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Kronprinz Mohammed bin Salman (Mitte) mit Gefolgsleuten: Männer in Saudi-Arabien können darüber bestimmen, ob ihre Ehefrau verreist.

© Bandar AL-JALOUD/Saudi Royal Palace/AFP

Saudi-Arabien: Kritik an saudischer App zur Überwachung von Frauen

Männer können in Saudi-Arabien eine Regierungs-App nutzen, um ihre Ehefrauen zu kontrollieren. Menschenrechtler kritisieren deshalb Apple und Google.

Saudi-Arabien hat eine Behörden-App veröffentlicht und damit weltweit viel Kritik ausgelöst. Als Anbieter ist in den Appstores das National Information Center verzeichnet, laut Webseite ist das saudische Innenministerium der Auftraggeber. Das Handy-Programm mit dem Namen Absher ist erhältlich für i-Phones und Android-Telefone, es ist eigentlich dafür gedacht, den Bürgern Verwaltungsvorgänge zu erleichtern. Man kann damit etwa Parkgebühren bezahlen oder Behördentermine vereinbaren.

Für internationales Aufsehen sorgt aber eine kleine Zusatzfunktion in der App: Männer bekommen damit die Möglichkeit, ihre Ehefrauen zu überwachen. Und diese Funktion geht über die normalen Ortungs-Dienste, die auf jedem Handy installiert werden können, hinaus, denn der saudische Mann bekommt Regierungsunterstützung: So kann er etwa per SMS benachrichtigt werden, wenn seine Gattin die Passkontrolle passieren will, um ins Ausland zu gelangen.

In Saudi-Arabien gilt das Gesetz, dass Frauen ohne Zustimmung ihres männlichen Vormundes, etwa Vater, Bruder oder Ehemann, nicht verreisen dürfen. Entsprechend bekommt er eine Benachrichtigung, anschließend kann er per App entscheiden, ob er seine Frau ins Ausland lassen möchte oder nicht. Er kann sogar auswählen, welche Flughäfen sie ansteuern darf.

Laut "Netzpolitik.org" gibt es die umstrittene App bereits seit 2012, schon damals sei die Funktion enthalten gewesen. Doch erst als der "Business Insider" mit einem eindrücklichen Artikel darüber berichtete, hat das Problem eine internationale Aufmerksamkeit bekommen.

Menschenrechtsrganisationen sehen die App kritisch. Sie wollen erreichen, dass die Handy-Anbieter Apple und Google das Programm nicht mehr über ihre Appstores vertreiben. "Solche Apps können Menschenrechtsverletzungen wie etwa die Diskriminierung von Frauen erleichtern", zitiert "Business Insider" Human Rights Watch.

Der SMS-Service für Männer sei "ein weiteres Beispiel dafür, wie die saudische Regierung Instrumente erstellt, um die Freiheit von Frauen zu beschränken", kritisiert auch Amnesty International das Programm. Apple und Google hätten Richtlinien für die von ihnen vertriebenen Apps, sie sollten Absher aus dem Programm nehmen. US-Politiker wie etwa der demokratische Senator Ron Wyden schlossen sich der Kritik an den US-Konzernen an. Bisher haben weder Googlen noch Apple reagiert, das Programm ist weiterhin im Appstore und bei Google Pay verfügbar. (tsp)

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