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Shane, Bette und Alice (Katherine Moennig, Jennifer Beals und Leisha Hailey) sind zurück.

© Shotwtime/Sky

Comeback der Serie "The L Word": Flirt mit der Weltmeisterin

„The L Word“ galt als lesbische Antwort auf „Sex and the City“. Nun läuft die Fortsetzung auch im deutschen Fernsehen. „Generation Q“ entwickelt die Geschichte auf spannende Weise weiter.

Riesige Räume, ein Pool, Blick über L.A. – das neue Haus von Shane (Katherine Moennig) ist ein Traum. Doch die Starfriseurin, die gerade in die Stadt zurückgekehrt ist, kann sich nicht an diesem Luxus erfreuen.

Ihre Ehe mit der Musikerin Quiara (Lex Scott Davis) ist in einer tiefen Krise, vielleicht sogar am Ende. Shane – verheiratet? Die coole Frau mit der Zottelfrisur war eigentlich dafür bekannt, vor allem das schnelle Vergnügen zu suchen. Längere Beziehungen waren nicht so ihr Ding.

Sechs Staffeln hatte die Serie bisher

Offenbar hat sich da einiges geändert in den vergangenen elf Jahren. So lange ist es her, dass Shane und ihr glamouröser Kreis von Freundinnen zuletzt auf dem Bildschirm zu sehen waren. Nach fünf Jahren und sechs Staffeln endete im März 2009 die Serie „The L Word“, deren Comeback nun auch in Deutschland zu sehen ist.

Neben Shane sind in der Fortsetzung unter dem Titel „L Word: Generation Q“ zwei weitere Hauptfiguren der Originalserie dabei: Bette (Jennifer Beals) und Alice (Leisha Hailey), die beide spannend weiterentwickelt werden.

So findet sich Alice in einer komplizierten Dreiecksbeziehung wieder und hat jetzt eine eigene TV-Show, in der queere Themen im Mittelpunkt stehen. Dort tritt in der dritten Episode Fußball-Weltmeisterin Megan Rapinoe auf und erzählt von ihrem Coming Out.

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Wie Alice mit ihr scherzt, flirtet und auch mal ein bisschen dreist wird, das erinnert sofort an ihre unwiderstehliche Wirbelwind-Energie aus der Originalserie, die man allerdings nicht unbeendigt gesehen haben muss, um die Fortsetzung zu verstehen.

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Den Spaß erhöht es allerdings schon. „The L Word“ war 2004 als die lesbische Antwort auf „Sex and the City“ gestartet und hatte bald nicht nur in der LGBT- Szene Erfolg. Entwickelt von der lesbischen Produzentin und Autorin Ilene Chaiken war es die erste aufwändig produzierte Mainstream-Serie, die frauenliebende Frauen ins Zentrum stellte.

Sie entwarf eine sonnendurchflutete Hochglanz-Welt voller perfekt aussehender, größtenteils weißer wohlhabender Freundinnen, die gern den halben Tag in einem Café namens „Planet“ abhingen.

Daran gab es Kritik – zu schick, zu unfeministisch, zu unrealistisch, lauteten die Vorwürfe. Unbestreitbar ist jedoch, dass die Serienmacherinnen in den nuller Jahren eine wichtige Pionierarbeit leisteten, die dazu beigetragen hat, dass nicht-heterosexuelle Charaktere im Fernseh- und Streamingangebot inzwischen deutlich öfter anzutreffen sind.

Neu an Bord: Arienne Mandi als Dani, die als Bettes Pressechefin arbeitet.
Neu an Bord: Arienne Mandi als Dani, die als Bettes Pressechefin arbeitet.

© Showtime/Sky

Für die neuen Folgen hat Chaiken – sie fungiert nur noch als Produzentin – jüngere Autorinnen gewonnen. Deren Bemühen die Serie diverser und moderner zu gestalten, ist „Generation Q“ anzumerken, was schon mit dem für „queer“ stehenden Q im Titel beginnt. Das „L Wort“, also Lesbe, nimmt nur noch die ältere Generation in den Mund.

Mehr tragende Rollen gibt es diesmal für Figuren mit lateinamerikanischem Familienhintergrund. Zentral sind dabei Dani (Arienne Mandi) und Sophie (Rosanny Zayas), die die neue Staffel mit einer morgendlichen Sexszene eröffnen.

Die beiden sind schon länger ein Paar und wohnen in einer queeren WG. Dani macht ihrer Partnerin in der Auftaktepisode einen Heiratsantrag. Sophie sagt ja. Allerdings ist der Verlobungsring zu eng, den ihr Dani ansteckt. Ein böses Omen, denn die Frauen werden in den kommenden Wochen immer wieder aneinander geraten und sich schleichend voneinander entfernen.

Bette will Bürgermeisterin von L.A. werden

Ein Grund dafür ist Danis neuer zeitraubender Job als Pressechefin von Bette Porter (Jennifer Beals). Die einstige Kunstschul-Dekanin und Galerie-Inhaberin steckt mitten im Wahlkampf, sie will Bürgermeisterin von Los Angeles werden – als erste lesbische Frau in diesem Amt.

Es dauert nicht lange, bis sie heftig angegriffen wird. Zunächst allerdings nicht von ihrem Gegenkandidaten, sondern vom Ehemann einer Frau, mit der Bette eine Affäre hatte – oder immer noch hat?

Man ahnt, dass an dieser Geschichte vielleicht auch Bettes Beziehung zu ihrer Langzeitpartnerin Tina (Laurel Holloman) zerbrochen ist. Die Geschichte dieses Paares, das zusammen eine Tochter hat, war eine einer der wichtigsten Handlungsstränge der Originalserie. Auch mit Tina gibt es im Laufe der neuen Folgen ein Wiedersehen – und Tochter Angie (Jordan Hull) bekommt eine süße eigene Liebesgeschichte.

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Ein Lernprozess des „L-Word“-Teams ist bei der Darstellung von trans Figuren erkennbar. So werden die beiden trans Männer in „Generation Q“ nun auch von trans Schauspielern gespielt. Das war einst im Fall von Max – einer der ersten trans Mann-Figuren in einer großen Serie – noch anders. Mit schlimmem Fake-Bart im Gesicht musste Daniela Sea eine mit Extremen überfrachtete Geschichte spielen, die vielfach auf Ablehnung stieß.

Trans Mann Micah verliebt sich in den neuen Nachbarn

Ausgewogener gezeichnet ist Micah (Leo Sheng), der trans Mann in der WG von Dani und Sophie. Als er etwas mit dem Nachbarn José (Freddy Miyares) anfängt, wird seine Transidentität zwar kurz thematisiert, aber nie problematisiert. Die Konflikte der beiden erwachsen in erster Linie aus der Unentschlossenheit Josés.

Die Entwicklung ihrer Beziehung ist eingebettet in eine kurzweilige Staffel, die aus acht einstündigen Episoden besteht. Dass es nicht dabei bleiben wird, gab die Produktionsfirma Showtime im Januar bekannt. Zehn neue Folgen sind in Planung – für mehr queeren Glam unter der Sonne Kaliforniens.

„The L Word: Generation Q“ ab dem 15. April. immer mittwochs um 20.15 Uhr in Doppelfolgen, wahlweise auf Deutsch oder in der Originalfassung auf Sky Atlantic HD sowie auf Sky Ticket, Sky Go und über Sky Q auf Abruf.

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