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Mehr als ein Facelift: Der Caddy wurde total überarbeitet und ist im Frontbereich nahezu identisch mit dem Golf 8.

© Volkswagen

Volkswagen Caddy: Einer für alle Fälle

Volkswagen hat die fünfte Generation des Hochdachkombis radikal überarbeitet zum attraktiven Allrounder für Familien, Sportler, Camper und Handwerker

Die Berufsgenossenschaft darf sich freuen. Damit die Handwerker bei langen Fahrten und anstrengenden Arbeitstagen es nicht im Kreuz bekommen, hat der neue Caddy nun besonders ergonomische Sitze spendiert bekommen. Da erfreut auch alle anderen Nutzer. Schließlich gilt beim Caddy: Einer für Viele. Für den Handwerker, für die Outdoor-Freunde und für die ganze Familie. Die neue, nun schon fünfte Generation des Caddy hat sich jedenfalls viel vorgenommen – und löst als echter Allrounder vieles davon ein. Die Nutzfahrzeug-Abteilung des Weltkonzerns macht aus dem früheren Lastenkombi nun jedenfalls ein attraktives Angebot für ganz normale PKW-Nutzer. Für die Konkurrenten Citroën Berlingo, Renault Kangoo, Opel Combo oder dem Ford Tourneo ist der neue Caddy eine echte Kampfansage. Und so mancher Interessent könnte sogar auf den Gedanken kommen, dass statt des Kompaktvan Volkswagen Touran, der fast die gleichen Abmessungen hat, aber deutlich teurer ist,

auch ein Caddy eine gute Wahl ist.

Als fünfsitziger Familienwagen ist der Caddy 4,50 Meter lang - in der Maxi-Version gibt es auch eine dritte Sitzbank.
Als fünfsitziger Familienwagen ist der Caddy 4,50 Meter lang - in der Maxi-Version gibt es auch eine dritte Sitzbank.

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Kampfansage an die Konkurrenz

Erfolgreich war der Caddy freilich schon bislang. Immerhin wurden davon seit dem Start vor 40 Jahren über drei Millionen Fahrzeuge verkauft. Aber mehr als einen zuverlässigen Kombi ohne Schnickschnack und Komfort durfte nie jemand erwarten. Wer jetzt neben der Vorgängerversion steht, merkt sofort, dass nun eine neue Zeit angebrochen ist. Vorne ist der Caddy fast identisch mit dem aktuellen Golf 8 – dank der nun auch vom Caddy genutzten gemeinsamen Plattform. Und dahinter gibt es Raum ohne Ende.

Schon in der Basisversion ist der 1,80 Meter hohe Kombi um neun Zentimeter auf nun 4,5 Metern Länge gewachsen. Auch in der Breite wächst der Hochdach-Kombi um sechs Zentimeter. In der längsten Version mit 4,85 Meter Länge ist im Laderaum nun sogar Platz für zwei Euro-Paletten hintereinander. Selbst große Menschen haben nicht nur viel Beinfreiheit und könnten mühelos mit Cowboy-Hut in der zweiten Reihe sitzen – oder auch in der dritten Reihe. Denn auch die gibt es wunschweise in dem enorm flexiblen Fahrzeug, das damit bis zu sieben Personen transportieren kann. Weil die Sitze umgelegt oder sogar leicht herausgenommen werden können, ist das kleinste Volkswagen-Nutzfahrzeug ein variabler Raumriese.  

Serienmäßig ist die markante Heckklappe mit riesiger Scheibe und senkrechten Rückleuten - zu haben ist der Caddy aber auch mit einer zweiflügeligen Hecktür.
Serienmäßig ist die markante Heckklappe mit riesiger Scheibe und senkrechten Rückleuten - zu haben ist der Caddy aber auch mit einer zweiflügeligen Hecktür.

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Vorne Golf 8, hinten Kasten

Das Gesicht des neuen Caddy ist mit dem sehr flachen Kühler und der Zierleiste, die in die Scheinwerfer übergehen, identisch mit dem Golf 8. Die darunterliegende Frontschürze ist als Wabengitter gestaltet. Auch in der Seitenansicht macht der Kombi gute Figur mit den eingezogenen Flanken und den leicht ausgestellten Radhäusern. Angenehm sind die großen Seitenspiegel, die serienmäßig elektrisch verstellbar sind. Bestimmt wird die Seitenansicht aber von den rahmenlosen Fenstern unter der leicht nach hinten abfallenden Dachlinie. Obligatorisch sind die manuell zu betätigenden Schiebetüren auf beiden Seiten. Gegen Aufpreis schließen die auch elektrisch – die 115 Euro sind gut angelegtes Geld. Das Heck wird beherrscht von dem riesigen Rückfenster der Heckklappe und der ausdrucksstarken, senkrechten Rücklichter-Leiste. Wer möchte, kann den Caddy auch mit einer zweiteiligen Flügeltür bekommen. In zwei Breiten gibt es übrigens auch die seitlichen Schiebetüren – in der großen Version sogar breit genug, um eine Euro-Palette einzuladen.

Große Klappe - und ganz viel Raum dahinter.
Große Klappe - und ganz viel Raum dahinter.

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Deutlich mehr Fahrkomfort

Neben bequemen Sitzen und einer guten Verarbeitung empängt den Nutzer eine deutlich größere Portion Fahrkomfort. Das fängt beim neuen, serienmäßigen Multifunktionslenkrad an. Die Lenkung ist, anders als beim Vorgänger, jetzt sehr viel direkter und zeigt Rückmeldung zur Straßenlage. Außerdem kommt die neue Lenkung mit nur zweieinhalb Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag aus - was das handling in den Kurven deutlich verbessert. Auch die Straßenlage ist durch die neue Hinterachse, wo es statt Blattfedern nun Schraubenfedern und Längslenker gibt, deutlich komfortabler geworden. Serienmäßig sind elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel und eine elektronsiche Parkbremse.

Bei der Ausstattung gibt es nun ein digitales Cockpit mit vielen Darstellungsmöglichkeiten und eingespiegelten Verkehrszeichenerkennung oder Streckenführungskarte zwischen Rundinstrumenten. Dazu kommt über der Mittelkonsole ein bis zu 10-Zoll-großes Infotainment-Display mit Touchfunktionen. Serienmäßig ist das aber nur in der höchsten Ausstattungslinie „Style“.  Je nach Ausstattung reagiert der Caddy auch auf Sprachbefehle. Auffallend ist, dass die Designer etliche Schalter eingespart haben. Dadurch wirkt der Fahrerbereich sehr aufgeräumt. Auch die Leuchten werden nun per Touchfunktion eingeschaltet. Weniger geht aber auch: In der Grundausstattung bleibt es beim analogen Instrument und einem rudimentären 6,5-Zoll-Display ohne Radio; auch LED-Scheinwerfer gibt es nur gegen Aufpreis. Aber das kommt den Caddy-Nutzern durchaus entgegen. Die wollen in der Mehrheit vor allem einen robusten Alltags-Begleiter. Typisch dafür: Als die Nutzer befragt wurden, ob sie gerne Soft-Touch-Oberflächen im Innenraum haben wollten, votierte die Mehrheit klar für die pflegeleichten und unempfindlichen Hartplastik-Verkleidungen.  

Das volldigitale Multifunktionsinstrument und ein zehn-Zoll-Infotainment-Display mit Touchfunktion gibt es ohne Aufpreis nur in der höchsten Ausstattungslinie.
Das volldigitale Multifunktionsinstrument und ein zehn-Zoll-Infotainment-Display mit Touchfunktion gibt es ohne Aufpreis nur in der höchsten Ausstattungslinie.

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Zum Start nur zwei Diesel

Zum Verkaufsstart kommt der Caddy nur mit zwei Turbo-Diesel mit 55 und 75 kW Leistung, die jeweils an der Vorderachse anpacken. Ein Diesel mit 90 kW wird folgen. Ausgerüstet sind die Zweiliter-Vierzylinder-Aggregate mit der neuen Twindosing-Technik, mit der ein zweiter Katalysator und eine doppelte AdBlue-Einspritzung die Stickoxide bis weit unterhalb der Euro6d-Grenzwerte reduzieren, wie Volkswagen versichert. Hätte VW mal früher machen sollen. Schließlich kam es zum Diesel-Betrug, weil man damals den adBlue-Verbrauch nicht erhöhen wollte. Die 55 kW-Version erwies sich als ausreichend kräftig, nur bei Steigungen wird er ein wenig schweratmig. Während in der PKW-Ausführung der Diesel kaum zu bemerken ist, ist er wegen der geringeren Innenraum-Dämmung in der Kombi-Version deutlich hörbar. Eindeutig sprintstärker ist der 75 kW starke Diesel. Wer mit der zugelassenen Nutzlast von 800 Kilogramm fährt, sollte sich wohl besser für das stärkere Aggregat entscheiden. Das verbrauchte bei der Testfahrt auf Landstraße und Autobahn 6,2 Liter Diesel.

 

Auch Allrad und Plug-In-Hybrid geplant

Der kleinste Diesel kommt mit einer manuellen Sechsgang-Schaltung, die sehr geschmeidig und drehzahl-elastisch zu schalten ist. Benötigt wird der höchste Gang dabei nur auf längeren Autobahnfahrten. Für den 90 kW-Motor kann auch eine Siebengang-Automatik gewählt werden. Wer die Automatik wählt, bekommt einen anfänglich irritierend kleinen Schaltstummel auf der Mittelkonsole. Bald wird es sowohl einen 1,5- Liter-Benziner mit 84 kW und eine Erdgas-Version mit 96 kW geben; einen Allrad-Antrieb fürs Gelände gibt es ab Frühjahr 2021. Angekündigt wird zudem ein Plug-In-Hybrid – bislang noch ohne Terminangabe. Vor kurzem wurde bereits die Camper-Version California mit Bett und Mini-Küche vorgestellt.

Bis zu 19 Assistenz-Systeme sorgen für hohe Sicherheit und Fahrkomfort. Darunter sind fünf ganz neue Systeme wie der Travel Assist für unterstütztes fahren. Serienmäßig gibt es etwa einen Spurhalte- und  Abbiegeassistenten, Notrufalarm, Müdigkeitserkennung sowie ein automatisches Notbremssystem.

In der PKW-Variante mit fünf Sitzen startet der Caddy bei 26.500 Euro; als Kastenwagen in der Version EcoProfi ist er bereits ab 20.900 Euro zu haben. Wer den Camper haben möchte, muss rund 30.000 Euro zahlen.

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