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Die deutschen Urlauber suchten im vergangenen Jahr vor allem Sonne.

© Boris Roessler/dpa

Reisebranche: Rückblick auf 2012: Viel Sonne bei nur leichter Bewölkung

Deutsche Reiseveranstalter ziehen positive Bilanz.

Dem sehr mäßigen Sommer sei Dank – und der Tatsache, dass es im abgelaufenen Jahr keine Vulkanasche oder anderen folgenreichen Launen der Natur gab: Die Reiseveranstalter sind froh, dass ihnen kaum etwas das Geschäft verdarb. Ihre Bilanz: Es war alles in allem ein gutes Jahr, die Deutschen suchten vor allem Sonne. Das zeigt das Ergebnis einer Analyse des Fachblatts „fvw“, das die Zahlen von 58 Veranstaltern verarbeitete, die rund 80 Prozent des deutschen Pauschalgeschäfts machen. Herausragend auch wieder die Zahlen von drei Berliner Veranstaltern, die sich bei der Rangfolge „Umsatz pro Teilnehmer“ ganz weit vorn platzieren konnten.

Es war auch langsam mal Zeit, dass die Menschen in stark vom Tourismus abhängigen Ländern und damit auch die Reiseveranstalter weitgehend ungeschoren davonkamen. Nach wahren Katastrophenjahren mit Tsunamis, Vogelgrippe, Sars-Pandemie, Krieg und Terror, Aschewolke und Überschwemmungen sowie diversen Revolutionen und Unruhen darf für 2012 eine eher positive Bilanz gezogen werden. Ausnahmen gibt es immer, so bereitet der andauernde Schwelbrand in Ägypten der Branche auch in Hinsicht auf das seit dem 1. November laufende Tourismusjahr 2012/13 noch erhebliches Kopfzerbrechen. Und vor allem die Studienreiseveranstalter wünschen sich, dass die gesamte Region des Nahen Ostens zur Ruhe kommen möge, nicht zuletzt, weil die Rundreisen dort im Prinzip hoch im Kurs stehen.

Betrachtet man die nackten Zahlen des Jahres 2011/2012, ist festzuhalten: In der Touristik ist es wie im richtigen Leben – die Großen wachsen mehr als die Kleinen. Einsam zieht der Reiseriese Tui seine Bahn an der Spitze aller Veranstalter. Mit knapp 4,5 Milliarden Euro Umsatz bei acht Millionen Teilnehmern halten die Hannoveraner die Mitbewerber auf Distanz. Um den zweiten Platz auf dem Treppchen rangeln sich Thomas Cook Reisen (u. a. mit Neckermann, Öger Tours und Condor) und die Rewe Touristik (mit Dertour, Meier’s Weltreisen, ADAC Reisen, ITS, Jahn und Tjaereborg), wobei Rewe bei den Gästezahlen leicht vorn, beim Umsatz hauchdünn zurück liegt (siehe Tabelle unten links).

Der Gesamtmarkt der Veranstalter konnte nach Berechnungen des Deutschen Reiseverbands (DRV) den Umsatz um fünf Prozent auf 24,4 Milliarden Euro steigern. Die Zahl der Teilnehmer an organisierten Reisen wuchs um knapp drei Prozent auf 43,6 Millionen. Das Krisenmanagement der meisten etablierten Veranstalter hat in der Vergangenheit offenbar überzeugt, wenn es zum Beispiel um Rückholaktionen bei „Störungen“ schwerwiegender Art im Reiseablauf ging, während Individualurlauber mit viel Nerven und Barem darum kämpfen mussten, wieder sicher nach Hause zu kommen. Bus- und Autoreisen waren allem Anschein nach wegen des mäßigen Sommerwetters um etwa zwei Prozent rückläufig.

Immer wieder erstaunlich, wie gut drei vergleichsweise kleine Veranstalter aus Berlin abschneiden. Windrose Finest Travel, Lernidee Erlebnisreisen und Chamäleon Reisen liegen beim „Umsatz pro Reiseteilnehmer“ an zweiter bis vierter Stelle der Rangliste (siehe Tabelle unten rechts). Übertrumpft werden sie in dieser Statistik allein von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, die mit ihren exklusiven Schiffen besonders hohe Preise erzielten.

Bei Umsatz und Teilnehmern liegt Lernidee vor der Berliner Konkurrenz (35,8 Millionen Euro Umsatz, ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 10,2 Prozent bei 9400 Teilnehmern, plus 3,5 Prozent). Windrose konnte den Umsatz um 4,7 Prozent auf 28,7 Millionen Euro steigern; dazu trugen 5627 Gäste bei, ein Plus von 1,9 Prozent. Etwas aus dem Rahmen fallen allerdings die Zahlen bei Chamäleon Reisen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren war der Umsatz stets um mehr als 20 Prozent gewachsen. Im vergangenen Jahr habe er seinem Unternehmen eine „strategische Pause“ verordnet, gab Geschäftsführer Ingo Lies der „fvw“ zu Protokoll. Chamäleon steigerte den Umsatz um 1,2 Prozent auf 26,3 Millionen Euro, die Zahl der Teilnehmer legte um 0,2 Prozent auf 7652 zu.

Interessant noch ein Blick auf die deutschen Hochseekreuzfahrer, die wie die Konkurrenz den Schock der „Concordia“- Katastrophe überraschend gut verdaut haben. Nach der „fvw“-Statistik konnte Aida Cruises mit ihren neun Schiffen in den „Club der Umsatz-Milliardäre“ aufrücken (1,1) und knapp 630 000 Passagiere über die Weltmeere schippern. Tui Cruises begrüßte gut 172 000 Passagiere an Bord der zwei Schiffe (Umsatz: 291 Millionen Euro). Hapag buchten gut 32 000 Gäste, die für 239,1 Millionen Euro Umsatz sorgten.

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