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Mallorca ahoi! Schiffe der Mediterranean Shipping Company (MSC) sind jedoch nicht nur im Mittelmeer unterwegs.

© MSC Crociere

Interview mit Michael Zengerle von MSC Cruises: "Zum Frühstück gibt’s Schwarzbrot"

Michael Zengerle von MSC Cruises im Gespräch über über deutsche Gäste, neue Häfen und internationale Atmosphäre.

MSC Cruises, die Reederei mit italienischen Wurzeln und Sitz in Genf, ist mit derzeit zwölf Schiffen das größte privat geführte Kreuzfahrtunternehmen der Welt. Es konnte im vergangenen Jahr knapp zwei Millionen Gäste an Bord begrüßen. Jetzt verstärkt MSC ihre Bemühungen, stärker als bisher auch auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Die „MSC Splendida“, die Platz für 4363 Passagiere hat, wird deshalb am 1. Mai für den Sommer in Hamburg stationiert.

Herr Zengerle, Ihre Aufgabe ist es, die neuen Kreuzfahrt-„Europameister“ verstärkt dazu zu bringen, auch an Bord eines Ihrer Schiffe zu gehen. Bisher macht die deutsche Kundschaft auf den zwölf MSC-Schiffen nur zehn Prozent aus. Woran liegt’s?
Das ist eine Frage der Perspektive: Bei unseren Kreuzfahrten ab Nordeuropa liegt der Anteil deutscher Gäste zwischen 30 und 90 Prozent. Für MSC ist Deutschland einer der wichtigsten Märkte. Wir sind mit der Entwicklung der deutschen Passagierzahlen sehr zufrieden, daher bauen wir unsere Kapazitäten ab Hamburg, Kiel und Warnemünde in diesem und im kommenden Jahr aus. Die zunehmenden Passagierzahlen zeigen uns, dass unser Produkt in Deutschland hervorragend ankommt. Bei uns an Bord genießt man international-mediterrane Atmosphäre, ohne auf den besonderen Service für deutsche Gäste verzichten zu müssen.

Wenn ich an meinem Reisebüro um die Ecke vorbeigehe, sehe ich mit großer Regelmäßigkeit vor allem nahezu unglaubliche MSC-Angebote, wie „7-Tage-Mittelmeer ab 399Euro“… Haben Sie Schwierigkeiten, alle Kabinen zu einem angemessenen Preis zu verkaufen?
Nein, denn die Preise im deutschen Markt steigen, was wir unter anderem auf die Buchung hochpreisiger Angebote wie den MSC Yacht Club beziehungsweise unserem hohen Anteil an Balkonkabinen zurückführen. Die MSC Flotte besitzt im Vergleich zu anderen Reedereien weltweit mit den größten Anteil an Balkonkabinen. Angebote mit günstigem Preis-Leistungsverhältnis nutzen häufig Kreuzfahrt-Neulinge zum Einstieg in dieses Urlaubssegment. So erschließen wir, mit limitierten taktischen Angeboten, neue Zielgruppen.

Michael Zengerle (53) ist seit 2011 Deutschland-Chef von MSC Kreuzfahrten. Er verantwortete zuvor lange Jahre das Europageschäft von NCL.
Michael Zengerle (53) ist seit 2011 Deutschland-Chef von MSC Kreuzfahrten. Er verantwortete zuvor lange Jahre das Europageschäft von NCL.

© promo

Es gibt schon sehr viele, sehr große Schiffe auf dem Markt. Sie haben vier neue Schiffe mit zum Teil mehr als 5000 Betten bestellt, halten Optionen auf drei weitere und verlängern zudem vier bestehende Schiffe der Flotte. Wo sollen die zusätzlichen Kapazitäten eingesetzt werden, im chinesischen Markt?
Bislang ist ausschließlich das Einsatzgebiet der „MSC Seaside“ bekannt: Sie kreuzt ab 2017 ganzjährig von Miami aus durch die Karibik und ist speziell für Reiseziele mit warmem Klima geschaffen. Asien, und damit auch China, wird sicherlich in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung für den Kreuzfahrtmarkt gewinnen. Gehen Sie also davon aus, dass wir unseren Blick mittelfristig auch gen Asien richten werden.

Bisher lebt die Kreuzfahrt noch davon, vom Hauch des Besonderen umweht zu sein. Wer allerdings einmal auf einem MSC-Schiff unterwegs war, ist doch ziemlich ernüchtert, wenn er beispielsweise von Tellern aus Duroplast essen muss. Ist es nicht auch deshalb besonders schwierig, den deutschen Urlauber für MSC zu begeistern? Zudem wird in Internetforen ziemlich viel über die Servicequalität bei MSC gemeckert.
Aus Sicherheitsgründen erlauben wir im Büfettrestaurant und in den Pool-Bereichen kein Porzellan oder Glas. In unseren Spezialitäten- und A-la-Carte-Restaurants servieren wir die Speisen auf einem exklusiven Geschirr. Bei uns an Bord finden Sie überhaupt eine international-mediterrane Atmosphäre mit einem deutschen Touch. Damit meinen wir die typische Lebensart der Mittelmeerregion, kombiniert mit Schweizer Sorgfalt. Auf Fahrten etwa in Nordeuropa bekommt unser Gast Nutella und Schwarzbrot zum Frühstück und kann sich am Samstag die Sportschau anschauen. Die Servicequalität ist uns sehr wichtig und wird daher ständig optimiert. Dazu holen wir uns regelmäßig das Feedback unserer Gäste und Vertriebspartner ein.

Sie haben mal gesagt, Sie sähen gern wieder „mehr Glamour“ an Bord, beispielsweise Gala-Abende. Ihre direkten Mitbewerber halten es meistens mit dem sogenannten Freestyle Cruising, also einer eher legeren Atmosphäre, auch abends.
Bei uns hat der Gast die Wahl zwischen leger oder luxuriös. Denn wir bieten mit dem MSC Yacht Club eine exklusive Kategorie mit der Atmosphäre eines Privatclubs. Dazu zählen die Unterbringung in einer Suite, die Nutzung von VIP-Bereichen an Bord, Butler-Service und weitere Privilegien. Gewiss, neben einem anspruchsvollen Unterhaltungsangebot bieten wir einen Captain’s Cocktail an, hier werden die Gäste persönlich vom Kapitän begrüßt. An Bord aller Schiffe findet ein- bis zwei Mal pro Woche ein festlicher Gala-Abend statt. Wer lieber einen legeren Abend verbringen möchte, kann alternativ im Büfett- oder im Spezialitätenrestaurant speisen.

Sie peilen für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum von zehn Prozent für MSC an. Wie soll das erreicht werden bei einer zunächst noch gleichbleibend großen Flotte? Waren die Schiffe bisher zu schlecht ausgelastet oder drehen Sie an der Preisschraube?
Unsere Schiffe sind bereits sehr gut ausgelastet. Beim Umsatzwachstum spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen haben wir das verfügbare Angebot ab Deutschland kontinuierlich ausgebaut; in diesem Jahr etwa setzen wir eines unserer größten Schiffe und damit deutlich mehr Kapazitäten ab Hamburg ein, im kommenden Jahr wird ein zweites Schiff dieser Größe in Kiel positioniert, mit einem Kapazitätswachstum von 30 Prozent. Zudem sind zusätzliche Fly & Cruise-Angebote nach Dubai, Abu Dhabi sowie in die Karibik nach Miami und Fort-de-France buchbar. Unser Ziel ist es, in 2015 im deutschen Markt mehr als zehn Prozent Umsatzwachstum zu erreichen. Hier sind wir auf einem guten Weg.

Sie haben jüngst einmal formuliert, den Gästen „mehr Zeit auf See“ bieten zu wollen. Darf man das so verstehen, dass eher das Schiff das Ziel sein soll und die Fahrtroute an Bedeutung verliert?
Ich halte beides für wichtig, Schiff und Route. Unsere Schiffe sind schon ein Reiseziel für sich, denn an Bord gibt es vom Unterhaltungsangebot bis hin zu Spa, Sport und Kinderclub viel zu entdecken. Daneben hat die Route weiterhin eine hohe Bedeutung, deswegen legen wir auch immer wieder neue Ziele auf, wie in diesem Jahr die Passage nach Australien, im kommenden Jahr der neue Hafen Bahrain oder unsere 14-tägigen Kreuzfahrten zu den Französischen Antillen – hier werden mehr als zwölf verschiedene Inseln angelaufen.

Wenn MSC mehr deutsche Urlauber an Bord holen möchte, wäre es da nicht folgerichtig, ein Schiff komplett deutschsprachig anzubieten und so Aida & Co besser die Stirn bieten zu können?
Wir sind bereits seit 2012 erfolgreich mit unseren Schiffen in Hamburg positioniert und die mediterran-internationale Mischung gehört bei MSC zur DNA. Das ist unser Vorteil gegenüber deutschen Reedereien – wir bieten internationales Publikum, ohne auf den Service für die deutschen Gäste verzichten zu müssen wie deutsche Programme, deutsche Speisekarten oder deutschsprachige Mitarbeiter. Deutsche Gäste schätzen diese Atmosphäre bei uns an Bord und beweisen, dass es ein überholtes Klischee ist, dass sie sich nur auf deutschen Schiffen wohlfühlen.

Hafenstädte wollen das Geld der Kreuzfahrtschiffe und ihrer Gäste, Reeder wollen den Gästen neue Häfen bieten, fordern dort jedoch eine gute Infrastruktur. Die kostet Geld. Wer ist in der Investitionspflicht: die Städte, die Reeder, oder muss es hier eine Kostenteilung geben?
Eine gute Terminal-Infrastruktur, wie nun beim Terminal Kronprinzkai in Hamburg, erfordert eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Wir haben daher beispielsweise die Modernisierung des Terminals in Miami unterstützt und bieten zukünftig einen eigenen Liegeplatz in PortMiami zur Abfertigung von MSC Gästen. Die Investitionspflicht besteht natürlich in erster Linie für die Häfen. Im Gegenzug zahlen die Reedereien Hafengebühren und auch die Städte ziehen einen wirtschaftlichen Nutzen aus der Kreuzfahrt.

Herr Zengerle, bitte noch ein Wort zur Umweltdebatte, die die gesamte Branche betrifft.
MSC ist ein Familienunternehmen. Das heißt, wir denken in Generationen, nicht in Quartalen. Eine intakte Umwelt hat für uns oberste Bedeutung, das belegen auch unsere Auszeichnungen und Zertifizierungen. Freiwillig haben wir uns zur größtmöglichen Treibstoffeffizienz verpflichtet. So verwenden wir in EU-Häfen Diesel mit maximal 0,1 Prozent Schwefelgehalt, in Emissionsgebieten wie Nord- oder Ostsee Treibstoff mit maximal ein Prozent. Bei unseren umgebauten und neuen Schiffen senken wir durch technologische Innovationen den Treibstoffverbrauch um bis zu 25 Prozent. Die neuen Schiffe statten wir zudem mit „SOX-Scrubbern“ und den für Landstrom nötigen Verbindungen aus. Auch unsere Fantasia-Klasse ist bereits für Landstrom vorbereitet. Da mangelt es jedoch noch vielen Häfen am entsprechen Anschluss.

Das Gespräch führte Gerd W. Seidemann.

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