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Harvey Milk, erster offen schwuler Politiker der USA - eines der von unseren Promis genannten Idole.

© imago/Prod.DB

Umfrage zum CSD: Das ist mein queeres Idol

Lesbische, schwule, queere Vorbilder: Wir haben Prominente anlässlich des Christopher Street Days gefragt, wer sie besonders inspiriert hat.

Wer ist Ihr Idol? Wer Ihr lesbisch, schwules, queeres Vorbild - eine Person, die Sie inspiriert hat, Ihnen Mut macht und die Sie immer noch bewundern?

Das haben wir anlässlich des Berliner Christopher Street Days vier prominente Berlinerinnen und Berliner gefragt. Und das haben sie geantwortet.

Ades Zabel über die Schwuz-Tunten aus Berlin

Bewusst hatte ich eigentlich nie richtige Vorbilder. Zuerst bewunderte ich Donna Summer und Grace Jones, aber das hatte für mich zu der Zeit nichts mit „schwul sein“ zu tun, es waren einfach tolle Discosängerinnen. Danach gab es für mich noch Nina Hagen und später natürlich Madonna mit ihrer Musik und den tollen Videos.

Ades Zabel ist Schauspieler, Entertainer und DJ, er tritt seit den 80ern in Berlin auf. Berühmt ist Zabel insbesondere für die Bühnenfigur der Neuköllnerin Edith Schröder. Wieder im BKA-Theater ab dem 31.7.
Ades Zabel ist Schauspieler, Entertainer und DJ, er tritt seit den 80ern in Berlin auf. Berühmt ist Zabel insbesondere für die Bühnenfigur der Neuköllnerin Edith Schröder. Wieder im BKA-Theater ab dem 31.7.

© Frederik Busch

Aus meiner heutigen Sicht waren und sind die Schwuz-Tunten der späten 80er und frühen 90er Jahre große Vorbilder: Melitta Sundström, BeV StroganoV, Ovo Maltine, Ichgola Androgyn, Chou Chou de Briquette und andere. In schrillen Outfits mischten sie unermüdlich - nicht nur - die queere Szene auf, sorgten für große Aufmerksamkeit und stellten vor allem für das Thema Aids eine ganz wichtige Öffentlichkeit her.

Und nun bin ich für manche ein Vorbild: Das sagte jedenfalls eine junge Nachwuchsdrag aus Hamburg neulich zu mir – ich hätte ihr den Weg bereitet. Dass ich mal ein Vorbild sein könnte, hätte ich nie gedacht. Herzlichen Glückwunsch zu 50 Jahre Stonewall!

Tarik Tesfu über Sookee

Tarik Tesfu ist Netzaktivist und Moderator bei „Funk“, dem Jugendportal von ARD und ZDF. Bekannt wurde Tesfu durch seine Youtube- Videos, vor allem mit seinem feministischen Kanal „Genderkrise“.
Tarik Tesfu ist Netzaktivist und Moderator bei „Funk“, dem Jugendportal von ARD und ZDF. Bekannt wurde Tesfu durch seine Youtube- Videos, vor allem mit seinem feministischen Kanal „Genderkrise“.

© Kristina Kast

Wer mich inspiriert? Ganz klar: die großartige Rapperin Sookee. Sie ist laut und leise, soft und strong, zielstrebig und dabei immer im Moment. Sie ist nie nur das eine oder das andere, sie feiert die Grauzonen bei sich und ihrem Gegenüber. Dem Patriarchat zeigt sie immer und überall den Stinkefinger und das sollten wir alle tun. On top ist sookee eine fantastische Musikerin und somit Inspiration für extrem viele Menschen. Pupsegal, ob queer oder nicht. On top-top nutzt sie ihre Privilegien, um für andere Platz zu machen. Empowerment at it's best, your rock, Sookee!

Auch, wenn ich weiß, dass sie keine Lust darauf hätte, Bundeskanzlerin zu werden, stelle ich mir vor, wie geil es wäre, wenn sookee den Job nach Angela Merkel übernehmen würde. Jede Woche Pride Week, Gender Studies als Schulfach, ein diverses Team aus Minister*innen und die Neujahrsrede als Rap. Das wäre ziemlich nice! 

Maren Kroymann über die unbekannten Butch-Lesben

Maren Kroymann ist Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin. Ihre ARD-Sendung „Kroymann“ gewann zwei Grimme-Preise. Mit der Show „In my Sixties“ gastiert sie vom 31.10. bis 2.11. im Tipi am Kanzleramt.
Maren Kroymann ist Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin. Ihre ARD-Sendung „Kroymann“ gewann zwei Grimme-Preise. Mit der Show „In my Sixties“ gastiert sie vom 31.10. bis 2.11. im Tipi am Kanzleramt.

© Henning Kaiser/dpa

Meine Ikonen sind die unbekannten Butch-Lesben, die immer verachtet waren. Über die man sagte, die sehen männlich aus, und fragte, warum sind Lesben immer so hässlich. Das sind ja Sätze, die heute noch fallen. Diese Butches waren ja lange die einzigen, an denen man in dieser Gesellschaft erkannt hat, dass es überhaupt Lesben gibt.

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Es gibt ja auch die anderen, mehr so die Femmes-Richtung. Dazu gehöre ich. Und ich bekomme ja immer wieder zu hören: Sie sehen ja gar nicht so aus. Anders als die sehr sichtbare Schwulenbewegung, ging die Lesbenbewegung ja in der Frauenbewegung ein bisschen unter. Auch deshalb waren die Butches mit den dicken Schuhen und den Holzfällerhemden so wichtig. Denen verdanken wir viel. Diesen Pionierinnen möchte ich gern ein Denkmal setzen, weil sie so viel für uns gemacht haben.

Günter M. Ziegler über Harvey Milk

Günter M. Ziegler ist Präsident der Freien Universität Berlin und Professor für Mathematik. Er ist auch Buchautor: mit Werken zur Mathematik – und einer 1993 erschienenen schwulen Kurzgeschichte.
Günter M. Ziegler ist Präsident der Freien Universität Berlin und Professor für Mathematik. Er ist auch Buchautor: mit Werken zur Mathematik – und einer 1993 erschienenen schwulen Kurzgeschichte.

© Mike Wolff

Überrascht es, wenn ich einen Mathematiklehrer als queeres Idol nenne? Dieser wurde 1930 im Bundesstaat New York geboren, hat dort am State College for Teachers Mathematik auf Lehramt studiert — und ist dann irgendwann in die Politik gewechselt. Er war Interessenvertreter und Aktivist, der erste offen schwule Politiker der USA, später Stadtrat von San Francisco: Harvey Milk.

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1978 sind er und der damalige Bürgermeister von San Francisco einem Attentat zum Opfer gefallen. Erst einige Jahre später, Mitte der 80er, als Mathematik-Doktorand am M.I.T., habe ich Milk kennengelernt - durch den Oscar-prämierten Dokumentarfilm „The Times of Harvey Milk“. Seine Beharrlichkeit und sein Selbstbewusstsein haben mich beeindruckt. Bewundernswert, wie er sich mit Humor und  Fröhlichkeit für die Lesben- und Schwulenbewegung eingesetzt hat.

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