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Eingerahmt: Die Cupra Atecas nehmen den Leon Cupra in die Mitte.

© Seat

Seat Cupra: Zwei wie Pech und Schwefel

Der SUV Cupra Ateca und der Kombi Leon R Cupra Sportstourer tragen auf ganz eigenwillige Weise zur Erfolgsgeschichte von Seat bei

Seit zehn Jahren auf der Erfolgsspur. Ja, Seat ist ein Phänomen auf dem europäischen Automobilmarkt. Dabei galt die spanische Tochter des Volkswagen-Konzerns früher als eher kraftloses Sorgenkind. Nur rund 50 000 Fahrzeuge verkaufte Seat vor zehn Jahren – wenn das Unternehmen im Mai seinen 70. Geburtstag feiert, dann kann man für 2019 stolz auf einen Verkauf von nahezu 140 000 Wagen mit dem stilisierten S am Kühler blicken. Das blasse Image hat Seat weit hinter sich gelassen. Hierzulande hat sich der Marktanteil mehr als verdoppelt. In Deutschland ist der spanische Autobauer damit zum zweitstärksten Importeur geworden – hinter Skoda. Seat greift dabei auf allen Ebenen an. Zum Jahresbeginn etwa wurde mit dem vollelektrischen Kleinwagen Seat Mii ein echter Coup gelandet. Für knapp 20 000 Euro – wovon man noch 6000 Euro staatliche Elektroprämie abziehen darf – bekommt man einen gelungenen Stadtflitzer, der nicht nur enorm Spaß macht, sondern auch zeigt, wie massenkompatible Elektromobilität aussehen muss, um erfolgreich zu sein.

Auf der anderen Seite hat das Unternehmen die sportbetonte Cupra-Serie für all jene Kunden entwickelt, die es etwas rassiger unter der Haube haben möchten. Die neue Marke solle eine „neue Vision von Sportlichkeit“ repräsentieren, hieß es bei der Premiere vor zwei Jahren. Die damals hörbare Skepsis ist geschwunden. Heute ist Cupra so erfolgreich, dass das Logo, das ein wenig an eine Maske mit zwei Hörnern erinnert, gleichberechtigt neben dem Seat-S vermarktet werden soll, heißt es von der Unternehmensleitung.

Bissig und griffig: Cupra Ateca auf der Piste.
Bissig und griffig: Cupra Ateca auf der Piste.

© Seat

Klare Kante, dicke Muskeln

Der Cupra-Ateca macht mit seinen vier Endrohren und dem ziemlich grimmigen Gesicht sogleich klar, dass es hier richtig abgeht. Klare Kante und dicke Muskeln von der aggressiven Front mit der zackigen Lichtsignatur bis zum breit wirkenden Heck mit dem integrierten Dachspoiler. Da muss man nicht einmal wissen, dass Cupra die Abkürzung von Cup Racer bedeutet. Und wieder sind die Experten verwundert über den Erfolg des Nischen-Modells: Seat hat vom 300 PS starken Cupra Ateca im ersten Produktionsjahr allein in Deutschland 11 000 Wagen verkauft – ein gutes Viertel aller Ateca, die Seat ansonsten mit Motorleistungen von 115 bis 190 PS anbietet. Kein Unternehmen verkauft damit in Deutschland mehr Autos in der 300-PS-Klasse als Seat.  

Breite Schultern und viel Power im ruppigen offroad.
Breite Schultern und viel Power im ruppigen offroad.

© Seat

Gehörnte Teufelsmaske

Mit dem Seat Leon R Cupra Sportstourer gibt es nämlich schon den zweiten sportiven Kracher im Cupra-Bunde. Wobei sich mancher wundert, dass Cupra beim Ateca vorne steht und beim Leon dahinter. Zumal beim Ateca das kupferfarbene Teufelszeichen auf dem Lenkrad sitzt, während beim Leon Cupra dort nur das stilisierte Seat-S klebt – freilich ebenfalls kupferfarben. Bald, so heißt es aus der Konzernzentrale, wird sich das ändern. Dann heißt der Kombi auch offiziell Cupra Leon – und hat dann auch die Teufelsmaske auf dem Lenkrad. Denn in Kürze kommt die neue Generation des Seat Leon auf den Markt, das Erfolgsauto der Spanier mit über zwei Millionen verkaufter Exemplare. Schon jetzt wird gerätselt, ob dann der erste richtige Cupra Leon mit dem neuentwickelten stärksten Golf-Motor ausgerüstet sein wird, der angeblich 330 PS leisten soll.

Cupra Ateca und der Leon R Cupra Sportstourer haben auch jetzt schon viel gemeinsam. Nicht nur den Motor und das Getriebe. Sondern vor allem das Temperament, was beim Fahrtest selbst bei hochwinterlichen Bedingungen im Schnee deutlich wird. Beide Wagen haben den von Volkswagen gebauten Zwei-Liter Benziner 2.0 TSI mit jeweils 300 PS Leistung unter der Haube. Dazu gibt es auch jeweils das siebengängige Automatikgetriebe. Außerdem sind beide Fahrzeuge mit einem permanenten Allrad-Antrieb unterwegs. Und trotzdem sind der Cupra Ateca und der Leon R Cupra Sportstourer zwei ganz unterschiedliche Fahrzeuge.  

Volldigitale Instrumente, gute Sportsitze und angenehme Materialien zeichnen den Cupra Ateca aus.
Volldigitale Instrumente, gute Sportsitze und angenehme Materialien zeichnen den Cupra Ateca aus.

© Seat

Spaß für große Jungs und ideale Schwiegersöhne

Sportwagen, Offroad-Arbeiter und Kompakt-SUV – der Cupra Ateca zeigt, wie man drei ganz unterschiedliche Fahrzeugprofile in einem Fahrzeug vereint. Mit der ganz eigenen Fahrzeugklasse unterhalb der Premium-Klasse sind die Spanier ein wenig der Trendsetter, auf den die Konkurrenz schon aufmerksam schielt. Das gilt auch für den Leon R Cupra Sportstourer, der aus dem eher behäbigen Kombi ein Gefährt für all jene Menschen gemacht hat, die mit einem Grinsen im Gesicht auch auf Strecken fahren möchten, wo die Beschleunigung und der Sound zu einem besonderen Glücksgefühl beitragen. Zwei Fahrzeuge mit zwei ganz verschiedenen Charaktere. Zuweilen ein Spaß für große Jungs – oder ganz bieder mit der Familie.  

Teufelsmaske vorne und dahinter ein familientauglicher SUV mit viel Platz.
Teufelsmaske vorne und dahinter ein familientauglicher SUV mit viel Platz.

© Seat

Mit 300 PS, einer Höchstgeschwindigkeit von 247 Km/h und einem Drehmoment von 400 Newtonmeter, mit dem die 100 Stundenkilometer in 5,2 Sekunden erreicht werden, ist der Cupra Ateca eine sportliche Versuchung. Auf jeden Fall ein Multifunktions-Fahrzeug, bei dem einem nicht langweilig wird. Der Ateca beweist auch im Schnee seine kraftvolle Persönlichkeit.

Die Kraft holt der Cupra aus einem zwei Liter großen Vierzylinder – der ursprünglich aus dem Golf GTI stammt. Die Seat-Ingenieure haben ihm dazu noch ein wenig mehr Turbodampf verpasst. Auch an anderen Stellen wird innen und außen deutlich, dass der Ateca ein Verwandter des VW Tiguans ist, etwa bei den serienmäßigen Digitalinstrumenten. Die starken 400 Newtonmeter Drehmoment bringt der Ateca über ein Siebengang-Automatikgetriebe und einen elektronisch geregelten Allradantrieb, der die Kraft variabel auf die Räder verteilt, auf die Straße. Der sonore Klang zeigt, dass sich der Cupra am wohlsten fühlt, wenn man richtig Gas geben kann. Im Stadtverkehr bei Tempo 30 dagegen bollert er verhalten und wirkt fast ein wenig beleidigt angesichts der Unterforderung.

Macht seinen Weg: Leon Cupra R Sportstourer.
Macht seinen Weg: Leon Cupra R Sportstourer.

© Seat

Nochmals aufgerüstet mit Akrapovic-Abgasanlage

Bei der aktuell aufgelegten Cupra Ateca Limited Edition – begrenzt auf 1999 Exemplare – wird er weiter aufgerüstet mit den 20 Zoll großen, kupferfarbenen Felgen, Alcantara-Schalensitzen und Carbon-Anbauten zur verbesserten Aerodynamik vor allem mit einer Akrapovic-Abgasanlage.

Leon Cupra R Sportstourer: Ein Kombi für alle, die keinen SUV mögen.
Leon Cupra R Sportstourer: Ein Kombi für alle, die keinen SUV mögen.

© Seat

Offroad können beide Modelle mit ihrem serienmäßigen Allradantrieb auch, wie sich bei den Testfahrten in der verschneiten Bergwelt zeigte, zu der Seat eingeladen hatte. Aus Schneewehen wühlen sich der Ateca und der Leon mit Allradantrieb heraus, wo ansonsten nur noch ein Trecker helfen könnte. Zwanzig-prozentige Steigungen im offenen Gelände? Ebenso wenig ein Problem wie eine Downhill-Fahrt mit 30 Prozent Gefälle – nur der Fahrer muss sich erheblich überwinden, einen solchen Abhang herunterzufahren. 

Auf der Straße zeigt sich der Cupra Ateca erst recht in guter Form. Wer auf den Komfort-Modus verzichtet, kann eine in Kurven sehr direkte Lenkung und dank adaptiver Dämpfer eine sehr straffe Straßenlage erleben. Trotz der fast 18 Zentimeter Bodenfreiheit und dem damit höheren Schwerpunkt geht es dabei ohne größere Wankbewegungen im Kurvenbereich ab. 

Für die Familie, die einen hohen Nutzwert und viel Raum von einem Kompakt-SUV erwartet, zeigt der Ateca ein ganz anderes Gesicht. Da wird der 4,38 Meter lange Wagen fast ein zahmes Kätzchen. Für die Fahrgäste gibt es viel Komfort, dass die ganze Familie selbst auf langen Strecken ganz entspannt am Ziel ankommt. Alcantara-Bezüge an den Türinnenseiten und auf den straffen Sport-Komfortsitzen, eine übersichtliche Funktionalität und volldigitale Instrumente gehören zum Ausstattungspaket. Dazu kommen ein großer Touchscreen mit zeitgemäßer Connectivität und viel Kopf- und Beinfreiheit auch für die Fahrgäste auf der Rückbank.

Aus 485 Liter Kofferraum werden bei dem SUV außerdem ruckzuck 1600 Liter Fassungsvermögen bei umgeklappter Rückbank. Ausgerüstet ist der Ateca serienmäßig mit Navigation und Rückfahrkamera, Ladeschale fürs Mobiltelefon und Connectivität zu den digitalen Netzwerken sowie LED-Scheinwerfern. Da bekommt man bei der motormäßig vergleichbaren Konkurrenz weit weniger fürs Geld. Für die Limited-Edition verlangt Seat 50 615 Euro.   

Leon R Cupra Sportstourer.
Leon R Cupra Sportstourer.

© Seat

Kombi oder SUV?

Auch dem Seat Leon ST Cupra R (Sportstourer) sieht man sein sportliches Talent auf den ersten Blick an. Die kraftvolle Front, eine niedrige Seitenlinie, Dachkantenspoiler aus Carbon und eine Auspuffanlage mit vier Endrohren unterstreichen diesen Anspruch. Und der Sound kommt hinzu. Der Kombi ist die Cupra-Alternative für jene Käufer, die keinen SUV haben wollen – eine Mischung aus alltagstauglichem Familienkombi und echtem Sportwagen. Das zeigt der Leon Cupra R Sportstourer auch. Der Wagen misst 4,55 m in der Länge – genauso lang wie der Golf Variant. Das ist im äußeren Erscheinungsbild nicht die einzige Design-Ähnlichkeit mit dem Bruder aus dem Volkswagen-Konzern.

Im Vergleich mit dem Cupra Ateca ist der Leon Cupra damit zwanzig Zentimeter länger. Das kann man durchaus merken im Vergleich von SUV und Kombi. Bei den Testfahrten in Schnee und Eis beeindruckt der Cupra Ateca trotz eines etwas höheren Schwerpunkts mit eindrucksvoller Kurvenstabilität, doch der Leon Cupra hat durch den längeren Radstand die Nase vorn. Der leer 1545 Kilo schwere Kombi zieht auf der vereisten Piste mit einer beeindruckend stoischen Spurtreue um die aufgereihten Pylonen, mag sich der Fahrer auch noch so bemühen, den Wagen zum übersteuern und ins Schleudern zu bringen.

Alcantara für das Lenkrad

Drinnen gibt es volldigitale Instrumente und ein Connectivity-Angebot mit Apple CarPlay, Android Auto und induktiver Ladeschale für das Smartphone. Ausgestattet ist der Leon Cupra R Sportstourer serienmäßig mit einer siebengängigen Schaltautomatik. Wie es sich für das sportliche Format gehört, kann man die Gänge aber auch per Schaltwippen am Lenkrad wechseln. Lenkrad und Schalthebel sind übrigens serienmäßig mit Alcantara bezogen – sieht edel aus, aber muss nicht jedem Nutzer gefallen. Ansonsten gibt es im teilweise im Kupferton gehaltenen und solide designten Innenraum so gute und straffe Sportsitze, wie man das auch von einem derart hochmotorisierten Fahrzeug erwarten darf. Kombigerecht ist der wilde Kerl natürlich geblieben, da verleugnet er mit einer Ladekapazität zwischen 587 und 1470 keineswegs seine Wurzeln. Natürlich kann man sich auch in Zukunft für den normalen Seat Leon entscheiden, zumal das neue Modell offenbar ein überaus agiler, auf junge Kundschaft ausgerichteter Kombi ist. Den gibt es auch mit gemäßigter Motorisierung. Zum familiengerechten fahren wird das allemal reichen - aber manchmal muss es eben mehr sein. Das mehr gilt freilich auch für den Preis. Ein normaler Seat Leon ist bislang ab 22 000 Euro zu haben. Der Leon R Cupra Sportstourer kostet 49 970 Euro. In Erwartung des neuen Seat Leon gibt es aber bei den Händlern massiven Rabatt. 

Das nächste Cupra-Modell steht übrigens schon bereit. Es wird eine Premiere. Vorgestellt hat Cupra mit dem expressiven Formentor das erste völlig eigenständig entwickelte Modell, einen Plug-in-Hybrid mit 245 PS und etwa 50 Kilometer Reichweite. Damit Seats Erfolgsgeschichte mit eigenwilligen Fahrzeugen weiter auf Kurs bleibt.

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