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Andreas Otto vor dem "House of Queers".

© privat

„House of Queers“ in Reinickendorf eröffnet: „Unser Verein hat regen Zulauf“

Kiez-Treff und Beratungsstelle: Das „House of Queers“ ist ein Anlaufpunkt für LGBTIs in Reinickendorf. Mit-Organisator Andreas Otto im Gespräch.

Andreas Otto, Sie sind Vorsitzender von "Regenbogen Reinickendorf" Jetzt hat der Verein ein "House of Queers" eröffnet. Was hat es damit auf sich? 
Ein offener Treff für queere Menschen in Reinickendorf. Weil wir ehrenamtlich arbeiten, haben wir zunächst ein Angebot für Montags und Dienstags, jeweils von 17 bis 21 Uhr. Alle sind willkommen, egal aus welchem Kiez, und können Kontakte knüpfen. Für das Haus – es ist mehr eine Hütte – gab es ein Interessensbekundungsverfahren der Gesobau AG, auf das hatten wir uns mit einem Konzept beworben. Die Gesobau hat es so akzeptiert und uns genommen.

Was ist unter einer "Hütte" zu verstehen? 
Das ist ein ehemaliges Grenzhäuschen. Da waren früher mal die Franzosen drin, wurde uns gesagt. Die haben die Mauer bewacht, die direkt nebenan stand.

Der Standort am Wilhelmsruher Damm ist auch heute noch fast Stadtrand. Wie wichtig ist es, dort einen queeren Treff zu haben? 
Das ist eine gute Frage. Ich spreche lieber vom Außenbezirk. Der jetzige Senat macht überwiegend Politik im Innenstadtbereich. Es ziehen aber immer mehr Menschen in die Außenbezirke, sofern das noch möglich ist, Stichwort Gentrifizierung.

Nicht jeder findet den Weg bis zum Nollendorfplatz. Reinickendorf hat 262.000 Einwohner, es gibt Großstädte mit weniger Menschen, die auch Beratungsstellen haben. Umso wichtiger ist unser Angebot.

Wer über das queere Berlin spricht, meint oft die Innenstadtbezirke. Fühlt Sie sich in Reinickendorf manchmal übersehen? 
Bis zu unsere Vereinsgründung im Jahr 2018 gab es kein einziges Angebot im gesamten Bezirk. Wir haben damals nach einer von vier Parteien organisierten queerpolitischen Dampferfahrt auf dem Tegeler See festgestellt: Es muss was passieren in Reinickendorf. Mit einigen Vertrauten habe ich dann einen Verein gegründet.

[Dieses Interview ist ein Auszug aus dem Queerspiegel-Newsletter des Tagesspiegel, der zweimal im Monat erscheint - hier geht es zur Anmeldung.]

Sie meinen "Regenbogen Reinickendorf", der das neue Haus trägt. Wie hat sich der Verein seitdem entwickelt? 
Wir freuen uns über regen Zulauf. Wir haben mit sieben Leuten angefangen und sind jetzt bei knapp 20. Hoffentlich können wir bald noch einen dritten Tag in unserem House of Queers anbieten, oder Wochenendaktivitäten.

Was bietet der Verein noch an?
 Coming Out-Beratungen zum Beispiel. Es gibt auch Anfragen von Schulen. Und wir organisieren einige Aktionen. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr haben wir mit Hilfe des Kiezfonds einen Pumps-Lauf auf dem Franz-Neumann-Platz veranstaltet, also einen Hürdenlauf auf High Heels. Der hat den sonst leeren Platz sehr belebt, auch die Geschäfte waren angetan.

Wie werdet Ihr in der Bezirkspolitik wahrgenommen?
 Wir bekommen keine öffentlichen Gelder, sondern leben von Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Aber wir bewerben uns gezielt für den Kiezfonds, um Projekte wie den Pumps-Lauf durchführen zu können. Zum Weltaidstag haben wir eine große Lichterinstallation in der Fußgängerpassage in Alt-Tegel gemacht. Das führte zu interessanten Reaktionen. Die einen können damit umgehen, andere fragen: Was ist das überhaupt?

Wird in diesem Jahr wieder ein Pumps-Lauf in Reinickendorf stattfinden? 
Ich hoffe sehr! Wir müssen nur die Finanzierung zusammenkriegen.

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