten kaum zu denken. Entweder hat man auf den Bildschirm gestarrt oder aus dem Fenster geguckt“, beschreibt er seine Gefühle. Am vergangenen Sonntag nimmt er gemeinsam mit Turloff an einer Friedensdemo teil. „Wir haben uns angeguckt und gesagt: Wir müssen was machen“, sagt Tiede. Noch am Abend vernetzen sich die Vereinsmitglieder auf WhatsApp, schnell werden Kontakte in andere Netzwerke geknüpft.  

Viele aus der Mannschaft wollen Geflüchtete aufnehmen

„Das hat sich jeden Tag Stück für Stück entwickelt. Wir sind kein riesiger Fußballverein, der wer weiß wie viele Menschen anzieht. Also haben wir uns an Partner gewendet, die viel Publikumsverkehr haben“, erzählt Tiede und ergänzt: „Uns war wichtig, dass die Menschen da regelmäßig vorbeikommen, wie an einer Schule oder im Einkaufzentrum.“ Auch Zholudev machte mit. „Wir haben an verschiedenen Standorten Kisten für Sachspenden aufgestellt und bei Zeitungen Werbung gemacht“, sagt er. „Wir sind unseren Partnern und den Menschen für die viele Unterstützung sehr dankbar.“ 

Das Projekt wird schnell größer. „Am Montag oder Dienstag war der erste Tag, an dem ich dachte ,oh Gott, wo soll das wohl enden? Wie koordinieren wir das?’ Mit jedem Schritt, den man macht, wächst auch der Respekt vor der Aufgabe“, sagt Reno Tiede. Auch die Spedition Gustke wird auf die Initiative aufmerksam und meldet sich bei dem Goalballer. Ihr Angebot: Ein Fahrer und ein LKW, um die Sachspenden zur polnisch-ukrainischen Grenze zu fahren. Eine Mammutaktion, denn an den Sammeltagen sind laut Tiede fast 13 Tonnen Sachspenden zusammengekommen. „Wir haben die Sachen direkt am LKW sortiert, in Kisten verpackt, gewogen, protokolliert und in den LKW geladen.“

Gesammelt wurden vor allem Hygieneartikel, Lebensmittel, Kleidung und Decken. Am vergangenen Mittwoch machte sich der Fahrer dann auf Richtung Grenze. Ob Tiede und seine Mannschaft noch einen Laster voll machen, weiß er nicht. „Der Krieg ist ja nicht mit einem 40-Tonner beendet. Viele aus der Mannschaft haben sich auf einer Plattform angemeldet, um Geflüchtete aufzunehmen. Das heißt, hier vor Ort wird dann auch noch einmal viel Manpower benötigt.“ 

Wer selbst aktiv werden möchte und für die Ukraine spenden möchte, sollte sich vorher gut informieren, was aktuell gebraucht wird. Oft ist vor allem eine Geldspende eine wirkungsvolle 

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