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CSD-Neuling Matteo Volpini.

© Mia Ray

Christopher Street Day in Berlin: "Mein erster CSD - Die Energie wird großartig sein"

Der Italiener Matteo Volpini wohnt seit einem halben Jahr in Berlin. Am Samstag geht er zum allerersten Mal auf eine CSD-Parade. Ein Gespräch über Vorfreude, pinke Schminke und mitfeiernde Heteros.

Herr Volpini, was bedeutet es Ihnen, dass Sie am Samstag zum ersten Mal auf eine CSD-Parade gehen?

Ich bin sehr aufgeregt und es freut mich, dass ich zusammen mit der Community auf die Straße gehen kann. Diese Verbindung zu einer Gemeinschaft hat mir in meiner Heimatstadt Reggio Emilia gefehlt. Das ist etwa 60 Kilometer von Bologna entfernt und dort gibt es keine queeren Orte. Und den bisher einzigen Pride, der letztes Jahr stattfand, habe ich verpasst, weil ich in China war.

Auf die Parade in Bologna sind Sie auch nicht gegangen?

Nein, ich habe zwar dort studiert, aber ich war damals noch nicht bereit dafür. Ich habe mich zwar bei meinen Eltern mit 16 geoutet, aber sie sind sehr katholisch und wir haben seither nie wieder darüber gesprochen. Erst im Ausland habe ich mich selbst gefunden. Hier in Berlin kann ich sein, wer ich bin. Ich fühle mich willkommen und zu Hause. Das möchte ich am Samstag zum Ausdruck bringen.

Mit wem gehen Sie auf die Parade?

Mit meinem Freund. Wir sind erst zwei, drei Monate zusammen. Wir gehen mit einigen seiner und meiner Freund*innen hin.

Haben Sie sich schon ein Outfit überlegt?

Ja, ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Ich möchte meine schwarzen Plateauschuhe tragen, einen Vintage-Kimono, dazu bequeme Shorts und eine Gürteltasche. Mein Augen-Make-Up wird pink sein uns sich bis über meine Glatze erstrecken. Das habe ich zwar noch nicht ausprobiert, aber es soll sehr dramatisch werden. Der Schwarze Schwan – nur in Pink!

Werden Sie auch ein Plakat dabei haben?

Das eher nicht, aber mein Freund hat eine Regenbogenflagge. Die nehmen wir bestimmt mit. Vielleicht schreiben wir auch etwas auf unsere weißen Fächer.

Was halten Sie vom diesjährigen Motto „Mein Körper, meine Identität, mein Leben“?

Man kann es als Statement für die Trans-Community sehen, was ich gut finde. Ich habe einige Freund*innen, die trans sind und für sie ist es sehr wichtig, dass sie so wahrgenommen werden, wie sie sich selber wahrnehmen. Der Körper reflektiert manchmal die Identität, manchmal auch nicht. Letztlich spielt es keine Rolle, denn es ist es eine persönliche Entscheidung, wie sie sich jemand identifiziert. Ich denke bei dem Motto aber auch daran, dass es in der schwulen Community schwer ist dazuzugehören, wenn man nicht perfekt durchtrainiert ist. Das ist ein bisschen klischeemäßig, aber als jemand, der immer etwas mit seinem Gewicht zu kämpfen hat, betrifft mich das. Wobei ich mich gut fühle in meinem Körper.

Und fühlen Sie sich als schwuler Mann in Berlin auch sicher und frei?

Ja, die meiste Zeit schon. Ich habe zwar von den homo- und transphoben Übergriffe gehört, die in letzter Zeit vor allem in Neukölln stattfunden haben, und das hat mir auch ein bisschen Angst gemacht. Aber ich finde es wichtig, dass wir uns davon nicht überwältigen oder einschüchtern lassen.

Es gibt in Berlin auch viele queere Menschen, denen die Parade zu kommerziell, zu weiß und zu männerdominiert ist. Was denken Sie darüber?

Ja, manche boykottieren den CSD sogar. Aber das ist mir egal, ich freue mich trotzdem drauf. Und ich finde es auch toll, wenn viele Heteros da sind. Selbst wenn es ihnen nur ums Feiern geht, sind sie doch mit der Community konfrontiert. Die Queerness wird ihnen nur so entgegenknallen. Die Energie wird großartig sein.

Und was machen Sie nach der Parade?

Ich werde wohl auf eine der Partys gehen, aber ich weiß noch auf welche. Und nächste Woche geht es dann gleich weiter: Ich fahre zum Amsterdam Pride und hoffe, dass ich einen Platz auf einem Boot ergattern kann.

Matteo Volpini auf Instagram: @theredchamber

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