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Das Pastorinnen-Ehepaar Steffi (links) und Ellen Radtke vom Youtube-Kanal "Anders Amen".

© Peter Steffen/picture alliance/dpa

Kanal „Anders Amen“: Lesbische Pastorinnen als Youtube-Stars

Eine neuer Blick auf die Kirche: Ein lesbisches Pastorinnenpaar aus Niedersachsen zeigt das gemeinsame Leben in dem Youtube-Kanal „Anders Amen“.

Zwei Frauen stehen im schwarzen Talar in einer Kirche. „Wir sind ein queeres lesbisches Pastoren-Ehepaar hier auf dem Dorf im verflixten siebten Jahr“, sagt die eine und legt der anderen ihre Hand auf die Schulter.

So beginnt das erste Youtube-Video von Ellen (35) und Steffi Radtke (34). Ende Januar haben sie ihren Kanal „Anders Amen“ gestartet. In den Beiträgen wollen sie über ihr Leben in Eime bei Hildesheim, ihre Arbeit als Pastorinnen und ihren Kinderwunsch sprechen und damit vor allem ein junges, queeres Publikum erreichen.

Dass sie seit 2017 gemeinsam in dem 2.000-Einwohner-Dorf leben, sorgte in der kleinen Gemeinde anfangs für Skepsis. Steffi ist Ortspastorin in Eime, wo sie auch schon mal Gottesdienste zum Thema Katzen, Weltall oder Socken gestaltet und mit dem Seniorenkreis zum Sushi-Essen geht.

Queer und Kirche - ein Problem?

„Queer und Kirche ist überhaupt gar kein Problem“, meint Ellen, die für die Landeskirche im gut 40 Kilometer entfernten Hannover arbeitet, worauf ihre Partnerin ihr ins Wort fällt: „So easy ist es auch nicht. Es gibt schon durchaus auch ein paar kritische Stimmen.“

Die beiden lieben es, einander zu widersprechen - ohne sich böse zu sein. Ellen stammt aus dem westfälischen Rheine und ist in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen. „Wegen der Frauenfrage“ wechselte sie mit 18 Jahren zur evangelischen Kirche.

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Steffi ist Stadtkind aus Berlin und hatte schon früh den Wunsch, Dorf-Pastorin zu werden. Beide lernten sich beim Studium in Berlin kennen und zogen danach zunächst gemeinsam nach Brandenburg. Der Wechsel zur Landeskirche Hannovers, die seit 2019 die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt, sei problemlos verlaufen, erzählen sie.

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In ihren Videos, die vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen produziert werden, gibt es für die beiden so gut wie keine Tabus. Sie nehmen die Nutzer mit an ihren sonntäglichen Frühstückstisch und resümieren nach dem Kirchgang auch mal darüber, dass der Gottesdienst gar nicht „so scheiße“ war und dass es Portwein zum Abendmahl gab: „Der ist süß und hat richtig Wums“.

In einem anderen Beitrag geben sie Einblicke in ihre Kinderwunschbehandlung. In künftigen Folgen soll es etwa um ihr Coming Out und um die Konfirmanden-Arbeit in ihrer Gemeinde gehen.

„Wir möchten zeigen, wie bunt und vielfältig die evangelische Kirche ist und dass sie auch Menschen wie uns eine Heimat bietet.“
„Wir möchten zeigen, wie bunt und vielfältig die evangelische Kirche ist und dass sie auch Menschen wie uns eine Heimat bietet.“

© Peter Steffen/picture alliance/dpa

„Anders Amen“ entstand aus einer „Schnapsidee“, wie Ellen betont: „Die meisten kirchlichen Inhalte bei Youtube stammen eher aus konservativen Kreisen.“ Dem hätten sie etwas entgegensetzen wollen. „Wir möchten zeigen, wie bunt und vielfältig die evangelische Kirche ist und dass sie auch Menschen wie uns eine Heimat bietet.“

"Anders Amen" entstand aus einer "Schnapsidee"

Einige der Videos haben für mehrere Tausend Aufrufe gesorgt. In vielen Kommentaren gibt es Zuspruch für das ungewöhnliche Format. „Das Beste, was Kirche online zu bieten hat! Ihr seid der Hammer“, schreibt ein Nutzer.

Daneben melden sich auch kritische Stimmen. Ein Kommentator bezeichnet die beiden als „falsche Propheten“. Die Pastorinnen nehmen es offenbar gelassen: „Davon lassen wir uns nicht verunsichern.“ (KNA)

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