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Die Stadt Falkensee.

© imago images/STPP

DRK gibt „Villa am See”-Projekt auf: Wohnheim für schwule Senioren in Falkensee kommt nicht

Dem Besitzer und den derzeitigen Bewohnern der Villa gab es zu viel Aufsehen um die geplante Schwulen-WG. Jetzt sucht das DRK nach einem neuem Standort.

Erst letzten Monat stellte der Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) ein Wohnprojekt für schwule Senioren in Brandenburg vor: Das Wohnheim “Villa am See” sollte im Komponistenviertel am Falkenhagener See umgesetzt und ein Ort des Respekts für schwule Senioren werden. Im kommenden Jahr hätten die neuen Bewohner einziehen sollen.

Das Feedback war einstimmig positiv. Nun wurde das Projekt jedoch abgesagt. Das DRK begründet dies in einer Pressemitteilung mit “Unruhen” im “Umfeld”. Auf Tagesspiegel-Anfrage bestätigt ein Sprecher: “Es hat in der Zusammenarbeit mit den derzeitigen Bewohnern der Villa Unstimmigkeiten in der Umsetzung gegeben, die wir nicht nachvollziehen können, die uns aber dazu bewegt haben, vom Projekt an diesem Standort Abstand zu nehmen”.

 Keine Anfeindungen gegen das Projekt

Den aktuellen Bewohnern und Besitzern des Objekts sei die Aufmerksamkeit, die das Projekt bekam, unangenehm gewesen. Man habe das mediale Interesse an einem Wohnheim für schwule Senioren unterschätzt. “Im Nachgang war das Projekt definitiv ein großes Gesprächsthema in Falkensee”, bestätigt der Sprecher. Und genau das wollten die Eigentümer vermeiden: zum Stadtgespräch werden.

Negatives Feedback oder gar Anfeindungen habe es zur “Villa am See” aber nicht gegeben. “Keine Anrufe, Beleidigungen, Mails, homophobe Plakate.” Dass das Projekt nun abgesagt werden musste, bedauere man sehr beim DRK. “Wir müssen auf die Idee weiter aufmerksam machen. Schade, dass die Bewohner überrascht waren.” Man suche nun nach einem neuen Standort, um das Projekt trotzdem umsetzen zu können. Vorschläge seien willkommen.

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Immerhin leben schätzungsweise 1,8 Millionen queere Menschen in Deutschland, die älter als 60 Jahre sind. Diese Generation wird bald ins pflegebedürftige Alter kommen. Es besteht also ein Bedarf an geeigneten Pflegeeinrichtungen. Diese sind derzeit aber noch Mangelware.

Der britische Regisseur Adam B. Daniels veröffentlichte kürzlich einen Kurzfilm über homosexuelle Senioren im Berliner “Lebensort Vielfalt”, in dem er zeigt, welche Probleme queere Senioren im Alltag haben: Demente schwule Männer sprechen zum Beispiel über ihre sexuelle Identität in Räumen, in denen es nicht sicher für sie ist – sie vergessen das jedoch. Dadurch werden sie homofeindlichen Attacken ausgesetzt, was sie weiter verunsichern kann.

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Das Problem des Versteckens der sexuellen Orientierung ist in der Regel ein großes Probleme für queere Senioren, weswegen queere Wohnheime so wichtig sind. “Ich muss nicht verstecken, wer ich bin – das mag ich hier”, sagt einer der Protagonisten in dem Kurzfilm über den “Lebensort Vielfalt”.

Genau das ist auch das Ziel des DRK in Falkensee gewesen. Eine weitere Sprecherin erklärte, dass es gar nicht um Schwule gehen müsse, es könne auch ein Projekt für Lesben oder für Menschen sein, die offen für Vielfalt sind.

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