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Knuffig in der Kälte: Tanken hinten, aufladen vorne.

© Limberger / Volvo

Volvo XC 40 T5 Twin Engine: Zwei unter einer Haube

Volvo elektrifiziert mit dem XC 40 nun auch seinen kleinsten SUV. Der Plug-in-Hybrid wird damit noch stadtverträglicher.

Gesellschaftliche Veränderungen zeigen sich unter anderen auch daran, was unter die Motorhaube kommt. Wer braucht einen bulligen Vierzylinder, wenn auch drei Zylinder völlig ausreichend sind, um komfortables fahren zu gewährleisten. Und wer sich den Herausforderungen des Klimawandels bewusst ist, der kommt in der Stadt um eine elektrische Komponente nicht herum. Und zwar nicht nur, damit Autofirmen ihren durch EU-Richtlinien verlangten Flottenverbrauch durch nie genutzte Alibi-Hybride nach unten drücken wollen, sondern weil ein Elektroantrieb in der Stadt von immer mehr Kunden gewünscht wird. Deswegen konnte sich Volvo auch sicher sein, unter seinen Kunden keine Proteststürme zu entfachen, als der Deutschland-Chef Thomas Bauch vor kurzem klipp und klar ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen für überfällig erklärte. Volvo selbst hat die Höchstgeschwindigkeit seiner Fahrzeuge bereits auf 180 Stundenkilometer gedrosselt.  

Mit Doppel-Herz

Das doppelte Kraftpaket, das unter dem Blechkleid versteckt ist, macht den Mittelklasse-SUV XC 40 deswegen noch interessanter. Der Gewinn des wichtigsten europäischen Preises für den XC 40 als Auto des Jahres 2018 zeigt schon, dass die Volvo-Designern im schwedischen Göteborg ein gutes Händchen hatten.

Der XC 40 liegt beim weltweiten Verkauf von Volvo schon nach dem ersten Produktionsjahr mit 140 000 Wagen auf dem zweiten Platz; der kleine SUV hat damit auch zum historisch besten Verkaufsjahr in Deutschland beigetragen. Mit dem neuen XC40 Plug-in-Hybrid wird diese Erfolgsgeschichte absehbar fortgeschrieben. Volvo hat damit auch eine letzte Lücke geschlossen: Nunmehr gibt es bei sämtlichen Modellen eine Plug-in-Hybrid-Version.

Der Kompakt-SUV in der Premiumklasse setzt mit der Kraft der zwei Herzen die Konkurrenz von Audi Q3 oder dem Mercedes GLA nun noch mehr unter Druck. Zum schon bekannten Verbrenner mit vier Zylindern, der aus eineinhalb Liter Hubraum 179 PS holt, kommt nun auch ein elektrisches Aggregat mit 81 PS hinzu. Der im Mitteltunnel untergebrachte Lithium-Ionen-Akku ist kräftig genug, um eine rein elektrische Reichweite ohne jede Schadstoff-Emission von bis 56 Kilometern zu erreichen. Das ist nicht üppig – aber für die üblichen Wege einer normalen Familie im Stadtgebiet völlig ausreichend. Schließlich fahren selbst Pendler auf dem Weg zur Arbeitsstelle in Deutschland durchschnittlich 25 Kilometer am Tag. Man muss nur wollen, und nicht aus Bequemlichkeit nur den Verbrenner nutzen. Freilich muss dazu auch die Lade-Infrastruktur in den Städten deutlich besser werden – obwohl Volvo davon ausgeht, dass die Mehrzahl ihrer Kunden eine eigene Ladestation haben werden.

Markante Rücklichter prägen das breite Heck.
Markante Rücklichter prägen das breite Heck.

© Limberger / Volvo

Elektrisch in der Stadt, Verbrenner auf der Autobahn

Optimal genutzt wird die elektrische Reichweite, wenn die geplante Strecke im Navigationsgerät eingegeben wird: Dann wird auf der Autobahn oder auf Steigungen der Verbrenner eingeschaltet, und im Stadtgebiet der Elektroantrieb. Wem die Reichweite des T5 Twin Engine trotzdem zu gering ist: Zum Jahresende kommt mit dem XC40 Recharge Pure Electric auch noch eine rein Batterie-elektrische Variante auf den Markt. Der soll 400 Kilometer elektrische Reichweite haben. Ein wahres Muskelpaket: Mit insgesamt 408 PS beschleunigt er den Wagen in 4,9 Sekunden auf Tempo 100.

Der XC 40 überzeugt mit einem blitzsauberen Design vom senkrecht stehenden Grill mit der markanten Thors-Hammer-Lichtsignatur der flachen Scheinwerfer bis zu den üppigen Rückleuchten im breiten Heck. Hinter der großen Klappe verfügt der XC40 Twin Engine übrigens trotz des zweiten Antriebaggregats unverändert über zwischen 460 und 1336 Liter Kofferraum. Klassensieger ist der XC 40 damit nicht: In den VW Tiguan kann man etwa 1700 Liter Gepäck laden – aber ohne einen doch raumfressenden Hybrid-Antrieb. Hier zeigt sich der Vorteil, dass Volvo die Plattform des XC 40 von vorherein auf eine spätere Elektrifizierung angelegt hat. Serienmäßig gibt es bei der Basisversion übrigens neben LED-Scheinwerfern und einer Standheizung mit Timer auch eine elektrische Heckklappenautomatik, die das einladen von Gepäck erheblich erleichtert.   

Beheizbare Sitze, Standheizung, Touchscreen und volldigitale Instrumente sind serienmäßig dabei.
Beheizbare Sitze, Standheizung, Touchscreen und volldigitale Instrumente sind serienmäßig dabei.

© Limberger / Volvo

Allrad gibt es nicht

Seinen Volvo-Brüdern mit Verbrennermotor hat der T5 Twin Engine voraus, das er schon der kommenden Abgasnorm Euro 6d genügt. Der kombiniert gemessene Kohlendioxid-Ausstoß liegt bei 41 Gramm pro Kilometer. Der geringere Verbrauch gegenüber der Verbrenner-Version des XC 40 macht sich deutlich bemerkbar – Volvo gibt einen kombinierten Verbrauch von zwei bis 2,4 Liter auf 100 Kilometer an. Bei der Testfahrt im bergigen Gelände waren es im reinen Verbrennermodus rund sechs Liter Benzin.  Der Stromverbrauch soll bei 16 Kilowattstunden pro 100 Kilometer liegen. Bauartbedingt gibt es im Twin Engine keinen Allrad-Antrieb: Beim Plug-in-Hybrid, bei dem beide Motoren unter der Fronthaube sitzen, wird die Kraft nur auf die Vorderachse geleitet. Im sonst für den Hinterachs-Antrieb genutzten Kardantunnel ist schließlich der Akku für den Elektroantrieb verbaut. Bei den größeren Plug-in-Hybriden im XC60 und XC 90 ist das übrigens anders, dort sitzt der Elektromotor über der Hinterachse.

Die Zielgruppe des XC 40 T5 Twin Engine wird aber vermutlich seltener im ruppigen Offroad umherkurven. Bei der Beschleunigung zeigt der T5 Twin Engine dafür im elektrischen Modus jene Anzugsstärke, die gerade im Stadtverkehr als angenehm empfunden wird, wenn man schnell mal vor Zweite-Reihe-Parkern in die andere Spur ausweichen muss. Man muss ja nicht die volle Sprintstärke ausnutzen, die den leer immerhin 1800 Kilo wiegenden SUV in 7,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen kann. Und das, obwohl der Twin Engine, der ausschließlich mit einer siebengängigen Schaltautomatik angeboten wird, rund 130 Kilo schwerer ist als seine XC40-Verbrenner-Kollegen. Auf der Testfahrt tangiert das die Straßenlage nicht merkbar, auch in der Kurvenfahrt bleibt der Wagen brav in der Spur. Nur beim ruppigem Druck aufs Gaspedal, etwa bei Steigungen, lässt der Dreizylinder mit knurrigem Klopfen von sich hören.   

Kräftige Front - und immer leuchtet Thors Hammer.
Kräftige Front - und immer leuchtet Thors Hammer.

© Limberger / Volvo

Viel Platz und modernes Design

Der kleinste Volvo-SUV bietet seinen Fahrgästen im Innenraum all das, was auch seine größeren Brüder beim XC 60 und XC 90 auszeichnet: Klares und aufgeräumtes schwedisches Design, eine hervorragende Verarbeitung, praktische Lösungen und ein für diese Klasse erstaunliches Platzangebot. Es gefallen im 4,42 Meter langen Wagen auch die straffen und zugleich komfortablen Sitze, mit denen man auch längere Fahrten bequem genießen kann. Mit dem hochkant stehenden Touchscreen über der Mittelkonsole sowie dem digitalen Kombiinstrument mit seinen übersichtlichen Anzeigen – beides serienmäßig - hat der Fahrer jederzeit vollen Zugriff auf alle Fahrzeugfunktionen. Lediglich an die etwas retromäßigen Lüftungsauslässe muss man sich gewöhnen. Das aber fällt leicht angesichts der sauberen Klänge der Musikanlage und einer vielfältigen Konnektivität auf dem Stand der Technik.

Hinzu kommt natürlich auch eine große Zahl von Assistenzsystemen, die den XC 40 wohl zu einem der sichersten Fahrzeuge seiner Klasse machen. Das Unternehmen hat sich schließlich das Ziel gesetzt, dass ab 2020 kein Mensch mehr bei einem Unfall in einem Volvo getötet oder schwer verletzt wird. Deswegen ist alles dabei, was auch schon bei den großen XC 60 und XC 90 zu finden ist. Da begeistert etwa der exakt arbeitende halbautonome Fahrzeugpilot, der vom der Spurführung bis zum automatischen abbremsen, überholen und wieder beschleunigen bis zur Notfallbremsung gerade lange Autobahnfahrten extrem entspannend machen. Für Sicherheit sorgen auch das City Safety Notbremssystem mit Fahrradfahrer- und Fußgänger-Erkennung, ein aktiver Spurhalteassistent sowie eine Verkehrszeichenerkennung.

Die Wallbox gibt Volvo dazu - und übernimmt die Kosten für alle im Jahr elektrisch gefahrenen Kilometer.
Die Wallbox gibt Volvo dazu - und übernimmt die Kosten für alle im Jahr elektrisch gefahrenen Kilometer.

© Limberger / Volvo

Umweltprämie nur für kleine Reifen

Natürlich ist der XC 40 T5 Twin Engine kein Billigheimer. Gibt es den BasisXC40 T3 in der Momentum-Grundausstattung mit Schaltgetriebe und Frontantrieb für knapp 33 000 Euro und den XC 40 T4 mit Allrad und Schaltautomatik in der Basisversion für 41 000 Euro, so startet der T5 Twin Engine bei 49 000 Euro. Davon können Käufer freilich 4500 Euro staatliche Umwelt-Prämie abziehen. Allerdings nur, wenn man auf 21 Zoll große Felgen verzichtet.  Kurioserweise nämlich überschreitet der T5 Twin Engine damit die Emissionsgrenzen für die Umweltprämie von 50 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Aber auch mit 18 Zoll Rädern ist der XC 40 T5 Twin Engine ein überaus gelungenes Auto.  Und Volvo macht ein zusätzliches Angebot: Allen Kunden wird eine Wallbox geliefert und eingebaut. Außerdem wird der jährlich verbrauchte Strom bezahlt – aber erst am Ende des Jahres. Damit will Volvo einen Anreiz geben, auch wirklich elektrisch zu fahren. Für die Kunden, die Stromkosten sparen und auch die Wallbox behalten können, bedeutet das einen Vorteil von rund 2000 Euro.

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