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Auf Stelzen und Planken. Dieses Computerbild zeigt eine Projektstudie für „Pier 55“. Dort soll es ruhig zugehen, ohne großes Entertainment.

© Pier55, Inc./Heatherwick Studio/dpa

New York City: Schön spazieren im Hudson

New York City baut mit dem "Pier 55" einen Park in den Fluss.

Von Barbara Munker, dpa

Manhattan hat zwar so viele Einwohner wie Hamburg, aber nur ein Zwölftel der Fläche. Kein Wunder, dass es sich zwischen Hudson und East River knubbelt, Häuser immer dichter stehen, ständig weiter in die Höhe wachsen. Und: Es spielt sich zunehmend mehr auf dem Wasser ab. Was allerdings jetzt geplant wird, ist selbst für New York City eine große Nummer: Ein neuer Park soll mitten in den Hudson gebaut werden, 11 000 Quadratmeter groß, bepflanzt mit Bäumen und Gras, als neue Attraktion in der an Attraktionen ohnehin nicht armen Stadt.

11 000 Quadratmeter, das sind etwa eineinhalb Fußballfelder. Zum Vergleich: Die Rasenfläche im Berliner Olympiastadion ist 7140 Quadratmeter groß. Und was soll da stehen? Riesenräder oder Achterbahnen wie auf anderen Landungsbrücken? Fehlanzeige. Der Park soll eine grüne Oase in der Betonwüste von West-Manhattan werden, mit Spazierwegen und Flächen zum Sitzen. Abends darf es etwas lauter werden: Eine Freilichtbühne könnte die New Yorker Philharmoniker ebenso aufnehmen wie Lady Gaga.

Einen Hudson River Park gibt es schon lange und er wird jedes Jahr von 17 Millionen Besuchern bevölkert. Er ist aber da, wo ein Park gemeinhin hingehört: an Land. Der neue soll nun direkt ins Wasser, auf Stelzen und Planken. Wie große Pilze sollen die Stützen im Wasser stehen. Darauf ein Park, gleich neben den Ozeanlinern, die nur ein paar Dutzend Meter entfernt anlegen.

130 Millionen Dollar soll „Pier 55“ kosten

Für „Pier 55“, das ist der Projektname, muss allerdings Pier 54 weichen. Und das ist ein geschichtsträchtiger Ort. Hier an den Chelsea Piers gibt es Manhattans einzige Brauerei und ein Fernsehstudio, in dem viele bekannte Filme gemacht wurden. Von Pier 54 legten vor 70 Jahren die Truppentransporter mit amerikanischen Soldaten ab. Zuvor kamen die Reichen und Schönen hier auf den Atlantiklinern an – die weniger Reichen mussten schon fünf Kilometer vorher auf der Einwandererinsel Ellis Island aussteigen. Und noch vorher, 1912, wartete Pier 54 auf ein Wunderschiff, das nie kam: Statt der „Titanic“ legte hier die viel kleinere „Carpathia“ mit den wenigen Überlebenden an.

Es wird nicht einmal New Yorks teuerstes Bauprojekt sein, wenn im übernächsten Jahr begonnen wird. 130 Millionen Dollar (105 Millionen Euro) soll „Pier 55“ kosten, Stadt und Staat New York geben 35 Millionen dazu. Der Großteil des Geldes kommt aber von der deutschstämmigen Familie von Fürstenberg, zum Teil von der Familie Diller – Diane von Fürstenberg und Barry Diller sind seit 2001 verheiratet.

„Wir sind so froh, dass wir das als Familie machen können“, sagte Diller. Das Projekt zu verwirklichen übertreffe seine kühnsten Erwartungen. Von Fürstenberg denkt gar an Europa: „New York hat mich immer an Venedig erinnert. Deshalb freue ich mich, dass wir jetzt sein Wasser würdigen können“, sagte die Modemacherin. „Und was passt da besser als ein Park am Westufer, um sich auszuruhen und eine Aufführung oder einfach den Sonnenuntergang zu sehen?“

Manhattan will also grüner werden und mehr Bereiche vorhalten, wo Automobile keine Rolle spielen. New Yorker pochen heute mehr auf natürliche Oasen im Stahl- und Betonmeer der Stadt. Jüngstes Beispiel ist der „High Line Park“, der seit 2006 in drei Abschnitten auf einer alten Hochbahntrasse angelegt wurde und allerbestens von den Bewohnern (und Touristen) angenommen wird. Und wer hätte je geglaubt, dass man sich im New York von heute vor Horden von Radlern in Acht nehmen muss?

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