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Gesellschaft: Wahr oder Falsch?

Männer schauen immer zuerst auf die Brüste und Frauen kommt es auf die Penislänge an? Wir klären, was dran ist an den Mythen und Klischees über beide Geschlechter.

Frauen müssen häufiger zur Toilette als Männer
Wie oft wir zur Toilette müssen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt vom Füllvolumen der Harnblase ab. Aber ab ungefähr 200 bis 300 Millilitern Flüssigkeit in der Blase verspürt jeder Mensch normalerweise Harndrang. Bei Männern ist allerdings stärkerer Druck auf die Blase nötig, bis sie Harndrang verspüren, als bei Frauen. Wenn beide gleichzeitig eine Tasse Kaffe und ein Glas Wasser trinken, wurde in Untersuchungen beobachtet, dass die Frau tatsächlich zuerst zur Toilette muss. Sowohl Frauen als auch Männer können ihre Blase allerdings trainieren. Wer viel trinkt, dehnt die Harnblase aus und vergrößert das mögliche Füllvolumen. Mehr als drei Liter pro Tag zu trinken und den Toilettengang lang hinauszuzögern, wird aber nicht empfohlen. Denn dann wird die Blase überdehnt und der Urin kann in die Nieren zurücklaufen.

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Männer schauen zuerst auf die Brüste, Frauen auf den Männerpo
Zwar trieb es unsere Vorfahren sicherlich an, wenn der Mann durch eine kräftige Gesäßmuskulatur fit für die Jagd war und die Frau durch große Brüste adäquat den Nachwuchs versorgen konnte. Moderne Augenanalysen zeigen jedoch: Männer schauen Frauen zuerst in die Augen, Frauen auf die männliche Nase und den Mund. Auf weitere Distanz schauen Frauen nach breiten Schultern, Männer nach einer weiblich gewundenen Körperform.

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Der Körpergeruch entscheidet über Liebe
Das kann man schwer mit einem definitiven Ja oder Nein beantworten: Denn Pheromone, also Botenstoffe zum Informationsaustausch zwischen artengleichen Individuen, spielen zwar im tierischen Sexualverhalten eine wichtige Rolle, ob das aber so oder ähnlich auch für den Menschen zutrifft, fragen sich Forscher schon seit Jahrzehnten. Ein chinesisch-amerikanisches Forscherteam der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking hat in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass Pheromone von uns tatsächlich produziert werden. Ihren Untersuchungen zufolge scheint die Nase aus Körpersekreten das Geschlecht identifizieren zu können, selbst wenn man auf bewusster Ebene nichts wahrzunehmen glaubt. Was man indes sicher weiß, ist: Es hängt auch von den Genen ab, ob man den von Deos, Parfums und anderen vermeintlich bezirzenden Duftstoffen unverfälschten Körpergeruch des Partners mag. Je unterschiedlicher die Gene dabei zwischen zwei potenziellen Elternteilen sind, desto besser kommt man mit dem natürlichen Odeur des anderen zurecht. Denn dann stünde evolutionsbiologisch betrachtet dem Nachwuchs ein besonders vielfältiges Erbmaterial zur Verfügung, um wichtige Eiweiße für die Immunabwehr bilden zu können. 

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Erst Adam, dann Eva
"Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde und schuf einen Mann und ein Weib." So heißt es im ersten Buch Mose der Bibel. Im zweiten Kapitel wird aber klar: Zuerst schuf Gott den Mann und dann seine Gehilfin: »Gott der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die er vom Menschen nahm.« Biologen haben an dieser Reihenfolge Zweifel. Denn Genforscher bewiesen vor einigen Jahren, dass das erste Genmaterial von Frauen vor 200.000 Jahren existierte, das von Männern erst vor 60.000 Jahren. Forscherteams aus Italien und den USA schätzen aufgrund neuerer Erbgutanalysen allerdings, dass der Urmann doch schon vor 180.000 bis 200.000 Jahren lebte. Auch Debatten darüber, welches Geschlecht das stärkere ist, spielen eine Rolle. Schließlich würde die Natur immer die Frau begünstigen. Denn ihre Gene seien stärker und durchsetzungsfähiger als die der Männer, so das Ergebnis mehrerer Laborexperimente. Wer tatsächlich zuerst lebte, ist bisher nicht abschließend bewiesen worden.

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Die Pille macht dick
Dafür würde sprechen: Das Hormon Östrogen kann zu Wassereinlagerungen führen, Östrogen und Gestagen zusammen können den Appetit steigern. Eine Studie des Kölner Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) widerlegt dick machende Vermutungen gegenüber dem Verhütungsmittel jedoch: Bei einem Vergleich von Frauen mit einer Hormonpille und Frauen, die eine Placebotablette einnahmen, konnte keine entscheidende Verbindung zwischen hormoneller Verhütung und Gewichtszunahme nachgewiesen werden. Ausnahmen gebe es trotzdem, so die Forscher.

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Liebe ist einfach nur Biochemie
Das stimmt so direkt natürlich nicht: Liebe ist schließlich die stärkste zwischenmenschliche Bindungskraft. Jedoch kann mittlerweile tatsächlich eine Hormongabe in therapeutischen Paarinterventionen eingesetzt werden, um Verbundenheitsgefühle wieder verstärkt aufflammen zu lassen. Mittels Nasenspray wird dabei das auch als Kuschelhormon bekannte Oxytocin verabreicht - wodurch ganz allgemein Stress reduziert, Aggressivität gedämpft und Empathie sowie Vertrauensseligkeit gegenüber Fremden gefördert wird. Normalerweise wird das Effektorhormon vom Hinterteil der Hirnanhangsdrüse ins Blut ausgeschüttet und ist Medizinern als Auslöser von Geburtswehen und dem Milcheinschuss bekannt. Ein Oxytocinschub trägt aber auch nach dem Sex bei beiden Partnern zu verstärkten Gefühlen der Treue und des Vertrauens bei. Das Bindungshormon ist also für das gesamte soziale Verhalten sehr wichtig und wird daher international untersucht.

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Beim Sex kommt es auf die Größe an
Stimmt nicht - in der Regel bringt ohnehin eher die Stimulation der Klitoris die Frau zum Orgasmus. Eine Universitäts-Studie aus Kalifornien zeigt aber: Wichtig ist wenn überhaupt der Umfang des männlichen Geschlechtsteils. Wie Befragungen zeigen, schätzen viele Männer ihre Penisgröße zu negativ ein: Nur 55 Prozent der befragten Männer sind zufrieden mit der Größe ihres Gemächtes. Die Partnerinnen sehen das anders: 85 Prozent sind vollkommen zufrieden mit der Penisgröße ihres Partners. Die großen Sorgen vieler Männer um die Größe und die Angst vor dem Versagen im Bett scheinen daher unberechtigt.

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Gwendolin Gurr

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