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Damit Nachbarschaft wächst. Das Köpenicker Allende-Viertel gehört zu den Siedlungen, die Fördermittel für eine bessere soziale Infrastruktur erhalten.

© Imago / Schöning

Soziale Stadtentwicklung: Aktion freundlicher Kiez

Der Senat will das Image von Großsiedlungen außerhalb des S-Bahn-Rings verbessern. Das Förderprogramms soll ein Anstoß für mehr Nachbarschaftshilfe sein.

Nachbarschaft statt Anonymität. In der Tempelhofer Großsiedlung Tirschenreuther Ring wird ein Repair-Café gefördert und Bildungsbotschafter:innen ausgebildet. In Marzahn-Hellersdorf hilft die Grüne Liga mit, Nachbarschaftsgärten aufzubauen, damit mit den Blumen auch die Gemeinsamkeit wächst. In der Siedlung Spindlersfeld in Treptow-Köpenick wird vom FreizeitClub Rudi auf der Drachenwiese das Angebot für Kinder und Jugendliche ausgebaut. Und im Allende-Viertel II in Köpenick hat der Verein „Allende 2 hilft“ die Jugendfreizeiteinrichtung „Würfel“, wo sich auch viele Jugendliche mit Fluchterfahrung treffen, mit neuem Spielmaterial ausstatten können. Der Vereine „Allende 2 hilft“ engagiert sich seit Jahren im Kiez für eine gute Nachbarschaft und Integration.

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Das sind vier Beispiele aus dem Programm „Stärkung Berliner Großsiedlungen“ außerhalb des S-Bahn-Rings, das der Senat 2020 aufgelegt hat und dessen Umsetzung nun in vielen Quartieren an Schwung gewinnt. Ende 2020 gab es einen zweiten Aufruf des Senats, nachdem es zuvor corona-bedingt erhebliche Anlaufschwierigkeiten gab. Gemeinsam mit den Bezirken sollen in den nächsten drei Jahren insgesamt 24 Großsiedlungen unterstützt werden. Ziel ist es, in diesen Siedlungen mit teilweise hoher Anonymität und schlechtem Image die Bewohner:innen zu stärken und dadurch das nachbarschaftliche Miteinander und die Lebensqualität zu erhöhen. Erreicht werden soll das unter anderem durch die Verbesserung des Wohnumfelds und attraktiveren Grünanlagen. Vor allem aber sollen die Bewohner:innen aktiviert werden. Dazu sollen in den Siedlungen das freiwillige Engagement, ein nachbarschaftliches Miteinander, interkulturelle Projekte oder Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche gefördert werden.

Mit den bekannten Quartiersmanagement-Konzepten für Problemkieze aber ist das Programm nicht vergleichbar. Es gibt keine besonderen Mitarbeiter-Teams, keine Quartier-Büros – und auch viel weniger Geld. In den Siedlungen wird jeweils eine Koordinierungsstelle finanziert, die den Bedarf erfassen, Kontakte aufbauen und die Projektentwicklung unterstützen soll. Ansonsten aber sollen die bestehenden Strukturen wie Freizeitzentren oder auch Freiwilligenagenturen genutzt werden. Für die Koordinationsarbeit stehen pro Bezirk mit mindestens zwei Großsiedlungen jährlich bis zu 40.000 Euro oder für Bezirke mit nur einer Großsiedlung jährlich bis zu 30.000 Euro zur Verfügung. Daneben gibt es für jede Siedlung einen Kiezfonds. Bewohner:innen und Initiativen können daraus bis zu 1.000 Euro für nachbarschaftliche Aktionen, Feste und Veranstaltungen erhalten. Bezirksamts-Mitarbeiter*innen sprechen von einem guten Programm für Menschen, die sich engagieren und in ihrem Kiez etwas umsetzen wollen.

In vielen Bezirken ist man noch ziemlich am Anfang, das Programm zu nutzen; außerdem erschwere die Pandemie immer noch die zügige Umsetzung. Bis auf Reinickendorf und Friedrichshain-Kreuzberg sind alle Bezirke in dem Programm vertreten. Zur Förderung einer lokalen Koordination wurden 37 konkrete Projektanträge bewilligt, erfuhr die Spandauer SPD-Abgeordnete Bettina Domer. Weitere 21 Projekte werden geprüft. Insgesamt haben die bisher eingereichten Anträge einen Umfang von 1,2 Millionen Euro.

 

Im Bezirk Pankow sollen Projekte in den vier Siedlungen Weißensee-Ost, Neubaugebiet Greifswalder Straße, Buch und im Gebiet rund um die Neumannstraße in Alt-Pankow gefördert werden. Mit der lokalen Koordination wurde das Stadtteilzentrum Pankow und das Stadtteilzentrum Frei-Zeit-Haus (Pistoriusstraße 23) beauftragt. Unter anderem erhält der Sportjugendclub 14.000 Euro für die Installation einer synthetischen Kunsteisbahn und der Verein Spielkultur 11.000 Euro für die Betreuung einer neuen Skateanlage an der Wolfgang-Heinz-Straße in direkter Nähe zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete.

 

Auch der Bezirk Lichtenberg ist bereits aktiv geworden. Dort soll die Nachbarschaft in den fünf Großsiedlungen Fennpfuhl, Frankfurter Allee Süd, Friedrichsfelde, Hohenschönhausen Süd und Nord unterstützt werden. So sucht etwa das Projekt „Vom Nebeneinander zum Miteinander – Leben in der Großsiedlung Fennpfuhl“ nach Menschen, die in Fennpfuhl leben, Lust haben sich als Hauspat:innen schulen zu lassen und sich zu regelmäßigen Gesprächen zu verabreden. Im Bezirk Mitte wird im Rahmen des Programms die Siedlung Schillerhöhe in Wedding unterstützt. Dort freut sich Jennifer Petzold als Koordinatorin, die Menschen im Kiez zu aktivieren, zu vernetzen und bei Projekten und Aktionen zu unterstützen.

In Charlottenburg-Wilmersdorf ist Doris Leymann die bezirkliche Ansprechpartner:innen für die Umsetzung des Programms. Unter dem Motto „Gemeinsam gestalten“ werden etwa Vorschläge für „Projekte zur Stärkung des nachbarschaftlichen Miteinanders“ in Charlottenburg-Nord gesucht. Über die Vergabe für 2021 von insgesamt 12.000 Euro für „nachbarschaftliches Miteinander, Freiwilliges Engagement, Integration und Diversität, Kinder und Jugendliche“ sowie die „Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Raumes“ in der Paul-Hertz-Siedlung soll ein paritätisch besetzter Beteiligungsbeirat entscheiden, dem unter anderem Mietervertreter:innen angehören sollen. Mit der Koordination für die Großsiedlung Schlangenbader Straße ist der Verein Nachbarschafft e.V. beauftragt, der für die Umsetzung des Programms seit September 2020 eine Mitarbeiterin beschäftigt. Zu den Aktivitäten, die durch das Programm „Stärkung Berliner Großsiedlungen“ finanziert wird, gehört das Projekt „Kulturschlange“. Zum Auftakt im Juni 2021 begeisterte das Kinder- und Jugendtheater JARO Zuschauer*innen verschiedenster Altersklassen mit einer besonderen Vorstellung. Ziel des gemeinsamen Projekts der DRK-Seniorenbegegnungsstätte und des Theaters JARO ist es, die Nachbarschaft der Schlangenbader Straße zu motivieren, sich zu treffen und zusammen Theatervorstellungen, Lesungen und Musik zu genießen. So soll die Schlangenbader Straße durch über das Jahr stattfindende Veranstaltungen ein generationsübergreifender Begegnungsort für die Nachbarschaft werden.

Mehr Informationen und Kontakte zu Ansprechpartner*innen in den Bezirken finden Sie unter https://www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/foerderprogramme/gross_siedlungen/

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