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Auf der Synodalversammlung wurde deutlich, dass sich die katholische Kirche in Deutschland nun offenbar ernsthaft auf einen Reformweg macht.

© Sebastian Gollnow/dpa

Reformer verlangen Kurswechsel vom Papst: Synodaler Weg will Segensfeiern auch für homosexuelle Paare

Drei Tage rangen Vertreter der katholischen Kirche um Texte und Positionen. Nun beschloss der synodale Weg teils weitreichende Kirchenreformen.

Drei Tage haben katholische Verbandsvertreter, Theologieprofessorinnen, Ordensleute und Bischöfe in Frankfurt am Main miteinander diskutiert und um Texte gerungen. Zum Ende der Synodalversammlung des „Synodalen Wegs“ wurde am Samstag deutlich, dass sich die katholische Kirche in Deutschland nun offenbar ernsthaft auf einen Reformweg macht. So plädierten neben Reinhard Kardinal Marx auch eine ganze Reihe weiterer Bischöfe für die Annahme der Texte zur Homosexualität.

„Der Katechismus ist nicht der Koran“, sagte Marx während dieser Debatte. Der frühere Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz zog den Vergleich, um zu zeigen: Die Lehre der katholischen Kirche ist veränderbar. Und tatsächlich beschlossen die 220 Delegierten in erster Lesung einen Text, der sich für die Einführung von Segensfeiern für „Paare, die sich lieben“ aussprach.

Zudem baten sie den Papst darum, eine „lehramtliche Neubewertung der Homosexualität“ vorzunehmen. Beide Beschlüsse müssen im September in zweiter Lesung bestätigt werden. Dann wird auch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der deutschen Bischöfe für ihre Annahme nötig sein.

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„Ich bin dankbar für diesen Entwurf“, sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. „Es wird versucht, eine Antwort zu geben auf die Situation der Menschen, die nicht unserem Ideal entsprechen – für diese Menschen haben wir bislang keine Antwort.“

Der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann forderte gar ein Schuldbekenntnis der Kirche gegenüber homosexuellen Menschen. Widerstand kam vor allem aus Bayern: So warnte der Augsburger Bischof Bertram Meier davor, die geltende Lehre der katholischen Kirche auf den Kopf zu stellen. „Was uns alle verbindet, ist das Ziel einer Reform der Kirche“, sagte Meier. „Aber was mir fehlt, ist die Prüfung zwischen Kern und Schale, zwischen Essentials und Feldern, die wir ändern dürfen.“

Das Gremium selbst kann kein Kirchenrecht setzen

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, sprach von einem „erfolgreichen“ Verlauf der Versammlung. „Wir haben gefordert, endlich konkret zu werden und Veränderungen zu beschließen“, sagte Stetter-Karp: „Die Versammlung hat geliefert.“

So ähnlich sah das auch Limburgs Bischof Georg Bätzing. „Wir verändern das konkrete Handeln der Kirche“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die Kirche solle partizipativer und gerechter werden. „Wir wollen, dass Frauen in der Kirche aufgrund ihrer gleichen Würde Zugang zu Diensten und sakramentalen Ämtern erhalten.“

Bereits am Freitag hatten sich die Delegierten für deutliche Veränderungen ausgesprochen. In zweiter Lesung und damit abschließend forderten sie eine stärkere Beteiligung der Gläubigen an der Besetzung von Bischofsposten.

Doch hier wurde exemplarisch auch die Schwäche des „Synodalen Wegs“ deutlich: Im Unterschied zu einer evangelischen Synode kann das Gremium selbst kein Kirchenrecht setzen. Es kann nur an die dafür zuständigen Domkapitel – vom Bistum Osnabrück bis Passau – appellieren, sich selbst zur Anwendung des Beschlusses zu verpflichten. Gut möglich, dass der synodale Weg am Ende dazu führen wird, dass der Begriff „katholische Kirche“ in Deutschland nicht mehr überall dasselbe bedeutet.

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