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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Prozess um transfeindlichen Angriff: Mann wird wegen seiner Frauenkleider verprügelt

Vor dem Amtsgericht Tiergarten müssen sich zwei Männer verantworten, weil sie einen Mann in Frauenkleidern schwer verletzt, geschlagen und bepöbelt haben sollen.

Er kleidete sich feminin. Daran sollen sich drei junge Männer gestört haben. Sie sollen den Mann in Frauenkleidern angepöbelt, geschlagen und schwer verletzt haben. Spontan aus homo- und transphober Gesinnung heraus, heißt es in der Anklage. Knapp zwei Jahre nach dem mutmaßlichen Angriff am Schäfersee in Reinickendorf wird zwei 29-Jährigen seit Freitag der Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten gemacht.

Der 49-Jährige, der manchmal mit einem Bier in Kleid oder Rock auf die Straße geht, wurde im April 2016 zunächst Opfer von Spott. „Weil er lächerlich aussah in Frauenkleidern und einer Bierflasche in der Hand, haben wir uns ein bisschen lustig gemacht“, sagte Oliver R., Maler und Lackierer, arbeitslos. „Wir sind aber nicht schwulenfeindlich.“

Peter K. (Name geändert) kennt solche Pöbeleien. „Ich bekomme häufiger einen blöden Spruch ab“, schilderte er im Prozess. Er habe den Männern mit einem Spruch geantwortet. Für ihn sei die Sache erledigt gewesen. R. aber kam plötzlich auf ihn zu. Er baute sich bedrohlich vor Peter K. auf.

"Ob er sich nicht peinlich findet"

„Ich wollte ihn zur Rede stellen, ihm eine Ansage machen, ihn fragen, ob er sich nicht peinlich findet“, erklärte R. nun. Der Mann im Rock aber habe ein kleines Messer gezückt. „Ich schlug es ihm reflexartig aus der Hand.“ Mehr habe er nicht gemacht, sagte R.

Peter K. habe sich mit dem Messer verteidigen wollen, heißt es in der Anklage. Angst habe er bekommen, als der große Fremde vor ihm stand, schilderte der Geschädigte. „Ich war so blöd und suchte das kleine Messer.“ Als er es in der Hand hatte, sei ihm der Arm verdreht worden. Eine Passantin habe sich eingemischt. R. und ein bislang unbekannter Mann hätten sich daraufhin zurückgezogen.

Doch plötzlich tauchte Jerome A., der zweite Angeklagte, auf. Er hatte von seinem Cousin von dem Vorfall erfahren. „Auf dem Fußweg kam mir die Person dann entgegen“, sagte der ebenfalls arbeitslose A. nun in seiner Erklärung. Er habe sich vor einem Messerstich gefürchtet. Und den Mann angegriffen – aus dem Nichts.

„Bevor mir etwas mit dem Messer passiert, habe ich ihm einmal mit der Faust ins Gesicht geschlagen.“ Das Jochbein mehrfach gebrochen, der Kiefer auch, mehrere Zähne ausgeschlagen. Der Ellenbogen war zuvor beim Verdrehen so verletzt worden, dass eine Prothese eingesetzt werden musste. Peter K. ist seitdem schwerbehindert. Der Prozess um gefährliche Körperverletzung geht am 23. März weiter.

Beim Landeskriminalamt Berlin gibt es für Opfer homo- und transfeindlicher Verbrechen eine eigene Ansprechpartnerin. Lesen Sie hier einen Bericht dazu. Auch bei der Berliner Staatsanwaltschaft gibt es eine Abteilung, die Hasskriminalität gegen Homo- und Transsexuelle verfolgt und Ansprechstelle für Opfer ist. Lesen Sie hier ein Interview mit den zuständigen Staatsanwält*innen.

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