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Der Scharbeutzer Strand ist leer, da zeigt die Ampel grün.

© Carsten Rehder / dpa

Urlaub an Nord- und Ostsee: Wie Ferienorte volle Strände verhindern

Mit Lasersensoren oder Kameras wollen Lübeck und Sankt Peter-Ording zählen, wie viele Menschen am Strand sind. Was ist mit dem Datenschutz?

Von Jonas Bickelmann

Die Ampel steht auf grün. An allen Stränden der Lübecker Bucht waren zum Wochenbeginn so wenige Menschen, dass man ohne Sorge ans Wasser konnte. Das verrät der Blick auf den seit Anfang des Monats verfügbaren „Strandticker“ für beliebte Badeorte um die Hansestadt.

Auf der Internetseite strandticker.de können Badelustige anhand eines Ampelsystems sehen, wo noch Strandplätze frei sind. Wenn es an einem Abschnitt zu voll wird, schaltet die Ampel um.

Die Ostseebäder Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf, Neustadt, Pelzerhaken und Rettin haben das Lenkungssystem entwickelt, damit die coronabedingten Abstandsregeln auch an den Stränden eingehalten werden können. Wegen des Ansturms von Tagestouristen hatte die Bürgermeisterin von Scharbeutz an zwei zurückliegenden Wochenenden den Zugang zum Ort sperren lassen.

Das Online-System soll helfen, Zustände wie an Pfingsten zu verhindern. Damals waren so viele Menschen an die deutschen Küsten gefahren, dass die Corona-Vorsichtsmaßnahmen vielerorts kaum eingehalten werden konnten.

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Daraufhin stand zur Debatte, dass Plätze und Zeiträume vorher reserviert werden müssten. Aber der Plan wurde verworfen, da nicht jeder die Möglichkeit hat, sich den freien Slot vorab im Internet zu reservieren. Für alle, die es analog bevorzugen: Die aktuellen Informationen des Lübecker Strandtickers gibt es nicht nur online, sondern auch per Telefon (04503/7794100).

Rote Ampel am Samstag

Bei bestem Sommerwetter hatte es am vergangenen Wochenende wieder zahlreiche Menschen an die Ostseestrände in Schleswig-Holstein gezogen. Das verursachte etwa in Scharbeutz und Haffkrug erneut Platzprobleme. Am Samstag schaltete die Ampel für einzelne Strandabschnitte erstmals auf rot. Das signalisiert: bitte einen anderen Strand ansteuern.

Noch ist der Ticker auf menschlichen Input angewiesen: Die Infos für die Online-Ampel kommen zunächst viermal am Tag von Strandkorbvermietern und den Angestellten, die die Kurtaxe kassieren. Aber bald wollen die Scharbeutzer Daten auch digital erfassen.

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Dann soll es an den Zugängen Sensoren geben, die zählen, wie viele Menschen den Strand betreten. Das Projekt startet im August mit 20 Zählpunkten in die Pilotphase. Nicht nur Scharbeutz an der Lübecker Bucht ist dabei, sondern auch Sankt Peter-Ording an der Nordseeküste.

Die Datenschutz-Frage

Die Verantwortlichen setzen dabei an der Ostsee auf Lasersensoren, die im Prinzip wie eine Lichtschranke funktionieren, sagte Projektleiter Paul Stellmacher, von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht dem Tagesspiegel. Der Sensor erkenne aber auch, wenn sich eine Gruppe an den Strand bewegt und zählt Hunde oder Fahrräder nicht mit. Individuelle Merkmale zu den Strandbesuchern würden nicht erhoben, also etwa keine Gesichtserkennung. „Nur die Anzahl wird übermittelt, auf den Geräten ist auch keine Kameratechnik.“

An der Nordsee sollen ebenfalls nur anonymisierte Daten erhoben werden, aber mit anderen Techniken. Hier wird das System über die WLAN-Zugriffe der Smartphones die Besucherzahl hochrechnen. Außerdem soll es Kameras am Strand geben. Aus großer Höhe fotografieren sie das Gelände und ein Programm berechnet die Zahl der Menschen.

Nicht überall ist es voll

Auch wenn der Urlaub an den deutschen Küsten dieses Jahr besonders beliebt sein dürfte, gibt es keineswegs überall Probleme wegen eines zu großen Andrangs. Von der schleswig-holsteinischen Ostseeküste heißt es: „Wir sind gut besucht, aber weit entfernt von einem Massenansturm. An unseren Stränden ist noch Platz“, so Bettina Schäfer, Bürgermeisterin von Scharbeutz. Urlauber, Einheimische und Tagesgäste hätten sich sehr gut an den Stränden der Region verteilt. Für sie der Beleg, dass der Strandticker hilft.

Am Wochenende begannen die Sommerferien in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Aus den drei ostdeutschen Bundesländern kommen traditionell besonders viele Urlauber nach Mecklenburg-Vorpommern. Überfüllt seien die Strände auch dort aber nicht, sagte der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf. „Wir haben viele, lange und breite Strände.“

Auch für die Sicherheit im Wasser ist gesorgt: Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) hat die Besetzung der Wachtürme jüngst wieder auf die maximal zulässige Stärke hochgefahren. (mit dpa)

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