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Gesundheit: Die Vielzitzenratte überträgt die Krankheit - In der Region sterben durch Lassa jährlich 5000 Menschen

Das Lassa-Fieber ist nach einer Stadt im Heimatland des 57-jährigen Nigerianers benannt, der der Krankheit jetzt in Wiesbaden erlag. Es wurde 1969 erstmals an Missionsschwestern im nordnigerianischen Lassa diagnostiziert.

Das Lassa-Fieber ist nach einer Stadt im Heimatland des 57-jährigen Nigerianers benannt, der der Krankheit jetzt in Wiesbaden erlag. Es wurde 1969 erstmals an Missionsschwestern im nordnigerianischen Lassa diagnostiziert. Wie Marburg-, Ebola- und Hantafieber gehört Lassa zur Gruppe der "hämorraghischen", das heißt: mit Blutaustritt einhergehenden Fieber. Es endet in etwa 20 Prozent der Fälle nach schweren inneren Blutungen tödlich, kann jedoch auch mild verlaufen und bei früher Diagnosestellung oft erfolgreich behandelt werden. Für Nigeria, Liberia, Sierra Leone und Guinea schätzt man 300 000 bis 500 000 Infektionen pro Jahr mit 5000 Todesfällen.

Die Genesungschancen hängen entscheidend vom Ersatz für den großen Wasserverlust während der Erkrankung ab. Eine Behandlung ist heute auf zwei Wegen möglich: Das Medikament Ribavierin, das die Vermehrung von Viren hemmt, muss rechtzeitig eingesetzt werden. Es kann besonders gefährdeten Kontaktpersonen auch vorbeugend gegeben werden.

Die zweite Möglichkeit besteht in der Gabe von Immunplasma, das von Genesenden gewonnen werden kann, die Antikörper gegen den Erreger gebildet haben. Problematisch ist allerdings, dass der Stoff oft mit Erregern anderer Erkrankungen wie HIV oder Hepatitis B verunreinigt ist. Eine Impfung gibt es bisher noch nicht.

Eine konsequente Vorbeugung bestünde in den Ländern mit großer Verbreitung der Viruserkrankung in der Bekämpfung der Überträgerratte. Denn chronisch infizierte Nagetiere, vor allem die westafrikanische Vielzitzenratte Mastomys natalensis und ihre Verwandten, sind die Zwischenträger des Erregers. Die Tiere, die in westafrikanischen Ländern oft in enger Hausgemeinschaft mit Menschen leben und auch gegessen werden, erkranken selbst nicht.

Direkter Kontakt mit ihren Ausscheidungen oder der Verzehr von Lebensmitteln, die mit ihrem Urin verseucht sind, führen jedoch zur Infektion. Kommt die Vielzitzenratte selbst auf den Speiseplan und wird nicht richtig durchgebraten, besteht ebenfalls Infektionsgefahr. Von Mensch zu Mensch kann das Virus über Blut und Ausscheidungen übertragen werden. Eine Übertragung durch Tröpfcheninfektion wird zwar für möglich gehalten, ist aber keinesfalls die Regel. Trotzdem werden die Erkrankten sicherheitshalber streng isoliert.

Keines der Symptome unterscheidet Lassafieber eindeutig von anderen hämorragischen Fiebern, die Erkrankung beginnt zudem häufig wie eine Grippe. Drei bis 17 Tage nach der Infektion können Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Halsentzündungen auftreten. Die Diagnose muss deshalb durch den Nachweis des Virus gesichert werden. Da das Virus im Blut des Wiesbadener Patienten nicht nachweisbar war, sondern erst später bei einer Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit identifiziert wurde, halten Mediziner die Ansteckungsgefahr in diesem Fall für geringer als bei der 23-jährigen Kunststudentin, die zu Beginn dieses Jahres im Würzburger Missionsärztlichen Hospital an Lassa-Fieber gestorben war.

Adelheid Müller-lissner

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