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Ein Zwergesel.

© dpa/Paul Zinken

Zwergesel im Tierpark: Die unerreichten Stoiker der Tierwelt

Beliebt bei Kindern, gesellig, legendär: Der Zwergesel ist ein Tier, dem seit Jahrhunderten Spott wie Bewunderung entgegengebracht wird.

Sie brauchen nicht viel. Kein anspruchsvolles Futter, keinen gut ausgebauten Stall und offenbar auch keine große Unterhaltung. Regungslos stehen die sieben Zwergesel des Tierparks in der Sonne, erst nach einer gefühlten Ewigkeit traben zwei Stuten in aller Gemächlichkeit an den Zaun, halten wieder an und blicken dem Besucher ins Gesicht: neugierig, aber unaufgeregt.

Esel sind die unerreichten Stoiker der Tierwelt. Klaglos tragen sie Lasten, in Gefahrensituationen bleiben sie einfach stehen und lassen sich sogar prügeln. Eigenschaften, die ihnen über die Jahrhunderte gleichermaßen Bewunderung und Spott eingebracht haben, nachzulesen in dem Büchlein „Esel“ der Publizistin Jutta Person. Schon dass Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog, war ein Symbol – der Friedensfürst kam mit einem friedlichen Tier. Folgerichtig proklamierte Nietzsche nicht nur „Gott ist tot“, sondern auch: „Ich bin der Antiesel par excellence“. Zu den größten Verehrern des Esels zählt Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, jener Maler, der mit dem liegenden Goethe in Italien eine Gemälde-Ikone schuf. Seine „Eselsgeschichte“ feiert das Tier als Inbegriff des Altruismus. Im 20. Jahrhundert entdeckten dann die Hippies den Esel, gewaltloser Widerstand und so. Inzwischen aus der Mode gekommen steht die Beleidigung „Du Esel!“ synonym für Depp, Trottel oder, wie man heute auf Schulhöfen sagt, Opfer.

Sie gehören zur gleichen Familie wie Zebras und Pferde

In Zoos sind Esel sozusagen Teil der Standard-Ausstattung. Schließlich kann man sie leicht halten, und die Kinder mögen sie. Weil’s der Esel ja mit sich machen und das viele Streicheln klaglos über sich ergehen lässt.

Esel gehören der gleichen Tierfamilie wie Zebras und Pferde an. Sie wurden vom Menschen vor langer Zeit domestiziert, die wilden Vorfahren unserer Hausesel leben noch in Afrika, wenngleich ihre Zahl stark gesunken ist. Nördlich der Alpen gibt es den Esel seit den alten Römern. Im Laufe der Zeit haben Enthusiasten verschiedenste Rassen gezüchtet. Zwergesel zeichnet ihre Körpergröße aus. Ihre Widerristhöhe – das ist der Abstand zwischen den Hufen und dem erhöhten Übergang vom Hals zum Rücken – beträgt bis zu 105 Zentimeter. Zum Vergleich: Der gewöhnliche Esel misst bis zu 135 Zentimeter.

Dass die Tiere im Gegensatz zu ihren engen Verwandten, den Pferden, nicht zur Flucht neigen, hat vermutlich mit dem Terrain ihrer Ur-Heimat zu tun. In den zerklüfteten Bergen Nordafrikas mal eben querfeldein loszurennen, wäre keine gute Idee. Die Herkunft aus den Gebirgsregionen hat den Esel auch schwindelfrei gemacht, lässt ihn mit wenig Nahrung und Wasser auskommen.

Der Esel, ein "erwiesenermaßen geiles Tier"

Ein anderes Stereotyp, das dem Esel lange anhing, sei die Sexbesessenheit, schreibt Jutta Person. Als „erwiesenermaßen geiles Tier“ war er der Kirche – trotz Jesus in Jerusalem – denn auch ziemlich verdächtig. Im Tierpark trennt sicherheitshalber ein Zaun Hengst Frodo und die sechs Stuten, unter denen die hellgescheckte Isabell den Ton angibt.

Tatsächlich brauchen Esel vor allem eines: Gesellschaft. Man sollte sie nie allein halten. Ansonsten geben sie, wenn man genug Platz hat, gute Haustiere ab. Der Tierpark verkauft immer wieder mal Exemplare, für ein paar hundert Euro pro Tier.

ZWERGESEL IM TIERPARK
Lebenserwartung: Im Zoo 30 bis 40 Jahre
Fütterungszeiten: im Sommer gegen 10 Uhr
Interessanter Nachbar: Shetland-Pony

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