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Sänger Troye Sivan, 23.

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Troye Sivan live in Berlin: Zuckermelodien unterm Regenbogen

Der australische Sänger Troye Sivan gab im Berliner Tempodrom ein mitreißendes Elektropop-Konzert.

Ausländische Fans halten bei Konzerten in Berlin manchmal ihre Landesflaggen in die Luft. So zeigen sie dem Star, dass ihnen kein Weg zu weit ist, um ihm zuzujubeln. Im Berliner Tempodrom verhält es sich am Donnerstagabend anders: Statt Fahnen von Ländern – sieht man einmal von drei polnischen ab – dominieren Regenbogenfahnen das Rund. Im Innenraum und auf der Tribüne werden sie in die Höhe gereckt, eine junge Frau trägt ihr Exemplar wie einen Umhang und ein knappes Dutzend junger Leute wedelt direkt vor der Bühne immer wieder mit seinen Mini-Flaggen.

Das ist in der Tat der passendste Gruß für den in Südafrika geborenen und in Australien aufgewachsenen Sänger Troye Sivan, der jetzt in L.A. lebt. Seit seinem Karrierebeginn vor vier Jahren geht der 23-Jährige offen mit seinem Schwulsein um, thematisiert es auch in seinen Songs und Videos. Damit ist er für junge, queere Popfans zu einem Idol geworden.

Sie dürfen sich nach drei Liedern über eine kleine Geschichte freuen, die Sivan über sein Coming-Out erzählt. Er sei erst völlig verängstigt gewesen, weil er verstand, dass sein Leben nicht so verlaufen würde, wie er es sich vorgestellt hatte. Doch dann habe er gemerkt: „Ich kann ja machen, was ich will! Und das ist großartig.“ Er genießt diese Freiheit sichtlich auch auf der Bühne, tanzt mit viel Hüftschwung, quatscht zwischendurch mit den Fans und lässt die Scheinwerfer zum Finale von „Heaven“ in Regenbogenfarben leuchten.

Balladen und eine elegante Lightshow

Sivans zweites Albums „Bloom“ steht während des knapp 90-minütigen Auftritts im Vordergrund. Das Titelstück bringt er gleich an zweiter Stelle. Es ist ein für ihn typischer Elektropop-Hit, dessen zuckersüße Mitsingmelodie sofort im Kopf kleben bleibt und süchtig macht. Die aus zwei Keyboarderinnen, die auch singen, einem Schlagzeuger und einem Gitarristen bestehende Band gibt den Stücken einen etwas raueren Touch als auf den Alben. Das steht ihnen gut, wobei der Drummer es mitunter etwas übertreibt mit seinem rockigen Über-die-Toms-Rollen.

Der Leichtigkeit dieses von einer eleganten Lightshow begleiteten Konzerts tut das keinen Abbruch. Troye Sivan strahlt selbst im melancholischen Balladenteil noch viel Zuversicht aus und ist bei „Dance To This“ – eine Backgroundsängerin übernimmt den Part von Ariana Grande – wieder ganz in seinem sexy Club-Modus. Als Sahnenachschlag singt er zum Schluss den Superhit „My My My“ – die Fans haben sicher süß geträumt danach.

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