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Mecklenburg. Wäre doch schade, wir hätten auf dem Weg zur Ostsee keinen Stopp eingelegt.

© Ulf Lippitz

Von der Mongolei, über Polen bis zum Elsass: Die Schweizen weltweit

Schon ein Hügel reicht, um sich mit dem Namen zu schmücken. Unsere Autoren haben sechs Schweizen besucht – von Mecklenburg bis nach Mongolei.

Mecklenburgische Schweiz

Wenn Berliner zu viel von der Stadt haben, fahren sie in die Schweiz. Nicht in die südliche, wo Bergzacken in den Himmel ragen, sondern in die nördliche, wo Hügel in Seen enden. Zwei Stunden von Berlin entfernt, mitten hinein nach Mecklenburg. Dorthin hat es Bildhauer Wilfried Duwentester verschlagen. Früher Carl-Herz-Ufer, Kreuzberg, jetzt Görzhausen, Pseudoschweiz.

Der Künstler lebt seit den frühen 90er Jahren hinter dem Röthelberg, einer Erhebung, von der Einheimische stolz behaupten, sie sei 1000 Dezimeter hoch. Eine imposante Zahl, die bei korrekter Umrechnung auf 100 Meter schrumpft. An dieser Stelle soll Herzog Georg von Mecklenburg vor etwa 200 Jahren gestanden, den in der Eiszeit entstandenen Hügelzug gesehen und euphorisch ausgerufen haben: Hier habt ihr eure eigene Schweiz! Bis heute erinnert ein rot-weißes Schild an den geografischen Namenspaten. „Schweiz, 832 Kilometer“ steht darauf.

Vom Möchtegernberg führt eine Allee hinab, an einem Feldweg mit Kunstwerken entlang. Mal steht unter Rubinien oder Linden ein Pinguinpaar mit Küken, mal lugt ein geschnitztes Fabelwesen aus einem Brunnenschacht hervor. „Der Spion“, nennt Duwentester diesen gespenstischen Kerl am Wegesrand. Sein Skulpturenpfad erstreckt sich über knapp 500 Meter, ist mit mehr als 40 Kunstwerken bestückt und endet am Schafstall, den Duwentester zum Wohnhaus und Atelier umgebaut hat.

Guck dir mal den Spinner an!

Zwei Schafböcke, erinnert sich Duwentester, gab es noch, als er 1993 in das Fünf-Gehöfte-Dorf kam. Plus eine Handvoll Dörfler, die dachten, er schieße einen kapitalen Bock, wenn er in diese entlegene Gegend übersiedle: Guck dir mal den Spinner an! Heute stehen seine Skulpturen auch bei ihnen im Vorgarten, zwei königsblaue Kühe schmücken einen Rasen, und der Nachbar verkauft Kuchen an kunstinteressierte Gäste. Manche kommen zu Fuß von der Burg Schlitz, einem Luxushotel hinter dem Wald, andere mit dem Rad aus Teterow, der größten Stadt der Mecklenburgischen Schweiz, zehn Kilometer entfernt.

Im Atelier legt Duwentester die Motorsäge aus der Hand, streicht über eine unfertige Frauenskulptur aus Eichenholz und fegt mit den Schuhen lässig die Späne beiseite. Der 72-Jährige denkt an die Wellen der Landschaft, auf der im Mai Raps blüht und im Juni der Mohn. Er sagt, er finde das sanft geformte Land „ausgesprochen erotisch“ und meint das völlig ernst. Zwei Katzen ziehen sich ins Dachgebälk zurück, ein paar Schwalben fliegen durchs offene Haus. „Die scheißen meine Kunst zu“, sagt Duwentester trocken.

Einmal, erzählt er, habe ihn eine Zahnärztin gefragt, wieso er seine Figuren denn in diese perfekte Natur hineinstelle? Lange habe er überlegt. Bis er eine Rechtfertigung fand: „Meine Skulpturen sind das Bauchpiercing der Mecklenburgischen Schweiz.“ Verschönerung für die einen, Verschandelung für die anderen, alles liegt im Auge des Betrachters. Zum Beispiel die fünf Meter hohe Pyramide in seinem Garten. Mecklenburg oder Mexiko? Das Bauwerk ist ein Recycling-Denkmal, denn Duwentester hat die Pyramide aus Baumarktpaletten errichtet und mit einer Blattgoldspitze gekrönt. Ein Hingucker für die Besucher, die meist im Sommer vorbeischauen (duwentester.com), um dem alten Mann seine Fantasiefiguren abzukaufen und bis nach Süddeutschland zu bringen.

Teterow: Berlin ohne Jutebeutel

Der Feldweg schlängelt sich durch dichte Laubwälder und an honigsüß riechenden Rapsfeldern entlang. Von einer Hügelkuppe sieht man den Teterower See. Zusammen mit dem Malchiner und dem Kummerower See bildet er das Dreieck der Schweiz, das auf eine Fläche von rund 50 Quadratkilometern kommt.

Für die Ostseetouristen ist dies Hinterland, Rostock ist 65 Kilometer entfernt, oder Durchfahrtszone auf ihrem Weg an die Küste. Nur wenige Autofahrer verirren sich nach Teterow, dem Herz des Landstrichs. Helge Apelt arbeitet daran, das zu ändern. Dafür braucht der Gastronom Rinderbäckchen und Feldgemüse – und verlangt dafür unschweizerische Preise. Das teuerste Gericht auf der Karte kostet bei ihm 26 Euro. Früher Prenzlauer Berg, Barkeeper, heute „Stadtmühle“, Restaurantbetreiber (stadtmuehle-teterow.de).

Der 35-Jährige hat sich vor knapp zehn Jahren aus der Hauptstadt verabschiedet, für seine neue Existenz hat er die Vorliebe für ausgefallene Getränke und regionale Produkte mitgenommen. Er bietet Gin aus Rostock, natürlich hergestelltes Eis aus Neubrandenburg und einen Müritz-Zander mit Joghurtpraline an. Für Apelt ist Teterow die Fortführung von Berlin ohne Jutebeutel. Solche kulinarischen Konzepte funktionieren plötzlich in einer Region, die früher für ihre Landgaststätten mit Schnitzel und Defensivservice berüchtigt war.

Die alte Stadtmühle ist ein wuchtiger Klotz aus dem Mittelalter. Ein Bach fließt aus dem Mühlenteich unter dem Fachwerkgebäude hindurch. Vor dem Eingang baut Apelt im Sommer Tische mit Grillplatten auf, darauf können die Gäste ihr Barbecue selbst zubereiten – koreanische Szenerestaurants in Berlin setzen auf ein ähnliches Machs-doch-selber-Prinzip. Am Ende greifen die Griller vielleicht noch zu einem Hammerdrink wie dem „Fun Goch“, eine selbst ausgedachte Mischung aus Absinth und Erdbeersaft. „Mehr als drei pro Person empfehlen wir nicht“, sagt Apelt.

Teterow ist klein, etwa 9000 Menschen leben in der Stadt, die zwei Jahre älter als Berlin ist und ihr Stadtrecht 1235 erhielt. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten der Region wurde Teterow im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Das mittelalterliche Zentrum mit den zwei Backsteintoren und viel Kopfsteinpflaster existiert noch, die evangelische Stadtkirche ist gerade aufwendig saniert worden, hinter dem Altar bewundern Besucher die Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert.

Lelkendorf: Neues Leben im alten Schloss

Auf der anderen Seite der Stadt, 20 Kilometer über gewundene Straßen und manch enge Allee entfernt, werkelt ein Ehepaar aus Berlin noch an der Zukunft. In Lelkendorf haben Mechthild und Joachim von Levetzow das Gutshaus der Familie erworben und bringen es nun auf Vordermann. Seit 25 Jahren arbeiten sie daran, zuerst nur an Wochenenden, als sie noch Studienrätin und er Bauingenieur war, seit ihrer Pensionierung vor einigen Jahren in Vollzeit.

Eingangshalle, Treppe, zwei Etagen, Dach, alles fertig. Gerade wird der Dachstuhl ausgebaut. Das Paar lebt inzwischen in Lelkendorf. Der 75-jährige Schlossbesitzer zitiert einen Spruch seines Vaters: „Leg dir ruhig ein Schloss zu, aber nie ohne Angestellte.“ Es ist stark anzunehmen, der Vorfahre wäre entsetzt über die Plackerei seines Sohnes am Rande der Seenplatte.

Noch vor 30 Jahren hätte Joachim von Levetzow selbst nie daran gedacht, auf den Stammsitz zurückzukehren. Die Familie war nach dem Zweiten Weltkrieg von den Russen enteignet worden und zog in den Westen Deutschlands. Als Deutschland wiedervereinigt wurde, erwarb seine Mutter das Gutshaus für eine symbolische Mark zurück. In den dreigeschossigen Bau aus dem 13. Jahrhundert waren inzwischen eine Post, eine Kneipe, Gemeindebüros und eine Turnhalle gebaut worden. Als die ersten Handwerker zur Sanierung eintrafen, kämpften sie gegen Schwammbefall, kaputte Abflussrohre und ein undichtes Dach. „Wer kauft sich denn so eine Hütte?“, fragten sie.

Bedächtig hat die Familie das Haus wiederaufgebaut. Die zwei Söhne mussten jedes Wochenende mithelfen und Schutt raustragen. Jeden Sonntagmittag, wenn die Dörfler aus der Kneipe schwankten, kamen ihnen die Levetzows mit Schubkarren entgegen. Der Bau mit dem 27 Meter hohen Backsteinturm wurde parzelliert, es kamen Eigentums- und drei Ferienwohnungen hinein, das Ehepaar Levetzow lebt im Erdgeschoss, auf 145 Quadratmetern und mit Premiumsicht von der Frühstücksterrasse. „Paradiesisch“, sagt Joachim von Levetzow und blickt bis zum Kummerower See hinunter.

Viermal im Jahr hat die Familie bisher zu Musikabenden geladen (schloss-lelkendorf.de). Neben der Auffahrt hat sie eine Maschinenhalle zu einem Theater umgebaut und eine Kunstgalerie in ein Portiershäuschen installiert. Jetzt gibt sie die Leitung des dazugehörigen Kunstvereins ab. Zwei Wohnungseigentümer aus dem Schloss übernehmen: ein Schweizer Ehepaar.

Böhmische Schweiz

Böhmen. In Tschechien liegt die andere Hälfte des Elbsandsteingebirges.
Böhmen. In Tschechien liegt die andere Hälfte des Elbsandsteingebirges.

© Tschechisches Fremdenverkehrsamt/Vaclav Sojka

Böhmische Schweiz

Der Fährmann, der den Kahn durch die enge, beinahe ein Kilometer lange Edmundsklamm steuert, lenkt die Aufmerksamkeit seiner Gäste nach links und dann wieder nach rechts. Sie sollen die steilen, mit Moos und Bäumen bewachsenen Felswände genau betrachten. Erinnert diese bizarre Formation dort nicht an Bart Simpson? Und jene auf der anderen Seite nicht an Darth Vader?

Die Landschaft der Böhmischen Schweiz hat schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. Da, wo sie früher Zwerge und Drachen erblickten (und zwischenzeitlich sowjetische Staatschefs), sehen sie heute eben Comicfiguren und Science-Fiction-Bösewichter. Die Gegend mit ihren Wäldern, Gipfeln und Burgen hat sich etwas Verwunschenes bewahrt.

Für einen deutschen Besucher kommt die reizvolle Mischung aus Vertrautheit und Fremde hinzu. Denn die Böhmische Schweiz ist jener Teil des Elbsandsteingebirges, der sich auf tschechischem Staatsgebiet befindet. Sozusagen die Fortsetzung der Sächsischen Schweiz jenseits der Grenze.

„Märchen sind in Vergessenheit geraten“

Idealer Ausgangspunkt, um die Region zu erkunden: Děčín, an der Bahnstrecke nach Prag gelegen, knapp drei Stunden von Berlin entfernt. Die Fahrt lohnt sich schon allein wegen des Speisewagens der tschechischen Bahn, wo noch Spiegeleier gebraten und frisch gezapftes Bier ausgeschenkt wird. Die wichtigste Attraktion von Děčín, einer Stadt mit 50 000 Einwohnern, sieht man bereits vom Zug aus. Das Schloss, das auf einem Felsen über der Elbe thront, geht auf eine Befestigung aus dem 10. Jahrhundert zurück, die später im Stil von Renaissance, Barock und Klassizismus umgebaut wurde.

Lange gehörte das Gebäude der Familie Thun und Hohenstein (zu der wiederum die Schauspieler Fritz und Max von Thun gehören), nach dem Prager Frühling zog die sowjetische Armee ein. Inzwischen ist es prächtig restauriert worden, dort residiert jetzt das Staatsarchiv, es gibt Tanz- und Ausstellungsräume, am Wochenende werden Hochzeiten gefeiert. Besichtigungen sind möglich. Im Park drumherum stolzieren Pfauen umher, man hört sie schon von Weitem. Der Rosengarten des Schlosses ist von April bis Oktober geöffnet.

Sven Czastka betreibt mit seiner Frau einen Campingplatz unweit des Schlosses, direkt am Fluss. Ihr Unternehmen „Enthusia“ (enthusia.cz) bietet Ausflüge in den Nationalpark Böhmische Schweiz an, der eine Viertelstunde Autofahrt entfernt beginnt. Czastka ist in Děčín aufgewachsen, sein Vater stammte aus einer deutschsprachigen Familie und gehörte damit zu den wenigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aus Tetschen-Bodenbach, wie der Ort damals hieß, Richtung Westen flüchteten oder vertrieben wurden. Mit den Kindern redete er nur Tschechisch, Sohn Sven lernte Deutsch erst wirklich bei Aufenthalten drüben in Sachsen. Ab und zu spüre man bis heute, dass fast die gesamte Bevölkerung nach 1945 aus anderen Teilen des Landes zugewandert sei, weil es hier leerstehende Häuser und Arbeit gab, sagt Sven Czastka, es fehle die tiefe Verbundenheit zur Region: „Geschichte, auch Märchen, sind in Vergessenheit geraten.“

Günstige Preise locken viele deutsche Besucher

Czastka – langes Haar und Outdoorklamotten – ist ein kritischer Lokalpatriot. Viel habe sich in den vergangenen Jahren getan, doch die touristische Infrastruktur könnte noch besser sein. In Děčín selbst gibt es inzwischen einen Klettersteig und einen Aquapark mit Wasser, das 26 Grad warm aus der Tiefe kommt. Was viele deutsche Besucher über die Grenze lockt, sind die Preise. „Man findet hier so gut wie alles, was es auch in der Sächsischen Schweiz gibt, kann paddeln, radfahren oder wandern, aber man bezahlt deutlich weniger.“

Im Zentrum von Děčín herrscht eine überraschend junge Atmosphäre. Die Technische Universität Prag betreibt hier eine Außenstelle. Und der 2007 eröffnete Elberadweg hat internationale Besucher in die Stadt gebracht. In der Böhmischen Schweiz haben viele Prager ein Wochenendhäuschen.

Czastka organisiert eine Tour durch den Nationalpark, die gut für einen Wochenendausflug in die Region geeignet ist. Zunächst steuert er mit dem Auto das kleine Hřensko an, das Tor zur Böhmischen Schweiz. Von dort sind es nur ein paar Minuten zu Fuß, bis man das Boot besteigen und durch die Edmundsklamm fahren kann. Anschließend geht es den Berg hinauf, nach Mezní Louka, einer hübschen Siedlung, von wo Busse zurück zum Ortskern von Hřensko fahren.

Von Jetřichovice zum Marienfels

Als eine der schönsten Gemeinden der Region gilt Jetřichovice. Dort gibt es nicht nur eine Barockkirche aus dem Jahr 1752, sondern auch alte Umgebindehäuser – eine Art Fachwerk, das in der Gegend verbreitet ist. An der Straße Richtung Rynartice sollte man einen Stopp an einem auf den ersten Blick unscheinbaren Felsen einlegen. Ein Bildhauer hat hier einst in mühevoller Kleinarbeit Zwergreliefs ins Gestein gemeißelt.

Von Jetřichovice ist es ein kurzer Weg bis zum 428 Meter hohen Marienfels. Dort hinaufgewandert, bietet sich eine fantastische Aussicht – auf Wälder, auf den Großen Zschirnstein in Sachsen und auf den Hohen Schneeberg, mit 723 Metern der höchste Berg des Elbsandsteingebirges.

Wer nach einer kraftraubenden Wanderung einkehren will, dem empfiehlt Sven Czastka das Restaurant „Kocanda“ in Děčín (kocanda-decin.cz). Hier gibt’s üppige Vorspeisenteller mit frittiertem Brot und viel Knoblauch, als Hauptgang kommen Entenkeule und Knödel auf den Tisch, dazu Pilsner Urquell vom Fass.

In Mikrobrauereien gibt’s ausgefallene Biere

In Tschechien, weltweit das Land mit dem höchsten Bierkonsum pro Kopf, werden aber längst nicht mehr nur die altbekannten Marken ausgeschenkt. Auch die Böhmische Schweiz besitzt mittlerweile einige interessante Mikrobrauereien, und ihre Zahl wächst. In Děčín sind es zwei neue Kneipen, die vor allem junge Gäste anziehen. Die ehemals große Brauerei unweit des Bahnhofs wurde zu einem Einkaufszentrum umgebaut („Centrum Pivovar“), noch immer überragt vom Schornstein aus rotem Backstein. Unten im Keller gibt’s nun Bier von „Kapitán“. Ein bisschen versteckt liegt die Brauerei „Nomád“ (U Plovárny 10). Sie ist das Projekt eines erfolgreichen tschechischen Brauers, der nach langen Wanderjahren, unter anderem in Japan, mit dieser eigenen Kneipe sesshaft werden möchte, wenigstens ein bisschen.

Und 40 Kilometer weiter, im Städtchen Krásná Lípa, hat der Prager Unternehmer Jan Srb die Tradition einer Brauerei wieder aufleben lassen, die im damaligen Schönlinde nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen wurde. 2013 eröffnete er „Falkenstejn“ (pivofalkenstejn.cz). Das Lokal ist direkt am Marktplatz gelegen, unterhalb der Barockkirche der Heiligen Maria Magdalena. „Damals gab es 200 Mikrobrauereien im Land, heute sind es mehr als 400“, erzählt Srb. Die Hälfte seiner Gäste entscheidet sich fürs Helle Lager, eine von vier Standardsorten, doch es werden auch ausgefallenere Biere gebraut, etwa ein siebenprozentiges Bockbier und eines mit dem schönen Namen „Sudden Death IPA Pink“. Der neue, schicke Gastraum könnte sich ebenso gut in Berlin-Mitte befinden, darüber gibt es inzwischen eine Pension. Eine Tour durch die Brauerei mit Verkostung kostet rund sechs Euro pro Person.

Die Speisekarten bei Srb sind in Deutsch und Tschechisch gehalten. Schon der Name seiner Brauerei schlägt eine Verbindung Richtung Norden, in die Sächsische Schweiz. „Auf der tschechischen Seite gibt es eine alte Burg Falkenstein“, sagt Jan Srb, „und auf der deutschen einen Felsen gleichen Namens.“

Kaschubische Schweiz

Kaschubei. In Polen pflegt die Volksgruppe ihre eigenen musikalischen Traditionen.
Kaschubei. In Polen pflegt die Volksgruppe ihre eigenen musikalischen Traditionen.

© ISIT/pomorskie.travel

Kaschubische Schweiz

Was in aller Welt ist die Kaschubei?

Wer „Die Blechtrommel“ gelesen hat, wird die Kaschuben, eine Volksgruppe in Polen, kennen. Wer nicht, könnte es auf der Suche nach einer Antwort zuerst im „Zentrum für Bildung und die Förderung der Region“ (cepr.pl) versuchen. Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich ein Freilichtmuseum mit einer wilden Themenmischung. Es war das Herzensprojekt des inzwischen verstorbenen kaschubischen Unternehmers Daniel Czapiewski. Er hat im Dorf Szymbark, 40 Kilometer südwestlich von Danzig, nicht nur die längste Holztafel der Welt errichten lassen (Pate: Solidarność-Legende Lech Wałęsa) und das mit fast zwei Metern Höhe weltgrößte Klavier, sondern auch Faszinierendes zur Geschichte seines Volkes zusammengetragen. Ein altes Wohnhaus aus Holz etwa, gelb und blau gestrichen, eine Ausstellung über die nach Kanada ausgewanderten und eine andere über die von Stalin nach Sibirien verschleppten Kaschuben – und ein Gebäude, das buchstäblich auf dem Kopf steht, Symbol für die kommunistische Zeit. Man kann sogar darin herumlaufen.

Die Kaschuben also sind Westslawen, die im Laufe der Jahrhunderte nicht zum Teil der größeren polnischen Gemeinschaft wurden, sondern sich ihre eigene Identität bewahrt haben. Die meisten leben bis heute in einer Gegend ganz im Osten der Pommerschen Seenplatte. Und weil die Landschaft hier mit Wasser und Wäldern besonders schön und ein wenig hügelig ist, nennt man die Region Kaschubische Schweiz. Es gibt zweisprachige Schilder, doch für Ausländer, die kein Polnisch können, sind die Unterschiede kaum zu erahnen, und traditionelle kaschubische Trachten sieht man wohl nur zu besonderen Festen.

„Notera“ ist das kaschubische Wort für Natur

Frei von Industrie und mit Stille gesegnet, ist die Kaschubische Schweiz ein immer beliebteres Reiseziel für die Polen. Am Charzykowskie-See, am Rand der Region, hat vor kurzem das „Notera Spa Hotel“ (hotelnotera.pl) eröffnet, ein Komplex, in dem sich Geschäftsleute für Tagungen treffen und andere mit der Familie ausspannen. „Notera“ ist das kaschubische Wort für Natur. Große Wandbilder in den Zimmern zeigen Bäume im Wald, sie wurden im Nationalpark Bory Tucholskie (Tucheler Heide) aufgenommen, ein Biosphärenreservat in unmittelbarer Nachbarschaft.

Ewa Wojtas, die eigentlich in einer Spedition arbeitet, aber die Natur ihrer Heimat liebt, führt Besucher in ihrer Freizeit auf dem Fahrrad durch den Park (zirka 35 Euro für drei Stunden, ewik16@op.pl), entlang von Kiefern, an deren Fuß Blaubeeren wachsen, und kristallklaren Seen, denen man manchmal nicht zu nahe kommen darf. „Da nisten Eulen“, erklärt Wojtas. Man begegnet aber der 600 Jahre alten Eiche Bartud und mit ein wenig Glück Kranichen und Reihern.

Der Charzykowskie-See, der sich nicht im Park befindet, gehört zu den größten Polens. Er ist, wie viele Seen der Gegend, langgestreckt und über ein Flusssystem mit anderen Gewässern verbunden. In dem kleinen Hafen von Charzykowy, so heißt der Ort zum See, liegen viele Segelboote vor Anker.

Ein Abstecher zur „Graubären-Siedlung“

Von Berlin aus ist die Kaschubische Schweiz dank einer Easyjet-Verbindung nach Danzig neuerdings schnell zu erreichen. Der Flug selbst dauert eine Stunde. Vom Flughafen aus führt eine Bahnlinie in die Region. Wer diese wirklich entdecken möchte, sollte sich jedoch ein Auto leihen.

Tipp für einen Abstecher: Die „Graubären-Siedlung“ (Osada Burego Misia, Wętfie 1, 83-400 Nowy Klincz, buremisie.org.pl/) ist ein einzigartiges Wohnprojekt für Behinderte, das ein Priester in der Wendezeit aufgebaut hat. Die Anlage wächst kontinuierlich, sie ist malerisch gelegen. Die Bewohner produzieren unter anderem Käse, den man vor Ort in einem kleinen Laden kaufen kann. Wenn gerade niemand da ist, einfach die an der Tür angeschlagene Telefonnummer wählen.

Und: auf dem Rückweg unbedingt Halt machen im Slow-Food-Restaurant „Czarny Kos“ (czarnykos.pl) etwas südlich von Danzig. Es serviert hervorragende regionale Küche.

Luxemburgische Schweiz

Luxemburg. Im Müllerthal tragen die Felsformationen russische Namen, zum Beispiel der Perekop (im Bild).
Luxemburg. Im Müllerthal tragen die Felsformationen russische Namen, zum Beispiel der Perekop (im Bild).

© imago/alimdi

Luxemburgische Schweiz

Eigentlich wollte Richard von Weizsäcker das luxemburgische Grenzstädtchen Echternach besuchen, weil die Hauptstadt der Kleinen Luxemburger Schweiz auch die älteste Stadt des Landes ist. Doch jetzt, im Spätsommer 1988, war er nun mal hier, da konnte der Bundespräsident auch „seinen Männern“, wie er die Grenzpolizisten nannte, bei der Arbeit zuschauen. „Wir gingen auf das deutsche Zollhaus zu, und von Weizsäcker war leicht aufgeregt“, erinnert sich Alain Muller, pensionierter Lehrer und damaliger Stadtführer des deutschen Staatsoberhaupts. „Denn die Beamten auf der luxemburgischen Seite der Grenzbrücke hatten im Zollhaus Mittagsschlaf gehalten. Er fürchtete, seine Männer würden das gleiche tun.“ Taten sie nicht, sie saßen überhaupt nicht im Zollhaus. „Sondern auf dem Brückengeländer, mit kurzen Hosen und offenem Hemd in der Sonne“, sagt Muller. Überrascht rief einer der Beamten aus: „Scheiße, da kommt Weizsäcker!“

Wanderer wähnen sich am Schwarzen Meer

Würde heute, mehr als 30 Jahre später, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Echternach kommen, wäre das Zollhaus wieder leer. In der Zeit des freien Personenverkehrs innerhalb der Europäischen Union braucht man keine Grenzer. Dafür dürfte man Steinmeier vermutlich Wanderschuhe und Wanderstöcke in die Hand drücken. Das Müllerthal – die Einheimischen nennen die Region nur ungern „Kleine Luxemburger Schweiz“ – ist für den Tourismus bekannt. Wanderer, die im Luxemburger Osten durch die Wälder streifen, durch Sandsteinschluchten hindurch und auf grüne Hügel hinauf, könnten auf die Idee kommen, ganz woanders zu sein. Nicht in der Schweiz, sondern am Schwarzen Meer. Im Müllerthal tragen die Felsformationen russische Namen. Der Malakoff zum Beispiel, eine schmale, einsame Steinsäule mitten im Wald – benannt nach einer Befestigungsanlage aus dem Krimkrieg. Oder der Perekop, eine überhängende Felswand, die an die Landenge zwischen Krim und Ukraine erinnert.

„Als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Touristen in diese Gegend kamen, dienten diese Namen der Orientierung“, erklärt Jutta Kanstein, während sie zwischen zwei Felsen eine Leiter hinaufsteigt. Seit sieben Jahren arbeitet die Deutsche, von oben bis unten in leuchtendes Rosa gekleidet, als Guide in der Kleinen Luxemburger Schweiz. Die Bezeichnungen der Felsen, sagt Kanstein, gehen auf die lange touristische Tradition dieser Gegend zurück, auch ihr Spitzname. Die luxemburgische hat nicht mal annähernd etwas mit der echten Schweiz gemeinsam, der höchste Gipfel hier ist nur knapp 400 Meter hoch. „Für die Niederländer, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Erste durch diese Gegend wanderten, muss das jedoch beeindruckend genug gewesen sein“, sagt Jutta Kanstein, und sie an die Alpen aus den Erzählungen anderer erinnert haben.

Die kleinen Bäche können tückisch sein

Während man über Sandsteintreppen durch die Wolfsschlucht steigt, versteht man, wie der Eindruck einer „kleinen Schweiz“ entstehen konnte. Diese immer etwas feuchte Gegend hat ein gewisses Hochlandflair, ein Hinterhalt könnte in jeder Höhle, hinter jedem Felsvorsprung lauern. Zwar stammen die kleinen Bäche nicht von einem Gletscher, können aber genauso tückisch sein. Erst vergangenes Jahr füllten heftige Regenfälle die Flüsse der Gegend so stark auf, dass Dutzende Brücken und Straßen in der Kleinen Luxemburger Schweiz zerstört wurden. So kommt es, dass die Felsen aussehen, als hätten gelernte Maurer jahrelang daran herumgebaut, -gehämmert und -gebohrt. Der Sandstein ist wie ein Kunstwerk, ständig vom Wasser verändert und geformt.

Wieder aus den Wäldern hinaus und den Schluchten entflohen, wartet das Städtchen Echternach auf einen, am Ufer des kleinen Grenzflusses Sauer, über den man heute ohne größere Probleme einen Stein bis auf die deutsche Seite werfen kann.

Elsässische Schweiz

Elsass. Einst sollen in der Region Riesen gehaust haben – vermutlich trugen auch sie Schnauzer.
Elsass. Einst sollen in der Region Riesen gehaust haben – vermutlich trugen auch sie Schnauzer.

© laif

Elsässische Schweiz

Zwei Orte, an denen der Schnauzbart überlebt hat. Erstens Berlin, dort ironisch. Zweitens die elsässische Schweiz, dort vollkommen unironisch. Man trifft in dieser Gegend noch Kerle, man darf sie getrost echte Kerle nennen, kleine, große, plauzetragende und spindeldürre. Ihnen gemein: In ihren zerknautschten Gesichtern, knapp unterhalb der großporigen Nasen, thronen stolz die dicksten Balken. Was ist das für ein Landstrich?

Gut zwei Stunden sind es von der echten Schweiz bis in ihr elsässisches Äquivalent. Man folgt am besten dem Rhein flussabwärts, also in nördlicher Richtung, bis links Straßburg auftaucht, da biegt man ab. Drei Täler, Mossig, Hasel, Sommerau, da ist sie, la Suisse d’Alsace.

Cremant, Riesling und Kirschschnaps

Schaute man von oben auf die Gegend, zwei Farben fielen einem wohl ins Auge: hell- und dunkelgrün. Hellgrün leuchten die Weinreben und die Obsthaine rund um Westhoffen, der elsässischen Hauptstadt der Kirschen. Mitte Juni lädt das Dorf zum Kirschenfest, 45 Sorten hat der Verein der Kirschfreunde rund um den Ortskern gepflanzt. Beim Fest werden sie verarbeitet, zu Kuchen, Schnaps, Likör.

Den besten, so heißt es, macht Willi Hagmeyer in Balbronn. Laut Website distillerie-hagmeyer.com ein Mann mit einem stattlichen Schnauzbart, laut Aushang an seiner Tür heute nicht in seiner Destillerie. Man könne seinen Schnaps auf dem Weingut Cave du Roi Dagobert probieren, steht da noch.

Auf dem Weingut sprechen die Mundschenks Elsässisch. Nur wenn ihnen ein Wort fehlt, wechseln sie ins Französische. Cremant und Riesling, Pinot Gris und Himbeerlikör schenken sie aus. Und der Kirschschnaps vom Hagmeyer Willi? Schmeckt erstaunlich mild.

Im Oberhaslach wird der Wald immer dichter

Eine Stunde von Westhoffen entfernt liegt Oberhaslach. Hier wechselt die elsässische Schweiz ihre Farbe. Sanft heben sich die Gipfel der Vogesen aus der Landschaft, bemantelt mit dem dunklen Grün von Fichten, Tannen und Buchen. Im Tal schließt um zwölf die Boulangerie, ein paar Pains au Chocolat verkaufen sie noch. Stärkung für den Aufstieg zum Wahrzeichen der elsässischen Schweiz: der Burg Niedeck.

Die Wanderung hinauf beginnt man am besten an der Auberge (auberge-nideck.alsace) – wenn man es schafft. Zuerst muss man nämlich an dieser Auberge vorbei und damit auch an einem Plakat. „Agneau et Boeuf à la broche“ steht da, und während das Gehirn noch verzweifelt zu übersetzen versucht, ist die Nase schon weiter. Hinter dem Gasthaus lodert ein Feuer, ein Mann in weißer Schürze schwingt ein langes Messer. Über der Glut drehen sich auf einem Spieß handballgroße Lamm- und Rinderkeulen.

Der Duft weht noch ein bisschen hinauf, in den Wald, weicht dann aber schnell einem anderen, gesünderen: Brennnessel! Immer dichter wird der Wald, Moose klettern an Baumstämmen empor, Farne wiegen sich im Wind. Ein Rauschen in der Ferne wird stärker und stärker, bis hinter einer Weggabelung der Blick frei wird auf einen Wasserfall. 20 Meter rauscht die Hasel über jenen Fels hinab, den die Elsässer Bärenberg nennen. Oben drauf steht die Burg, eine Ruine.

Ein Dichter machte die Burg berühmt

Einst, so geht die Sage, sollen hier Riesen gehaust haben. Die Tochter des alten Riesen soll bei einem Ausflug hinab nach Oberhaslach Bauern auf einem Feld gesehen haben, diese für Spielzeug gehalten und sie mit auf die Burg geschleppt haben. Dort wies ihr Vater sie zurecht, das Spielzeug zurückzubringen, man sei auf die Bauern angewiesen. Inspiriert von der Sage schrieb Adelbert von Chamisso der Burg sogar ein Gedicht – und machte sie berühmt:

„Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohl bekannt, / Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; / Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, / Du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.“

Beim Abstieg weicht der Geruch der Brennnesseln bald wieder dem der Lammkeulen vor der Auberge. Gerade schneidet der Grillmeister drei Stücke Fleisch runter, legt sie auf einen Teller und blickt auf. Unter seiner Nase thront: ein Schnauzbart. Mongolische Schweiz

Mongolei. Die meisten der drei Millionen Einwohner leben als Nomaden mit ihren Tieren.
Mongolei. Die meisten der drei Millionen Einwohner leben als Nomaden mit ihren Tieren.

© Christian Vooren

Mongolische Schweiz

Bloß. Nicht. Pinkeln. Müssen! Kann man sich zigfach einreden, funktioniert in etwa so gut wie der Versuch, auf keinen Fall an einen rosa Elefanten zu denken. Genau das Gegenteil tritt ein. Die Nacht wird eine Übung in Selbstbeherrschung, denn die Jurte zu verlassen ist keine Option. Zu kalt draußen. Minus 30 Grad etwa, die rund 100 Meter zur Toilette scheinen von hier so weit entfernt wie eine Strandbar auf Ibiza.

Die Felsen in der mongolischen Schweiz sind nicht so schroff wie im Original, eher geschwungene Hügel als gezackte Gletscher. Wegen des trockenen Klimas schneit es nur selten, dadurch faltet sich die karge Steppe auch im Winter in Brauntönen in die Landschaft.

Am Abend, wenn die Sonne ihre letzte Kraft verliert, färbt sich das Braun zu Bronze und Gold. Bei einer Wanderung auf eine der umliegenden Anhöhen wird einem erstens ein bisschen warm, und zweitens hat man den besten Blick über die kahlen Felder, die kalten Felsen und die weiß leuchtenden Jurten, in denen wie kleine gelbe Punkte nach und nach Feuer angezündet werden für die Nacht.

Der Kehlgesang ist eine mongolische Tradition

Als Tourist kann man sich für ein paar Tage dort einnisten. Vielleicht hat man sogar abends das Glück, beim Essen in einem beheizten Extraraum ein paar Lieder des traditionellen Kehlgesangs zu hören, der Naturgeräusche imitiert. Das klingt für europäische Ohren ziemlich spektakulär und laut. Die Nomaden üben diese Spielart des Obertongesangs schon als Kinder, während sie durch die Weiten der mongolischen Steppe reiten. Da hört sie auch niemand, wenn der Kehlgesang anfangs schief klingt.

Ein großer Teil der rund drei Millionen Mongolen lebt als Nomaden. Schon wenige Autominuten aus der Hauptstadt Ulan Bator heraus in Richtung Nordosten, wenn die Smogdecke noch nicht ganz hinter einem liegt, sieht man kaum Häuser, dafür Zelte. In denen lebt etwa ein Drittel der Mongolen. Mit ihren Zelten ziehen sie durchs Land, auf der Suche nach Weiden für die Tiere. Das ganze Jahr über.

Beim Schritt vor die Tür high werden

Bis ins Dorf Terelj, in dem das Jurtencamp steht (tsolmontravel.com), sind es knapp zwei Stunden Fahrzeit. Satt und gut unterhalten flüchtet man sich zu später Stunde ohne Umwege vom Speiseraum in die eigene Jurte und wickelt sich in einen Stapel Decken. Es war natürlich zu erwarten, dass eine Winterübernachtung im Nomadenzelt ungemütlich werden könnte. Doch zur eigenen Überraschung ist das Bett ziemlich bequem, schon allein, weil es warm ist. Das liegt auch am Kohleofen in der Raummitte. Ein älterer Mongole kommt nachts alle drei Stunden schwer schnaufend reingestiefelt, um nachzulegen.

Irgendwann, zum Glück erst am frühen Morgen, kommt der Punkt, da muss man die Jurte endgültig verlassen. Schicht für Schicht überziehen und beim ersten Schritt vor die Tür praktisch high werden vom eisig kalten Sauerstoff in der Atemluft. Der Kohleofen macht zwar gemütlich warm, aber den Raum auch ziemlich stickig. Der Kontrast zwischen muffigem Zelt und frischer Luft verstärkt das Gefühl, das sich beim Einatmen einstellt – eines von großer Ruhe und Weite.

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