zum Hauptinhalt
Kiss me, Kate. Bereits im vorigen Jahr wurde – zumindest für ein paar Augenblicke – die Homophobie in Berlin weggeküsst. 

© Hannibal Hanschke/dpa

Internationaler Aktionstag in Berlin: Lippe riskieren gegen Homophobie

Der 17. Mai ist seit 2005 internationaler Tag gegen Homophobie und Transphobie. Auch in Berlin wird an diesem Tag mit zahlreichen Aktionen für Vielfalt demonstriert - von der Mahnwache am Brandenburger Tor bis zum Kiss-In in Moabit.

Am Anfang war das Wörterbuch. Nachdem der Franzose Louis-George Tin 2003 sein „Dictionnaire de l'homophobie“ über die Geschichte der Schwulenfeindlichkeit veröffentlich hatte, kam ihm die Idee zu einem Aktionstag. Dank seines Engagements gibt es seit 2005 jährlich am 17. Mai den Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie. An diesem Datum wurde 1990 Homosexualität aus der Liste der psychischen Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestrichen.

In Berlin gibt es zu dem Thema zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen. Den Anfang dafür machte am Mittwoch schon mal Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der im Rathaus einen regenbogenfarbenen Kuchen vom schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo anschnitt. Um 11 Uhr laden am heutigen Sonntag der Lesben- und Schwulenverband zusammen mit dem Berliner Bündnis gegen Homophobie am Wittenbergplatz zu einer Kundgebung und gemeinsamen Fotoaktion ein: Die Teilnehmer halten ein Schild mit der Aufschrift hoch „Ich bin …“, auf dem sie eine individuelle Bezeichnung für sich ergänzen können. Vorgestellt wird dabei auch die neue Aktion des Bündnisses, dessen Schirmherrschaft der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) übernommen hat: Der Berliner Fußballverband startet die Kampagne „Berliner Fußball liebt Vielfalt“ – am Sonntag präsentiert vom 1. FC Union.

"Enough is Enough" und LSVD laden ein

Jörg Steinert, Geschäftsführer des LSVD, betont, wie wichtig es sei, an diesem Tag zu zeigen, dass nicht nur die Betroffene engagieren. „Deshalb sind ausdrücklich alle Berliner eingeladen“, sagt er. Weltweit sei die Verfolgung von Homosexuellen weiterhin ein großes Problem. Aber auch in Deutschland sieht er noch viel Handlungsbedarf: So gebe es 180 Paragrafen in deutschen Gesetzbüchern, die diskriminierend seien, unter anderem Gesetze zur Ehe und Adoption. Zudem hat Maneo gerade eine neue Bilanz veröffentlicht, wonach es 2014, wie berichtet, 225 Übergriffe gegen Homosexuelle und Transpersonen gegeben hat. Die Zahl der Beleidigungen, Körperverletzungen und Raubtaten ist in den vergangenen Jahren konstant geblieben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Bereits ab 10 Uhr werden am Brandenburger Tor Menschen aus knapp 80 Ländern, in denen Homosexualität unter Strafe steht, ihre Nationalflaggen tragen und eine Mahnwache abhalten. „Die Menschen in den Ländern haben keine Stimme, deshalb finden wir, dass es unsere Pflicht ist, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf sie richten und mit ihnen fühlen“, sagt ein Sprecher der Initiative „Enough is Enough“, die die Veranstaltung organisiert. Im Anschluss beginnt dort eine Kundgebung, auf der Aktivisten, unter anderem von Human Rights Watch und Amnesty International, über die Lage von Homo- und Transsexuellen in verschiedenen Regionen der Welt berichten. Der Veranstalter der Kundgebung hatte 2013 Kampagne „Mundpropaganda“ organisiert: Auf den Fotos küssten sich heterosexuelle Männer küssten – unter anderem Sänger Herbert Grönemeyer und und Schauspieler August Diehl.

Maneo bittet zum Kuss-Marathon

Auf den Kuss-Effekt setzt auch Maneo an diesem Sonntag und lädt zum Kuss-Marathon am Weddinger Sparrplatz, Kottbusser Tor in Kreuzberg und Schöneberger Nollendorfplatz ein. Damit es bei für die Teilnehmer nicht nur bei süßen Küssen bleibt, gibt’s auch auch ein Stück vom Regenbogen-Kuchen.

Zufrieden mit der Entwicklung des Aktionstages ist der Gründer selbst, Louis-George Tin. Dem Tagesspiegel sagte er, der Tag sei für ihn eine große Errungenschaft, die vielen Menschen Mut gegeben habe, für ihre Rechte einzustehen.

Hier eine Auswahl von Veranstaltungen: 11 Uhr U-Bahnhof Wittenbergplatz: Kundgebung und Mitmachaktion „Mit Vielfalt gegen Homophobie und Transphobie“; 13 Uhr Brandenburger Tor: Kundgebung von Enough is Enough; 14 Uhr Kiss-In am Sparrplatz von Maneo, 15.30 Uhr am Kottbusser Tor und 17 Uhr am Nollendorfplatz; 17 Uhr Kiss-In „Auf gute Nachbarschaft!“ an der Beussel-/Ecke Wittstocker Straße in Moabit, 17 Uhr Flashmob von Quarteera am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Dieser Text erscheint auf dem Queerspiegel, dem neuen queeren Blog des Tagesspiegels, den Sie hier finden. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de. Twittern Sie mit unter dem Hashtag #Queerspiegel – zum Twitterfeed zum Queerspiegel geht es hier.

Henrik Pomeranz

Zur Startseite