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Die Parade an der Siegessäule zum Christopher Street Day 2018 in Berlin.

© imago/Bernd König

Queere Sichtbarkeit: Mit diesen Veranstaltungen wird der Pride Month in Berlin gefeiert

Workshops, Partys, Netzwerktreffen, Filmscreenings: Mit vielseitigen Veranstaltungen will der CSD e.V. die queere Community in Berlin stärken. Eine Übersicht.

Out and proud: Weltweit wird der Juni genutzt, um die LGBTQAI+-Community sichtbar zu machen und queere Identität zu zelebrieren. Doch während sich der Juni bereits dem Ende zuneigt, nehmen die Feierlichkeiten in Berlin gerade erst Fahrt auf. Erstmalig wird in diesem Jahr offiziell der Pride Month in Berlin gefeiert - organisiert vom CSD e.V., der jährlich den Berliner Christopher Street Day ausrichtet. 

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Vom 28. Juni an, dem Jahrestag der Stonewall-Proteste, ruft der Verein dazu auf, vier Wochen lang „LGBTQIA-Themen und Begegnungen in und mit den queeren Communities Berlins” mehr Raum zu geben. Seinen Abschluss findet dies in der großen CSD-Parade zum Christopher Street Day am 23. Juli.

„Wir sind nicht interessiert an schicken Strohfeuern,” heißt es auf der Website des CSD Vereins. Stattdessen wolle man mit dem Pride Month „langfristige Impulse setzen, die Themen anstoßen, aber nicht ausdiskutieren, Perspektivwechsel ermöglichen und zu echter Weiterentwicklung beitragen.”

Vier Themenschwerpunkte setzt der Verein, die allesamt durchgängig im Programm präsent sein sollen: Religion und Spiritualität, FLINTA+ und lesbische Sichtbarkeit, Trans und People of Colour, sowie das Dachthema House of Pride. Während in den ersten drei Wochen alle Fokusthemen die gleiche Gewichtung erhalten sollen, ist die letzte Woche dem „House Of Pride”-Motto gewidmet, unter dem alle Schwerpunkte vereint werden sollen. 

Im Folgenden haben wir eine Auswahl der anstehenden Veranstaltungen kuratiert. Das vollständige Programm kann auf der Seite des CSD e.V. nachgelesen werden.

Religion und Spiritualität 

Kreuz und queer? Religion steht häufig im Konflikt mit queeren Identitäten. Dies zeigte zuletzt anschaulich die #OutInChurch-Initiative, im Zuge derer zu Beginn des Jahres mehr als 100 Mitarbeiter:innen katholischer Einrichtungen an die Öffentlichkeit traten und über Diskriminierung am Arbeitsplatz berichteten.

Religiöse Praxis und Glauben können jedoch große Kraftquellen für Menschen sein, erinnert der CSD Verein und fragt daher: „Wie finden Mitglieder der Community sich in der Religion zurecht? Welche Angebote abseits der großen Glaubensgemeinschaften gibt es?”

Hier will der CSD e.V. eine „Brücken- und Vermittlerfunktion” einnehmen und interreligiöse, interkulturellen und intersektionalen Austausch zum Thema ermöglichen. Neben Gespräche mit queeren Gläubigen, Nonnen, Pastoren und Imamen sind auch Panels mit Atheist:innen und Kirchenkritiker:innen geplant.

Zwei Männer küssen sich.
Zwei Männer küssen sich.

© REUTERS

So wird am 05. Juli um 20:00 Uhr ein Gottesdienst von der „Gay Church Berlin” in der Ev. Zwölf Apostel Kirchengemeinde organisiert.

Update: Das Panel „Homophobie ist Sünde - Gott will deine Emanzipation” in der Schöneberger Apostelkirche am 19. Juli um 20:00 Uhr wurde abgesagt.

Am 10. Juli findet um 18:30 Uhr aber der Segnungsgottesdienst „Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält“ der St.Canisius Gemeinde & der GayChurch Berlin in der Witzlebenstraße 30 in Charlottenburg statt.

Am 22. Juli findet in der St. Marienkirche in Mitte um 18:00 Uhr ein multireligiöser Gottesdienst mit Geistlichen und Vertreter:innen aus Judentum, Christentum und Islam statt. Mit von der Partie sind unter Anderem die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sowie der Senator Klaus Lederer.

Am 24. Juli um 14:00 Uhr kann in der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Moabit die Veranstaltung „Queerness und Islam” der „Anlaufstelle Islam und Diversity” (AID) besucht werden.

FLINTA+ Lesbische Sichtbarkeit

Der zweite Schwerpunkt des Berliner Pride Month fokussiert sich auf Frauen, Lesben, intersexuelle Personen, nicht-binäre Personen, trans Personen und asexuelle Personen, kurz: FLINTA+. Das Plus steht für all jene Menschen, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden, aber ebenfalls aufgrund ihrer Geschlechtsidentität marginalisiert werden. FLINTA+ meint also im Grunde alle Menschen, die sich nicht als cis männlich definieren.

In diesem Schwerpunkt geht es darum,  FLINTA-Personen sichtbar zu machen, junge Mitglieder der Szene zu stärken und den Austausch innerhalb der Berliner Community zu fördern.

Rund 9.000 Personen demonstrieren beim CSD Nordwest in Oldenburg für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.
Rund 9.000 Personen demonstrieren beim CSD Nordwest in Oldenburg für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.

© IMAGO/Eibner

Dazu gehört etwa das Public Viewing zum Auftakt der Frauen-EM am 06. Juli gehört zu dem Themenschwerpunkt. Ab 18:30 Uhr können hier das englische oder österreicherische Team im SchwuZ in Neukölln angefeuert werden.

Nur zwei Tage später, am 08. Juli steigt ab 22:00 Uhr im SO36 die queerfeministische Soliparty 8. März ist alle Tage”.

Am 23. Juli kann gleich weitergefeiert werden: Ab 21:00 Uhr findet im Metropol am Nollendorfplatz mit der „Liquid”-Party die offizielle lesbische Pride-Party statt.

Trans + POC / People of Color

Im dritten Schwerpunkt will sich der Pride Month den spezifischen Herausforderungen queerer, nicht-weißer Menschen und trans Personen widmen. Wer verursacht eigentlich welche Probleme und wer hilft sie zu lösen? Ziel ist es, szeneprägende Persönlichkeiten vorzustellen, sie bei einer noch besseren Vernetzung zu unterstützen und ihren Geschichten Raum zu geben. „Ob Latin, asiatisch, türkisch, arabisch oder BPoC – mit wem, wo und wie feiern die Menschen in diesen LGBTQIACommunitys?” fragt der CSD Verein. Hierbei wird darauf geachtet, alle Formate möglichst multilingual zu gestalten.

Trans-Marsch in Sao Paulo, Brasilien.
Trans-Marsch in Sao Paulo, Brasilien.

© REUTERS/Carla Carniel

So findet am 04. Juli um 18:30 der Workshop Deconstruct the binary” der nicht-binären transfemininen Aktivist*in und Künstler*in Stella statt, in dem es um das binäre Genderverständnis und um dessen Überwindung gehen soll.

Am 06. Juli findet um 17:30 Uhr im Haubentaucher ein Outdoor Voguing Ball des 5 Elements Kollektivs” statt. Am selben Tag können im BKA Theater in Neukölln die „Golden Gmilfs” bewundert werden.

Einen Tag später findet am Sage-Beach die „Transtopia”-Veranstaltung von und für trans Menschen statt, die auch als Fundraising für den Transpride dient. Ab 14:00 Uhr geht es los mit Workshops, woran sich eine Drag Show ab 18:00 Uhr und schließlich eine Party ab 20:00 Uhr anschließt.

Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung

In der letzten Woche will man Programmpunkte mit einem direkten Bezug zur Demonstration verwirklichen. Auch die Unterstützung der osteuropäischen Pride wird Thema sein. Für die zahlreichen weiteren Veranstaltungen lohnt es sich, einen tieferen Blick in das Programm des Pride Month zu werfen.

Bei der East Pride Demonstration in Berlin wird vor Allem gegen Homophobie in postsowjetischen Staaten demonstriert.
Bei der East Pride Demonstration in Berlin wird vor Allem gegen Homophobie in postsowjetischen Staaten demonstriert.

© snapshot-photography

So ist eine „Sober Party” ohne Alkohol und Drogen für trockene und cleane Community-Mitglieder geplant, ein HIV-Themenabend, Tunten-Kiezspaziergänge, Selbstverteidigungskurse für FLINTA-Personen oder ein Workshop von qeerhandicap e.V zum Thema Behinderung und queeres Leben. Am 02. Juli, ab 18:00 Uhr findet etwa die „Queer Garten”-Party im Festsaal Kreuzberg statt. Erstmalig seit der Pandemiepause findet auch das lesbischschwule Stadtfest wieder statt. Unter dem diesjährigen Motto „Gleiche Rechte für Ungleiche - weltweit” veranstaltet der Regenbodenfonds e.V. die Veranstaltung rund um den Nollendorfplatz zum 28. Mal.

Der krönende Abschluss wird am 23. Juli in der großen CSD-Parade gefeiert. Das bilingual aufgeführte Motto: „Vereint in Liebe! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung” fordert unter Anderem eine normkritische Gender-, Körper- uns Sexualpädagogik, politische Maßnahmen gegen Hatecrime und Hatespeech gegen queere Menschen, sowie für queere Sichtbarkeit und Diversity im Arbeitskontext.

Zudem wurden weitere konkrete Forderungen einzelner Gruppen formuliert, wie etwa die Forderung nach einer Regelung zur vollständigen Kostenübernahme durch Krankenkassen für trans Personen oder eine automatische Mit-Mutterschaft bei lesbischen Partnerschaften. Der vollständige Forderungskatalog ist der Websitde des CSD e.V. zu entnehmen.

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