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Belebend. Jeden Tag werden zwei Milliarden Tassen Kaffee getrunken.

© Nitr - Fotolia

Schwarz und gesund: Trinkt mehr Kaffee!

Dass Kaffee ungesund ist, ist eine Mär. Eine neue europäischen Studie belegt: Liebhaber des Heißgetränks leben länger.

Die Menschheit hat einen großen Kaffeedurst. Jeden Tag werden schätzungsweise 2,25 Milliarden Tassen des bitteren Muntermachers getrunken. Dennoch, es soll immer noch Leute geben, die Kaffee für schädlich halten. Aber die Wissenschaft verbannt diese Annahme mehr und mehr ins Reich der Legenden. Inzwischen ist es unstrittig, dass Kaffeetrinker statistisch gesehen länger leben. Das haben große Studien in den USA und Japan gezeigt. Ergänzt werden sie nun durch eine umfassende europäische Datensammlung im Rahmen der „Epic“-Langzeituntersuchung zu Ernährung und Krebs.

Mehr als 520 000 Europäer aus zehn Ländern nahmen an der Untersuchung teil, bei der die Gesundheit und das Ernährungsverhalten über im Mittel 16 Jahren registriert wurden. In dieser Zeit starben fast 42 000 Studienteilnehmer.

Das Ergebnis in Sachen Kaffee war in allen Ländern das gleiche: Wer viel von dem schwarzen Heißgetränk konsumierte, dessen Sterberisiko sank (bezogen auf die 16 Jahre des Untersuchungszeitraums). Im Vergleich zu Kaffeemuffeln war das Sterberisiko bei männlichen Vieltrinkern um zwölf und bei weiblichen um sieben Prozent geringer. Ob mit oder ohne Koffein genossen spielte dabei keine Rolle, schreiben die Autoren der Studie im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“.

Woran liegt’s? Die Forscher haben vor allem zwei Faktoren ausgemacht. Da ist zum einen die Tatsache, dass Kaffeetrinker deutlich seltener an Leberleiden (auch Leberkrebs) sterben. Das Röstgetränk erleichtert der Stoffwechselzentrale Leber die Arbeit und stärkt ihre Gesundheit, was an verbesserten „Leberwerten“ erkennbar ist. Dass ein Käffchen hier und da das Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes senkt, ist schon bekannt.

Auch die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Leiden ist geringer als bei Nichttrinkern. Das gilt besonders für Frauen: Kaffeetrinkerinnen erliegen deutlich seltener einem Schlaganfall. Wenn das keine Überraschung ist! Hätte man doch eher gedacht, dass das morgendliche Aufputschmittel Hochdruck in den Gefäßen erzeugt und sie zum Platzen bringen kann. Die Wahrheit ist genau umgekehrt. Wie die Untersuchung ergab, haben Kaffeegenießerinnen mehr „gutes“, gefäßschützendes HDL-Cholesterin im Blut, ungünstige Blutwerte sind verringert.

Und was ist mit Krebs? Hier ist die Situation komplizierter. In der Studie hatte Kaffee bei Männern alles in allem keinen Einfluss auf das Sterberisiko durch Krebs. Bei Frauen war es leicht erhöht, trotz des insgesamt günstigen Einflusses auf das Überleben durch Kaffee. Doch das ist kein Grund zur Beunruhigung. In Untersuchungen sind einige Tumoren bei Kaffeetrinkern seltener, andere dagegen häufiger. Insgesamt senkt das Genussmittel das Risiko anscheinend öfter. Aber es gibt nicht so recht ein einheitliches Bild, was dafür spricht, dass der Zufall hier seine Hand im Spiel hat. Bis die Frage endgültig geklärt ist, empfehle ich: Abwarten und Kaffee trinken! In bekömmlichen Maßen, versteht sich.

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels und schreibt an dieser Stelle alle vier Wochen. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht? Bitte an: sonntag@tagesspiegel.de

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