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Eine Demonstration gegen den Hass auf Lesben und Schwule im Mai in Berlin.

© imago/IPON

Polizei-Statistik für 2018: Mehr als 100 homo- und transfeindliche Straftaten in Berlin

Mehr als hundert Straftaten gegen queere Menschen hat die Berliner Polizei 2018 bereits registriert - besonders viele in drei Bezirken.

Berlin steht weltweit im Ruf einen toleranten Stadt. Statistiken zeigen: Die Zahl der Attacken auf Homosexuelle und Transmenschen bleibt hoch.

Allein in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres hat die Berliner Polizei 105 Straftaten registriert, die auf die sexuelle Orientierung der Opfer zurückzuführen sind. Die Differenz zum Vorjahr, 2017 waren es 139 Delikte, resultiere aus Erfassungsrückständen, wie Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Rande der Präsentation der Zahlen am Freitag erklärte. „Auf das Jahr gesehen rechnen wir aber eher noch mit einem Anstieg“, sagte Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg, im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Auch die Zahl der Gewaltdelikte steigt

Auch die Zahl der Gewaltdelikte, bislang 30 im Jahr 2018 gegenüber 49 in 2017, droht bis zum Jahresende noch anzusteigen. Auffällig: Die übergroße Mehrheit der registrierten Delikte ereignete sich in den Innenstadtbezirken. Spitzenreiter war Berlin-Mitte mit 27 Straftaten, gefolgt von Friedrichshain-Kreuzberg mit 21 und Neukölln mit 18 Delikten. In Tempelhof-Schöneberg, dem Bezirk mit der ehemalig höchsten Zahl homophober Straftaten, wurden 13 Delikte registriert.

Steinert, der die Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin ausdrücklich lobte, forderte neben einer Fortsetzung der konsequenten Strafverfolgung eine Ausweitung der Prävention, zu der aus seiner Sicht auch die Aufklärungsarbeit in den Schulen zähle. „Wehret den Anfängen“, forderte Steinert und mahnte an, künftig auch die Opfer homo- und transphober Straftaten stärker in den Blick zu nehmen.

"Respektpreis" geht an Kita-Broschüre

Die Dunkelziffer dürfte indes noch deutlich höher liegen. Allein dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo wurden im vergangenen Jahr 324 homo- und transphobe Übergriffe gemeldet.

Die Polizei-Statistik wurde am Freitag im Rahmen der Übergabe des "Respektpreis" des Berliner "Bündnis gegen Homophobie" präsentiert. Die Auszeichnung erhielt in diesem Jahr die Broschüre "Murat spielt Prinzessin,  Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben", die Kitaerzieherinnen und -erzieher für den Umgang mit Vielfalt sensibilisieren soll. Nominiert für den Preis waren zudem die Kreuzberger Kabarettistin Idil Baydar, das Webportal „Queer History“ und der Fußball-Fanclub „Tennis Borussia Aktive Fans“.

2017 erhielt den Preis das Queerspiegel-Team des Tagesspiegels für die Kolumne „Heteros fragen, Homos antworten“, die inzwischen auch als Buch im „Querverlag“ vorliegt.

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