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Ein schwules Paar.

© dpa

Queer weiß das (22): Wonach sucht ihr eure Partner aus?

Die Kolumne im Queerspiegel: Heteros fragen, Homos antworten. Heute mit einer Frage zu den Kriterien bei der Wahl der Partnerinnen und Partner.

Bei allem Kampf gegen Klischees, bei allem Fortschritt der Menschheit: In Hetero-Beziehungen ist es oft immer noch so, dass ein erfolgreicher Mann nach einer äußerlich attraktiven Frau sucht, die den gängigen Vorstellungen von Sexyness entspricht. Sonst wäre die Balz kaum mit so vielen Beschwerlichkeiten aufseiten der Frau verbunden. Als da wären: halsbrecherische Schuhe, einengende Klamotten, kratzende Kontaktlinsen, klebrige Schminke, ziepende Frisuren. Wie ist das eigentlich in homosexuellen Beziehungen? Dem Augenschein nach gelten da andere Kriterien. Aber welche? Innere Werte? - Lisa, Mitte

Was letztlich den Ausschlag bei der Partner*innenwahl gibt, ist oft schwer zu ergründen. Zum Glück ist in der Liebe ja nicht alles erklärbar. Ihrem Eindruck, dass bei Homosexuellen Äußerlichkeiten eine geringere Rolle als bei Heterosexuellen spielen, würden aber zumindest viele schwule Männer widersprechen. Denn Jugendwahn und Körperkult haben unter Schwulen oft eine enorme Bedeutung, nicht wenige fühlen sich davon unter Druck gesetzt.

Eine US-Studie will sogar festgestellt haben, dass Schwule bereits solche Männer als übergewichtig empfinden, die in den Augen von Heteros als völlig normalgewichtig durchgehen. „No fats“ – keine Fetten – ist in genau dieser krassen Wortwahl oft als Forderung auf schwulen Dating-Profilen zu finden. „Keine Opis“ übrigens auch – wobei das Opi-Sein für manche schon bei 30 anfangen kann. Es ist schon frappierend, dass in einer Gruppe, in der Diskriminierungserfahrungen verbreitet sind, untereinander aufgrund von Aussehen und Alter diskriminiert wird.

Woran könnte es liegen, dass sich auch Homosexuelle gern mit attraktiven Eroberungen schmücken? Die Soziologin Eva Illouz spricht beim Prozess der Partnerwahl von modernen „Heiratsmärkten“, auf denen Sexyness, Interessen, sozialer Status, Geld und Macht – um nur einige Faktoren zu benennen – gegeneinander abgewogen und getauscht werden. Das gilt für Menschen jeglicher sexuellen Identität.

Es gibt in der Beziehung keine eingespielten Rollenmuster

Ist man erst mal zusammengekommen, gibt es indes für lesbische und schwule Paare, anders als für Heteros, kaum über Jahrhunderte eingespielte Rollenmuster, auf die man – bewusst oder unbewusst – zurückgreift.

Auf die Gleichberechtigung in der Partnerschaft dürfte sich das eher positiv auswirken. So teilen in Regenbogenfamilien laut anderen Studien (ein Beispiel hier) die beiden Mütter oder die beiden Väter Haushalt, Erziehung und Erwerbsarbeit gleichmäßiger untereinander auf, als das bei Mutter und Vater in traditionellen Familien der Fall ist. Da können sich die Heteros von uns Homos was abgucken.

Folge 21: Warum müsst ihr mitteilen, homosexuell zu sein?

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Dieser Text erschien zunächst in der gedruckten Samstagsbeilage Mehr Berlin.

Haben Sie auch eine Frage an die Tagesspiegel-Homos? Dann schreiben Sie an: queer@tagesspiegel.de!

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