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Die verrücktes Maus der Welt, mit Riesenohren, Rattenschwanz, Elefantenrüssel und Kängurubeinchen.

© Getty Images/iStockphoto

Serie Berliner Schnauzen: Die Maus mit der Elefantennase

Der Kurzohr-Rüsselspringer im Dickhäuterhaus im Tierpark macht sich gern rar. Bitte geduldig warten - nicht nur wegen des Rüssels und der Kängurubeine!

Mäusekopf, Elefantenrüssel, Kängurubeine und ein ellenlanger Rattenschwanz – der Kurzohr-Rüsselspringer (vulgo Elefantenspitzmaus, lateinisch Elephantulus) sieht ziemlich verrückt aus. Erst recht, wenn er springbockartig durch die Gegend hüpft, mit bis zu 20 Stundenkilometern. So steht es jedenfalls im Internetlexikon, dessen höchst ausführlicher Artikel zur Obergattung der Rüsselspringer ganze 108 Fußnoten hat. Der kleine afrikanische Bodenbewohner hat offenbar viele Fans.

Im Berliner Tierpark residiert der Rüsselspringer im Dickhäuterhaus. Die Maus, auf Du und Du mit dem Elefanten? Der Dicke und die Kleine vertragen sich gut, nicht nur in der berühmten Kindersendung, sagt Tierpfleger Mario Hammerschmidt, der für beide zuständig ist. Weil Elefanten viel Heu brauchen, jenen Stoff, in dem Mäuse sich gerne tummeln.

Aber zurück zum Kurzohr-Rüsselspringer im Tierpark. Er lebt nicht im Elefantenheu, sondern im Terrarium mittenmang im Gebäude und ist erst mal gar nicht zu sehen. Suchbild mit Spuren im Sand: typisch nachtaktives Säugetier. Zu den Öffnungszeiten verzieht sich die Maus lieber, hockt hinter der Wurzel, schläft unterm Stein.

Es sind übrigens zwei. Wahrscheinlich kuscheln sie gerade, denn Rüsselspringer sind unwahrscheinlich monogam. Bis dass der Tod sie scheidet, kein Witz.

Obendrein sind sie derart familiär, dass die Mäusebabys freiwillig so lange in Mamas Bauch bleiben, bis sie als quasi pubertierende, selbstständige Kids zur Welt kommen. Die Jungtiere sind bei der Geburt schon halb so schwer wie ihre Eltern.

Die Lieblingsspeise des Rüsselspringers: Heuschrecken

Hallo, ist da jemand? Zum Glück wird im Terrarium gerade der Napf mit Obst und Gemüse ausgetauscht und schon flitzt einer der Hüpfer hinter seiner Wurzel hervor. Flattert und wedelt mit seinem XXS-Rüssel in der Luft herum wie mit einem winzigen Gummischlauch, näselt, tänzelt, saust zurück ins Versteck. Haste nicht gesehen.

Das täglich Brot der Rüsselspringer sind gekochte Rüben, Salat, ab und zu Mehlwürmer. Einmal die Woche steht im Dickhäuterhaus ein Festschmaus auf dem Speiseplan, meistens am Mittwoch werden den beiden je fünf Heuschrecken kredenzt. Es kann dauern, bis die gefuttert sind, gerne bis Donnerstagmittag. Mario Hammerschmidt vermutet, dass die Allesfresser in ihrer Wüsten- und Savannenheimat die superelastische Nase brauchen, um in Felsspalten nach Nahrung zu stöbern. Achtung: Mit den hochempfindlichen Spirrelbeinen verletzen sie sich beim Herumspringen leicht.

Auch die Nachbarn sind nett, die kurzweiligen Vielstreifen-Grasmäuse

„Mäuse“, fügt Hammerschmidt noch hinzu, „sind beliebter, als ich dachte“; im Elefantenhaus finden sich auch Grasratten, Zwerghamster und Wieselmeerschweinchen. Und wer sich vergeblich am Rüsselspringer-Glaskasten die Nase plattdrückt, dem seien die direkten Nachbarn empfohlen. Die Vielstreifen-Grasmäuse bieten reichlich Kurzweil, putzen sich ständig, purzeln übereinander und quetschen sich zu akrobatischen Formationen zusammen. Zu fünft, zu sechst, zu siebt, ganz schön eng. Kriegt das Tierchen in der Mitte noch Luft?

Lebenserwartung
In der Natur bis 3 Jahre, im Zoo bis 8 Jahre
Fütterungszeiten
Mittwochnachmittags gibt’s Heuschrecken!
Interessanter Nachbar
Der Marabu gleich vis-a-vis – regt sich nie

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