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Jendrik Sigwart ist Sänger und Musical-Darsteller.

© Christian Charisius/dpa

Deutscher ESC-Song: Jendrik startet mit Ukulele und "I Don't Feel Hate"

Der Hamburger Musiker Jendrik Sigwart hat den Song vorgestellt, mit dem er Deutschland beim ECS-Finale in Rotterdam vertritt.

Er selbst ist ein unbekümmerter Sunnyboy, sein Lied ist trotz eines ernsten Themas eine fröhliche Popnummer: "I Don't Feel Hate" - ich spüre keinen Hass - ist das Lied, mit dem der 26-jährige Jendrik für Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) startet. Eine erste Fanumfrage zeigt, dass es für Deutschland mit Jendrik auf einen Topplatz oder einen Flop hinauslaufen könnte, mittelmäßig findet ihn kaum jemand.

Jendrik stellte den deutschen Beitrag für das am 22. Mai stattfindende ESC-Finale am Donnerstag vor, auf einen deutschen Vorentscheid hatte die ARD verzichtet. Wer der ESC-Weisheit anhängt, dass für einen guten Platz oder gar den Sieg eine eingängige Melodie und ein noch eingängigerer Refrain nötig sind, kommt bei Jendrik voll auf den Geschmack. Er startet direkt mit seiner Hauptzeile "I don't feel hate, I just feel sorry" - ich fühle keinen Hass, es tut mir nur leid. Und in den drei Minuten des Lieds läuft es immer wieder auf diese Zeilen hinaus.

Starke Bühnepräsenz und ein eingängiges Lied

Jendrik schrieb das Lied selbst, und er verbindet damit eine Botschaft, die zum aktuellen Problem von Hassbotschaften im Internet und Diskriminierungen passt. "Meine Message ist, dass man auf den Hass, den man bekommt, nicht selber mit Hass reagieren soll." Dabei schließt der homosexuelle Sänger auch Angriffe auf ihn selbst ein. Er werde nicht mit Hass reagieren, wenn ihn jemand "Schwuchtel" nenne, sagt Jendrik.

Ein sympathischer Typ mit starker Bühnenpräsenz, ein eingängiges Lied und dazu noch eine Botschaft - kann Deutschland nach dem enttäuschenden 25. Platz der Sisters beim jüngsten ESC-Finale 2019 vielleicht wieder auf einen vorderen Platz hoffen? Ganz so leicht dürfte es nicht werden - zumindest, wenn es nach den Nutzern des Internetblogs esc-kompakt geht.

Dort stimmten kurz nach der Präsentation über 700 Fans über Jendriks Lied ab. Auffällig ist, dass fast genauso viele "ist ganz furchtbar" anklickten wie "ist ganz ausgezeichnet". Lied und Sänger scheinen also zu polarisieren.

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Jendrik hatte mit einem enormen Aufwand ein Video für seine Bewerbung produziert. Dafür besorgte er sich 18 defekte Waschmaschinen, die er zusammen mit Freunden zu einem Waschsalon aufbaute. Er habe sich gefragt, wie er es als Normalo zum ESC schaffen könne, erzählt Jendrik. Seine Antwort: "Volles Karacho geradeaus."

Mit dabei hat er seine mit 4000 Strasssteinchen selbst beklebte Ukulele, über die er auch schon wissenschaftlich in seiner Bachelorarbeit für die Musikhochschule Osnabrück schrieb. "Es ist einfach so, dass die Ukulele gute Laune verbreitet", sagt Jendrik - das sei auch wissenschaftlich erwiesen.

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Der deutsche ESC-Starter kam am 27. August 1994 in Hamburg zur Welt, wie er mit "Moin" als Grußwort gern dokumentiert. Er stammt aus einer Großfamilie mit fünf Kindern. Der Familienbande verdankt er auch seine große Leidenschaft für die Ukulele. Jendriks Schwester bekam das Instrument im Grundschulalter geschenkt. Doch statt der Schwester spielte der zweitälteste Bruder mit dem Geschenk.

Eine Ukulele sei simpel zu spielen, sagt Jendrik. Seinen Gesang professionalisierte er in seinem von 2014 bis 2018 dauernden Studium. Seit dieser Zeit stand er in 17 Musicals auf der Bühne, zuletzt als Comedian Harmonist im Musical "Berlin, Berlin" im Berliner Admiralspalast.

Jendrik hofft darauf, dass die Corona-Pandemie auch einen Liveauftritt in Rotterdam zulässt. Er freue sich einfach darauf, die ganzen anderen Starter kennenzulernen - denn das Verbindende der Länder sei ja schließlich ein Grundgedanke des ESC. (Ralf Isermann/AFP)

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