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Lesben auf Motorrädern führen den Dyke*Marsch an.

© Jana Demnitz

Dyke*March Berlin: Die Lesben kommen

Schon am Freitag findet der Dyke* March in Berlin statt. Er macht homosexuelle Frauen sichtbarer - und ist für manche Teilnehmerinnen inzwischen eine echte Alternative zum CSD.

Röhrende Motoren und Lesben in Leder: Die Dykes auf ihren Motorrädern fahren auf einem Dyke March klassischerweise an der Spitze, dahinter folgen Lesben und ihre Sympathisant*innen zu Fuß. Diese US-amerikanische Tradition – dyke ist das Slang-Wort für Lesbe – wird in Berlin am Freitag zum fünften Mal begangen. „Lesben erhebt euch und die Welt erlebt euch!“, lautet das Motto. Um 18.30 Uhr geht es vom Platz der Luftbrücke durch die Gneisenaustraße. Gegen 20.30 Uhr will die Demo am Südblock am Kottbusser Tor ankommen. Neu ist, dass das Organisationsteam vorher mit den Teilnehmerinnen Plakate bemalt und Demo-Songs eingeübt hat.

Warum sollten Lesben zwei Stunden durch Berlin marschieren, wenn sie doch gleich am nächsten Tag die Regenbogenfahne auf dem nicht minder anstrengenden Christopher Street Day (CSD) hochhalten sollen? In den USA haben sich die Dyke Marches etabliert, weil Lesben sichtbarer werden wollten, als es auf dem CSD möglich ist. Die Dyke Marches sollen eine Gelegenheit sein, speziell die Gruppe der Lesben politisch zu mobilisieren und für sie besonders wichtige Themen zu adressieren. „Mehr lesbische Sichtbarkeit und Lebensfreude!“ lautet denn auch das Ziel des Berliner Dyke* March, der von der lesbischen Verlegerin und Journalistin Manuela Kay („Siegessäule“, „Lmag“) mitorganisiert wird.

Manchen ist die CSD-Parade zu kommerziell

Als Konkurrenz zum CSD sind die Dyke Marches – die es auch in Hamburg und Köln gibt – zwar nicht gedacht. Inzwischen gehen manche Lesben aber lieber dorthin und verzichten auf den CSD: „Der Trubel auf dem CSD ist mir zu laut“, sagt etwa Sybille. „Auch prägen das Bild dort jene Schwulen, die nackt und hedonistisch unterwegs sind. Damit will ich nicht verbunden werden, sondern eine politische Aussage machen.“ Außerdem gefällt ihr die Streckenführung durch Kreuzberg. Der CSD hingegen bewege sich „durch den kapitalistischen Westen“.

Die Routen des Berliner CSD und des Dyke*March 2017.
Die Routen des Berliner CSD und des Dyke*March 2017.

© Anna Schmidt/Tsp

Auch Gisela ist die CSD-Parade zu kommerziell. „Zu meiner lesbisch-feministischen Geschichte gehört der Kampf gegen Sexismus und für Frauenrechte“, sagt sie. „Auf den Dyke* March kann ich mit meinem politischen Anspruch noch gehen.“ Wie auch auf die Demo „Behindert und verrückt“, auf der sie in der vergangenen Woche mitgelaufen ist. „Sichtbarkeit ist eine gute politische Strategie“, sagt Gisela.

Aber gehen nicht längst alle sexuellen Minderheiten in dem Oberbegriff „queer“ auf? Das stimme schon, sagt Tjona. Sie habe selbst eine queere Identität und begehre „pansexuell“. Doch Teil ihres Queerseins sei eben ihre lesbische Identität – und die laufe Gefahr, im vielfältigen „queer“ unterzugehen. Unbedingt müsse der „feminine Anteil“ an den LGBTIQ sichtbar gemacht werden: „Der feministische Kampf ist unheimlich wichtig.“ Auch Tjona will darum am Freitag auf den Dyke* March gehen.

Mehr LGBTI-Themen finden Sie auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Sie finden den Queerspiegel auch in den sozialen Netzwerken:

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