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Papst Franziskus (M) geht am 31.12.2017 nach der Jahresabschluss-Messe zum Petersplatz in Vatikanstadt (Vatikan). Foto: Evandro Inetti/ZUMA Wire/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ |

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Update

Katholische Kirche: Vatikan ändert Papst-Zitate zur psychiatrischen Behandlung homosexueller Kinder

Papst Franziskus äußerte die Ansicht, dass homosexuelle Kinder psychiatrisch behandelt werden sollten. In einer offiziellen Niederschrift wurden diese Passagen allerdings gestrichen, "um den Gedankengang des Papstes nicht zu verfälschen".

Papst Franziskus hat sich dafür ausgesprochen, Kinder mit homosexuellen Neigungen zum Psychiater zu schicken. Das Oberhaupt der katholischen Kirche äußerte diese Auffassung am Sonntag während einer Pressekonferenz im Flugzeug auf dem Rückweg von seinem zweitägigen Irlandbesuch nach Rom. Auf die Frage eines Journalisten, was er Eltern eines möglicherweise homosexuellen Kindes sagen würde, antwortete Franziskus, er würde ihnen raten, "zu beten, nicht zu verurteilen, Gespräche zu führen, zu verstehen, dem Sohn oder der Tochter einen Platz zu geben".

Gerade in der Kindheit könne die Psychiatrie viel erreichen, fügte der argentinische Papst hinzu. 20 Jahre später sehe es anders aus. "Ich würde nie sagen, dass Schweigen ein Gegenmittel ist. Seinen Sohn oder seine Tochter mit homosexuellen Tendenzen zu ignorieren, ist ein Mangel an Väterlichkeit oder Mütterlichkeit".

Der Vatikan zog die Äußerungen am Montag offiziell zurück: In einer Niederschrift der Pressekonferenz fehlte der Verweis des Papstes auf die Psychiatrie. Schon in der Vergangenheit hatte der Vatikan bei der Niederschrift von Papst-Äußerungen nachträglich Änderungen vorgenommen.

Das Zitat sei geändert worden, "um den Gedankengang des Papstes nicht zu verfälschen", sagte eine Vatikan-Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP. Mit seiner Äußerung über die Einbeziehung der Psychiatrie habe Franziskus nicht sagen wollen, dass es sich bei Homosexualität um eine Krankheit handele, "sondern dass man vielleicht schauen muss, wie sich die Dinge auf psychologischer Ebene darstellen".

LSVD verurteilt Äußerungen als "besorgniserregend und falsch"

Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) verurteilte die Äußerungen des Papstes als "zutiefst besorgniserregend und falsch". "Äußerungen wie diese schüren Homosexuellenfeindlichkeit", sagte Henny Engels vom LSVD-Bundesvorstand am Montag der Nachrichtenagentur AFP. "Homosexualität ist keine Krankheit und bedarf folglich auch keiner Therapie."

Die "homosexuellenfeindliche Botschaft" des Papstes sei eine "herbe Enttäuschung", sagte Engels. 2013 habe der argentinische Papst noch dafür geworben, Lesben und Schwule nicht zu diskriminieren. Homosexuelle hätten wegen seines Satzes "wer bin ich, ihn zu verurteilen" gehofft, auch in der katholischen Kirche Akzeptanz zu finden. "Diese Hoffnungen scheinen nun zunichte gemacht", kritisierte Engels.

Franziskus verteidigte sich zudem zu seinem Umgang mit Missbrauch in der Kirche. Die vom ehemaligen Vatikanbotschafter in Washington, Erzbischof Carlo Maria Viganò, geäußerte Rücktrittsforderung, wies er am Sonntagabend auf dem Rückflug von Dublin nach Rom vor mitreisenden Journalisten implizit zurück. Das elfseitige Schreiben, in dem der Ex-Nuntius betont, Franziskus bereits 2013 über Missbrauchsvorwürfe gegen US-Kardinal Theodore McCarrick in Kenntnis gesetzt zu haben, kommentiere sich selbst, sagte Franziskus vor mitreisenden Journalisten. „Ich werde kein Wort dazu sagen.“

Ein ehemaliger Bischof nach Missbrauchsvorwürfen zurück

Franziskus hatte vor wenigen Wochen den Rücktritt des ehemaligen Bischofs von Washington aus dem Kardinalskollegium angenommen. Dieser soll minderjährige und volljährige Seminaristen missbraucht haben. Viganò war von 2011 bis 2016 Vatikanbotschafter in Washington.

Franziskus verteidigte ferner sein Vorgehen gegen Bischöfe, denen Verwicklungen in Missbrauchsfälle vorgeworfen werden. Aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Bischöfe habe sich sein Plan, ein Sondergericht für diese einzurichten, als nicht umsetzbar erwiesen, sagte er den mitfliegenden Journalisten.

In seinem Erlass „Come una madre amorevole“ (Wie eine liebende Mutter) hatte er 2016 die Einrichtung eines Sondergerichts für Bischöfe angekündigt. Marie Collins, die in ihrer Kindheit in Irland Opfer von Missbrauch wurde, trat im vergangenen Jahr aus Protest gegen mangelnde Zusammenarbeit der vatikanischen Kurie im Kampf gegen Missbrauch aus der päpstlichen Kinderschutzkommission aus. Sie bezichtigte den Papst, gegen die Einrichtung einer solchen Gerichtsbarkeit zu sein.

Am Sonntag hatte der Papst zum Abschluss seiner zweitägigen Irlandreise um Vergebung für sexuellen Missbrauch durch Geistliche sowie die Vertuschung der Übergriffe gebeten. (epd, AFP)

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