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Verliebt. Marcela (Greta Fernández) und Elisa (Natalia de Molina) lernen sich in einer Nonnenschule kennen.

© Netflix

Netflix-Drama im Berlinale-Wettbewerb: „Elisa y Marcela“: Eine Liebe in Galicien

Netflix im Wettbewerb der Berlinale: Isabel Coixets Drama „Elisa y Marcela“ erzählt die Geschichte eines lesbischen Paars während der Jahrhundertwende.

Ob sie an Gott glaubt? Elisa (Natalia de Molina) bleibt kurz stehen. Die Frage ihrer neuen Mitschülerin Marcela (Greta Fernández) ist heikel. Hier in der Nonnenschule sollten selbstredend alle brave Katholikinnen sein. Aber Elisa glaubt nicht an den heiligen Geist und auch nicht an Gott.

„Ich glaube an alles, was sich bewegt“, sagt sie und zählt eine lange Liste mit Pferden, Mäusen, Bällen auf. Auch die Liebe gehört dazu, sie müsste sogar an erster Stelle stehen. Allerdings ahnt die junge Elisa noch nicht, wie stark dieser Glaube bei ihr ist. Sie wird ihn ihr Leben lang eindrucksvoll unter Beweis stellen – genau wie Marcela.

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Die beiden Schülerinnen, die sich im Jahr 1889 ineinander verlieben, werden von Marcelas Eltern getrennt und sehen sich erst Jahre später wieder. Beide sind Lehrerinnen geworden, arbeiten in einer galicischen Dorfschule und wohnen zusammen. Ihre Innigkeit, aber auch ihr minimales Interesse für Männer ziehen bald den Argwohn der Bevölkerung auf sich. Deshalb entscheidet sich das Paar zu einem radikalen Schritt: Elisa verschwindet für eine Weile und kehrt als Mann verkleidet zurück. Sie hat die Identität ihres verstorbenen Cousins Mario angenommen und heiratet so ihre geliebte Marcela.

Das Paar existierte wirklich

Es hat diese Hochzeit wirklich gegeben. Sie wurde im Sommer 1901 in der Kirche San Jorge in A Coruña geschlossen. Dies hat nun die spanische Regisseurin Isabel Coixet zu ihrem in Schwarz-Weiß gedrehten Spielfilm „Elisa y Marcela“ inspiriert. Er entfaltet seine Dramatik durch die konstante Bedrohung, der das Paar ausgesetzt ist.

Elisa und Marcela kommen kaum einmal zur Ruhe, Glück ist ihnen nur für kurze Zeit vergönnt – etwa als sie gemeinsam in einem portugiesischen Gefängnis inhaftiert sind. Ausgerechnet hier geht es ihnen verhältnismäßig gut. In einer von Schwarztönen dominierten Szene kurz vor ihrer Entlassung sagt Marcela: „Die Probleme liegen draußen, wo wir Monstrositäten sind.“

Coixet, die in ihren Filmen wie dem großartigen „Mein Leben ohne mich“ oder zuletzt dem Fünfziger-Jahre- Drama „Der Buchladen der Florence Green“ meist Frauen ins Zentrum stellt, hat eine unaufgeregt-solide Erzählweise für ihre Netflix-Produktion – die erste in einem Berlinale-Wettbewerb – gewählt. Zwar fokussieren die häufig verwendeten Kreisblenden immer wieder Leidensbilder der Protagonistinnen, doch wirken die beiden nicht wie hilflose Opfer.

Coixet betont ihren Mut, ihre Tatkraft und ihre Leidenschaft. Dass das Paar einmal einen toten Oktopus in sein Liebesspiel integriert, wäre vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen. Und der ab der Mitte plötzlich einige Male eingesetzte Effekt der künstlichen Filmalterung wirkt etwas beliebig. Sehr schön jedoch, dass vor dem Abspann das Hochzeitsfoto des echten Paars zu sehen ist. Es war 1901 auf der Titelseite von „La Voz de Galicia“, was Coixet ebenfalls einbaut. Eine junge Frau schneidet sich das Bild aus und hängt es an die Wand. Elisa und Marcela – lesbische role models der Jahrhundertwende.

14.2., 12.30 Uhr (Friedrichstadtpalast) u. 19.30 Uhr (HdBF), 16.2., 9.30 Uhr (Zoo Palast), 17.2., 21.30 Uhr (Berlinale Palast)

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