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Auch Homosexuelle werden Opfer von Zwangsverheiratung.

© picture alliance / dpa

Update

Justizsenator stellt Mittel bereit: Berlin finanziert Krisenwohnung für queere Opfer von Zwangsehen

Berlin will nun doch eine Krisenwohnung für homo- und transsexuelle Opfer von Zwangsverheiratung finanzieren. Im ersten Anlauf stand das Projekt noch vorm Aus.

In Berlin soll jetzt doch eine Krisenwohnung für homo- und transsexuelle Opfer von Zwangsverheiratung und familiärer Gewalt entstehen. Eine entsprechende Ausschreibung veröffentlichte die Senatsverwaltung für Justiz und Antidiskriminierung am Mittwoch.

Fachberatungsstellen für die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtlichen Menschen würden seit Jahren "gleichbleibend" feststellen, dass sich jährlich bis zu zehn queere Menschen an sie wenden, weil sie eine Zwangsverheiratung befürchten oder weil sie von Gewalt im familiären Umfeld wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität betroffen sind, heißt es in dem Ausschreibungstext, der dem Tagesspiegel vorliegt.

Zunächst hatte Berlin nicht die Mittel zusammenbekommen

Das Vorhaben hatte Rot-Rot-Grün bereits im Koalitionsvertrag angekündigt. Bisher hatte der Senat allerdings nicht die dafür nötigen Mittel zusammenbekommen. Dabei hatte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Zusammenarbeit mit dem LSVD bereits eine entsprechende Krisenwohnung angemietet - keine leichte Aufgabe angesichts des überhitzten Berliner Mietmarktes. Doch im Landeshaushalt für 2018/19 wurden die Kosten zunächst nicht eingestellt, auch die Lotto-Förderung lehnte einen Förderantrag ab, so dass die Krisenwohnung bereits vor dem Aus stand.

Jetzt will Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) in diesem Jahr doch 100.000 Euro für das Projekt zur Verfügung stellen, es soll auch über 2019 hinaus weitergeführt werden. Die Bewerbung ist offen für alle interessierten sozialen Träger.

In der neuen Ausschreibung heißt es, die betroffenen Opfer müssten in der Regel ihre Familien, die Wohnung und ihre sozialen Bezüge - also etwa Arbeitsplatz oder Studium - vollständig verlassen, um sich wirksam schützen zu können. Der Senat strebe daher die Einrichtung einer anonymen Krisenwohnung mit bis zu fünf Plätzen an. Dort sollen die Opfer auch psychologisch betreut werden und von Sozialpädagogen begleitet werden.

Bekannt wurde der Fall von Nasser El-A. aus Berlin

Unter welchen Nöten die Betroffenen leiden, machte vor einigen Jahren das Schicksal des jungen Berliners Nasser El-A. klar. Er hatte sich bereits mit 15 als schwul geoutet, worauf ihn seine Familie mit einer Frau zwangsverheiraten wollte. Sein Vater drohte gar, ihn umzubringen. Nasser lief von zuhause weg - wusste aber nicht wohin, da die entsprechenden Krisenzentren alle auf Mädchen ausgerichtet sind. Der Fall wurde damals auch deswegen öffentlich bekannt, weil Nasser schließlich seine Familie vor Gericht brachte. Später griff das Grips-Theater seine Geschichte auf.

Tatsächlich würden Betroffene bisher mangels Anlaufstellen "als Notbehelf privat bei befreundeten Personen unterkommen", heißt es in der Ausschreibung - was für alle Beteiligten ein hohes Risiko darstelle.

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