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Protest! sexuelle Übergriffe führen auch in Indien zu Touristenschwund.

© Divyakant Solanki/dpa

Sicher Reisen: Wo die Welt gefährlich ist

Zu den Warnkriterien des Auswärtigen Amts.

Es geschieht oft am helllichten Tag. Auf offener Straße. Jeden Tag. Kein Ort auf der Welt ist davon ausgenommen. Und doch werden Gewalttaten jedweder Art unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Etwa von Touristen und solchen, die es beabsichtigen zu werden. Befehden sich in Berlin Rockerbanden und fließt dabei Blut, hat das keine Auswirkungen auf die Zahl der Besucher, die in die Stadt kommen. Dringt die Kunde von ausdauernden Feuergefechten zwischen Angehörigen der Drogenkartelle Mexikos in Touristenorten nach draußen in die Welt, überdenkt mancher schon, ob es eine gute Idee ist, zur Entspannung etwa nach Acapulco zu reisen. Es bewahrheitet sich immer wieder die alte Erkenntnis der Reisebranche: Der Tourist ist ein scheues Reh.

Jüngstes Beispiel: Indien. Die permanente Gewalt gegen Frauen, die in den vergangenen drei Monaten aufgrund besonders gravierender Vorfälle endlich mal für internationale Schlagzeilen sorgte, zeitigt nun auch Konsequenzen für die Tourismusindustrie des Landes. Seit der äußerst brutalen Massenvergewaltigung, die für eine junge Studentin im vergangenen Dezember mit dem Tod endete, und angesichts der jüngsten Vergewaltigungen einer Schweizer sowie einer koreanischen Touristin sind laut einer Branchenuntersuchung ein Viertel weniger Urlauber nach Indien gekommen.

„Der starke Rückgang ist auf Sicherheitsbedenken zurückzuführen“, sagt Manju Negi von den Vereinigten Kammern von Handel und Industrie (Assocham) in Neu-Delhi. Eine Umfrage bei 1200 Reiseveranstaltern habe ergeben, dass in den ersten drei Monaten dieses Jahres nicht nur in Indiens Hauptstadt, sondern überall im Land weniger Touristen unterwegs waren. Gemäß der Studie ging die Zahl um 25 Prozent zurück. Betrachte man hingegen nur die Zahl der weiblichen Besucher, sei sogar ein Rückgang um 35 Prozent auszumachen. „Die sexuellen Übergriffe wurden als der Hauptgrund identifiziert“, erklärt Negi.

Doch wie weiß nun der Reiselustige hierzulande, ob er im Urlaub das ferne Botsuana oder lieber doch Baltrum ansteuern soll? Als „Barometer“ in Bezug auf Reisen ins Ausland fungiert das Auswärtige Amt (AA) in Berlin. Nach dessen Angaben richten sich auch Reiseveranstalter, allein schon aus rechtlichen Gründen. Mit seinen diplomatischen Außenposten in der ganzen Welt registriert das Amt sehr genau, wo es für Reisende brenzlig oder gar höchst gefährlich werden kann.

Entsprechend gibt das AA „Hinweise“, „Sicherheitshinweise“ und „Reisewarnungen“. Die Abstufungen sind auch deshalb von Bedeutung, weil es für organisiert reisende Touristen dabei oft darum geht, ob und in welcher Form sie Ansprüche gegenüber Veranstaltern oder Fluggesellschaften geltend machen können. Individualreisende hingegen tragen alle Verantwortung für sich alleine.

Sogenannte Reisehinweise enthalten Informationen unter anderem über die Einreisebestimmungen eines Landes, medizinische Ratschläge, straf- oder zollrechtliche Besonderheiten. Sie werden regelmäßig vom AA überprüft und aktualisiert.

„Sicherheitshinweise“ wie für Indien gibt es für viele Staaten, sie machen auf besondere Risiken für Reisende und im Ausland lebende Deutsche aufmerksam. Sie können die Empfehlung enthalten, auf Reisen zu verzichten oder sie einzuschränken. Gegebenenfalls wird von „nicht unbedingt erforderlichen“ oder allen Reisen abgeraten. Auch die sogenannten Sicherheitshinweise werden regelmäßig überprüft und aktualisiert.

„Reisewarnungen“ enthalten einen dringenden Appell des Auswärtigen Amts, Reisen in ein Land oder in eine Region eines Landes zu unterlassen. Sie werden nur dann ausgesprochen, wenn aufgrund einer akuten Gefahr für Leib und Leben vor Reisen gewarnt werden muss. Eine Reisewarnung, als dringlichste Stufe, wird nur selten ausgesprochen, bei touristischen Zielen wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil sie meist hohe Kosten für deutsche Reiseveranstalter nach sich zieht. Deutsche, die in diesem Land leben, werden gegebenenfalls zur Ausreise aufgefordert.

Derzeit spricht das Auswärtige Amt grundsätzliche Reisewarnungen für folgende Länder aus: Irak, Haiti, Afghanistan, Jemen, Libyen, Mali, Zentralafrikanische Republik, Somalia und Syrien.

Ausdrückliche Reise- und Sicherheitshinweise mit sogenannten Teilreisewarnungen für bestimmte Regionen gibt das Amt für folgende Länder:

Libanon: Teilreisewarnung für einzelne palästinensische Flüchtlingslager und einzelne Gebiete;

Palästinensische Gebiete: Reisewarnung für den Gaza-Streifen;

Nigeria: Das Auswärtige Amt rät von Reisen in „entlegene oder nicht hinreichend durch wirksame Polizei- oder Militärpräsenz gesicherte Gebiete der Sahara, ihrer Randbereiche und der Sahelzone“ eindringlich ab. Gleiches gilt für Kamerun, Burkina Faso, Niger, Mauretanien, Algerien und Tschad.

Japan: Für die Region um Fukushima besteht eine Teilreisewarnung.

Eritrea: Eine Teilreisewarnung besteht ebenfalls vor Reisen in das Grenzgebiet zu Äthiopien und Dschibuti.

Demokratische Republik Kongo: Auch hier eine Teilreisewarnung. Vor Besuchen der östlichen und nordöstlichen Landesteile wird gewarnt. Dies gilt in besonderem Maße für die Provinzen Orientale, Nord- und Süd-Kivu, wo immer wieder Kämpfe zwischen Regierungstruppen und verschiedenen Rebellengruppen stattfinden.

Pakistan: Landesweit besteht eine Gefährdung durch „politisch-religiös motivierte Gewalttaten“. Eine Teilreisewarnung besteht für Khyber-Pakhtunkhwa (ehemals Nordwestgrenzprovinz), insbesondere das Swat-Tal, sowie für die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan.

Georgien: Von Reisen nach Abchasien und Südossetien wird grundsätzlich abgeraten (Teilreisewarnung).

Mehr dazu im Internet unter: auswaertiges-amt.de

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