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London: Seine Majestät lassen bitten

London feiert mit lebendigen Ausstellungen die Thronbesteigung Heinrichs VIII. vor 500 Jahren.

Er war einer der mächtigsten Könige Englands. Eine schillernde Figur, Mann von sechs Frauen, von denen er zwei hinrichten ließ. Heinrich VIII. war aber auch der König, der die Grundlagen für Englands Aufstieg zur Weltmacht legte. Am 22. Juni ist es 500 Jahre her, dass Heinrich VIII. im Alter von 18 Jahren den Thron bestieg. Ihm ist nun eine Ausstellung in London gewidmet. Seine letzte Hochzeitsfeier wird für Besucher im Schloss Hampton Court nachgestellt.

Heinrich war ein attraktiver, sportlicher junger Mann, der gerne Tennis und Fußball spielte, sich zu Pferd und zu Fuß auf Turnieren bewies und daher über eine große Ansammlung von Rüstungen verfügte, die extra für ihn hergestellt wurden. Davon zeugt die Ausstellung „Dressed to Kill“ über drei Etagen im Tower von London, die die Stiftung Historic Royal Palaces zu Ehren des 500. Thronjubiläums inszeniert hat. Anhand der Rüstungen kann man Heinrichs körperliche Entwicklung verfolgen, vom Athleten zum aufgedunsenen Koloss. Die Rüstungen werden in gefilmten Kampfszenen vorgeführt, so dass ein lebendiges Bild des Sportlers, Helden und Kriegers Heinrich entsteht.

Am besten gelingt dies jedoch in Schloss Hampton Court, Heinrichs Lieblingsresidenz, nur eine halbe Stunde Zugfahrt vom Londoner Zentrum entfernt. In der Inszenierung „Heads and Hearts“ wird das Tudor-Schloss wieder zum Leben erweckt.

Wenn man Glück hat, begrüßt einen gleich der König in prächtigem Ornat mit seiner sechsten Frau Kateryn Parr, die er am 12. Juli 1543 auf Hampton Court geheiratet hatte. Leutselig geht der leibhaftige König auf seine Gäste zu, die, wenn sie mögen, in braune (Männer) und grüne (Frauen) Gewänder schlüpfen, bevor sie das Schloss besichtigen, um so die Illusion der Hochzeitsgesellschaft von 1543 anno 2009 zu vervollständigten. Die stilecht gekleideten Höflinge halten dezent Abstand zu ihrem mächtigen Herrscher, erteilen aber jederzeit gerne Auskunft. Alle Mitglieder des „Hofstaates“ sind Historiker. So entsteht ein lebendiges Museum, das von Historic Royal Palaces immer weiter ausgebaut wird. In der prächtigen Großen Halle stehen jetzt Tische und Bänke wie zum Bankett. Kunstvoll beschriftete Tischtücher ersetzen die üblichen Informationstafeln. Vielleicht kann man auch Kateryn Parr zuschauen, wie sie für die Hochzeit angekleidet wird. Höhepunkt in Hampton Court ist die erstmals geöffnete Ratskammer des Königs, ganz in blaue Seidenvorhänge ausgekleidet, in der unter anderem erstmals sechs zeitgenössische Porträts seiner sechs Frauen, meist aus Privatsammlungen, ausgestellt sind.

Heinrichs Reichtum lässt sich an einem virtuell restaurierten Wandteppich von etwa 5 mal 8,5 Meter erahnen. Dieser mit silbernen und goldenen Fäden in Brüssel gewebte Gobelin, von denen Heinrich 2000 Stück besaß, wurde digital in Farbe rekonstruiert. Die Rekonstruktion wird dann mit einem modernen Kinoprojektor so auf den Gobelin projiziert, dass dieser wieder in seinen ursprünglichen Farbigkeit erstrahlt.

Damit nicht genug der Feierlichkeiten. Zum Thronjubiläum wird sich am 20. Juni eine Flotte aus mehr als 40 historischen Schiffen mit 200 Ruderern in Kostümen vom Tower aus die Themse hinauf nach Hampton Court begeben, um dort die Hochzeit von 1543 nachzufeiern. Am Sonntag (21. Juni) erfolgt die gleiche Prozession flussabwärts zurück zum Tower. Mit Turnieren und Festbanketten soll den Besuchern an dem Wochenende ein Einblick in die Feierkultur am Hofe Heinrichs VIII. geboten werden.

Für den Besuch von Tower und Hampton Court gibt es Kombitickets. Erwachsene zahlen 24,80 Pfund, umgerechnet etwa 26,50 Euro, Kinder unter 16 Jahre 13 Pfund. Ein Familienticket (zwei Erwachsene und drei Kinder) kostet 68 Pfund.

Informationen zum umfangreichen Rahmenprogramm im Internet unter www. hrp.org.uk

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