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Kein Schnäppchenmarkt. Manhattan von Brooklyn aus gesehen.

© Andreas Austilat

Teurer Kurztrip: Ein Domizil am Times Square

Wie unser Autor in New York eine günstige Wohnung ergatterte und vom Mietendeckel träumte.

Von Andreas Austilat

Bekanntermaßen bin ich kein Freund unüberlegter Geldausgaben. Darum vermeide ich Reisen über die Feiertage. Werden doch zu solchen Gelegenheiten, zu denen es viele in die Ferne zieht, oft überhöhte Preise verlangt. Da nehme ich es lieber billigend in Kauf, dass sich die ganze Verwandtschaft bei uns versammelt, dann muss ich mich nicht auf den Weg machen.

Nun, dieses Jahr kam alles anders. Durch einen glücklichen Umstand, der hier nichts weiter zur Sache tut, fiel meiner Frau und mir für eine Woche eine Wohnung in New York gewissermaßen in den Schoß.

Ein Danaergeschenk, wie ich sofort witterte. Danaergeschenk? Für diejenigen, die weder mit griechischen Versen noch mit den alten Lateinern vertraut sind: Der Ausdruck geht auf das Trojanische Pferd und dessen Interpretation durch Vergil zurück und meint eine Gabe, die den Beschenkten teuer zu stehen kommt.

„Schatz“, sagte also meine Frau sofort, „New York, was zögerst du?“ Dazu hätte ich einiges sagen können, über Troja etwa, immerhin hat sie das Latinum und das Graecum. Doch ich wollte nicht kleinlich erscheinen, nicht zu Weihnachten.

Gepäck geht extra

Schon der Flug war kein Schnäppchen, zumal die Gepäckaufgabe sich nicht so einfach dazubuchen ließ, sondern extra bezahlt werden musste – das nannte sich „Ticket light“ oder so ähnlich.

In New York angekommen, habe ich dann die Zukunft gesehen. Es handelte sich um ein Apartment, zwar in ausgesprochen zentraler Lage im Herzen von Manhattan, dafür war es aber auch die kleinste Wohnung, die ich überhaupt jemals betreten habe. Wobei schon das nicht leicht war, musste sich doch der erste Gast ein wenig an die Seite drücken, damit auch der zweite inklusive des teuer gebuchten Koffers darin Platz fand.

Solche Wohnungen sind in Manhattan offenbar Standard. Und nicht nur dort, aus Paris weiß ich, das einstige Mädchenkammern – das waren Unterkünfte, die früher den Hausangestellten vorbehalten und im Grunde nicht mehr als Schubladen im Zwischengeschoss waren – heute schon mal teuer als Appartement vermietet werden.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass das auch in Berlin üblich werden könnte. So wie es das in der Vergangenheit war. Meine Oma erzählte früher zu Weihnachten gern, wie sie als Kind mit zwei Geschwistern und den Eltern in zwei Zimmern lebte.

Teures Wasser aus dem Supermarkt

Wir gingen dann erst einmal einkaufen. Eine Flasche Mineralwasser kostete in einem Manhattaner Supermarkt 2,79 Dollar, das Bier ließ ich stehen – der Sixpack kostete 12,99. Und die Salamipackung ebenfalls, gut, ein wenig Schinken war auch dabei. In der Kundenschlange bei Trader Joe’s, eine Art Edel-Aldi-Ableger in den USA, diskutierten wir darüber, dass Lebensmittel in Deutschland eigentlich viel zu billig sind. Was freilich nicht bedeutet, dass das New Yorker Mineralwasser besser ist. Ich konnte jedenfalls keinen Unterschied feststellen. Beim Leitungswasser schon, das schmeckte nach Chlor.

Auf dem Rückflug verbrachte ich eine schlaflose Nacht in der Economyclass, das heißt, hin und wieder nickte ich dann doch ein. Schließlich träumte ich vom Trojanischen Krieg, in dem plötzlich Schilder auftauchten, die sich in Berliner Mietendeckel verwandelten. „Höher halten!“, rief ich und erwachte im Pfeilhagel. Tatsächlich waren es wohl meine eingeklemmten Blutgefäße, die da so zwickten.

„Aber es war doch auch schön“, sagte meine Frau versöhnlich, „vor allem die Silvesterfeier auf dem East River“. Stimmt, da war der Sekt sogar inklusive. Fragen Sie nur nicht, was die Tickets gekostet haben.

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