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Feuchtfröhlich. Die queere Community feiert in diesen Wochen die Pride Weeks mit zahlreichen Festen und Veranstaltungen.

© Antje Schulz/promo

Canal-Pride-Parade: Vielfalt in einem Boot

Am Donnerstag fahren 18 knallbunte Schiffe durch Berlin, um die Vielfalt zu feiern. Die Canal-Pride-Parade ist einer der Höhepunkte in der CSD-Woche.

Ja, ist denn heut' schon CSD? Das wird sich manch einer fragen, wenn am Donnerstagabend 18 Schiffe mit Regenbogenfahnen, lauter Musik und mehr oder minder leicht bekleideten Feierwütigen die Wasserstraßen der Stadt erkunden – vom Kanzleramt über die Museums- und Fischerinsel bis zum Osthafen. Die vierzehnte Berlin-Canal-Pride-Bootsparade, also der Christopher Street Day auf der Spree, ist eines der Highlights im Vorfeld des großen Straßenumzugs am Sonnabend. Zum ersten Mal mit im Spree-Wasser: das Bi-Boot, Startnummer 13.

„Wir sind schon seit vielen Jahren als Gäste beim CSD auf der Spree dabei, uns fiel aber auf, dass es nie ein Boot gab, auf dem die nicht-monosexuelle Community wirklich vertreten wurde“, erklären Madeline Seel und Christian Jaeger vom noch recht jungen Verein BiBerlin, der das Bi-Boot aufs Wasser bringt.

Nicht-monosexuell, das sind all jene, deren sexuelles und romantisches Begehren sich nicht auf Männer oder Frauen beschränkt, die also im landläufigen Sinne bisexuell sind oder vielleicht auch pansexuell, die sich also völlig unabhängig vom Geschlecht zu Menschen hingezogen fühlen.

Sie – und noch einige mehr – werden seit Anfang der nuller Jahre unter dem Label „nicht-monosexuell“ zusammengefasst. Und hier, das glauben die Initiatoren von BiBerlin, ist noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten.

Viele Menschen würden davon ausgehen, dass Bisexuelle sich „eines Tages für eine Seite entscheiden müssen, oder dass wir uns nicht trauen, uns komplett als lesbisch oder schwul zu outen“, erzählen Seel und Jaeger. „Es ist frustrierend, wenn die eigene Sexualität von anderen nicht ernst genommen oder nur als Übergangsphase abgestempelt wird.“

Land in Sicht. Am Ufer jubeln Zuschauer den Booten zu.
Land in Sicht. Am Ufer jubeln Zuschauer den Booten zu.

© Antje Schulz/promo

Selbst in der queeren Community finde Diskriminierung statt, sagen Madeline Seel und Christian Jaeger. „Biphobie erfahren wir nicht nur von Heteros, sondern auch von Schwulen und Lesben.“ Manchen Bisexuellen falle es daher schwer, sich in der Szene wohlzufühlen.

In ihrem Kampf für mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz gibt BiBerlin nicht nur beim CSD auf der Spree Vollgas, wo das Bi-Boot mit einem musikalischen Mix der Travestie-Queen und ehemaligen Berliner Miss CSD Estelle van der Rhone für Stimmung sorgen wird.

Die Bi-Berlin Vorstände Thilo Wetzel, Dana Wetzel, Christian Jaeger, vorn Madeline Seel (v.l.n.r.).
Die Bi-Berlin Vorstände Thilo Wetzel, Dana Wetzel, Christian Jaeger, vorn Madeline Seel (v.l.n.r.).

© Bi-Berlin/promo

Auch auf dem Lesbisch-Schwulen Stadtfest war der Verein am vergangenen Wochenende mit einem Stand vertreten. Passend zum 50. Jubiläum der Stonewall-Aufstände, die im Juni 1969 in New York die Geburtsstunde der modernen queeren Bewegung markierten, feierten die Aktivisten dort die Ikone und „Mother of Pride“ Brenda Howard. In den 70er Jahren setzte sich Howard für die Rechte Bisexueller ein und etablierte unter anderem die jährlichen Pride-Feierlichkeiten in den USA.

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Zum großen CSD am Sonnabend bringt der Berliner Verein eine 15 Meter lange Bi-Fahne mit: blau, lila, pink. Dass diese Farben in den vergangenen Jahren immer häufiger bei Veranstaltungen der queeren Community zu sehen sind, lässt Madeline Seel, Christian Jaeger und Mitstreiter hoffen. „Das zeigt uns, dass es mehr nicht-monosexuelle Menschen gibt, als viele denken, und dass ein wachsendes Bedürfnis da ist, dies auch sichtbar zu machen.“

Dieses wachsende Bedürfnis überwindet übrigens sogar Landesgrenzen: Auf dem Bi-Boot fahren neben 15 Bi-Berlinern auch 40 Mitglieder des Schwester-Vereins „BiNe - Bisexuelles Netzwerk“ mit. Diese reisen extra aus ganz Deutschland und sogar aus den Niederlanden an. Bei so viel Engagement ist es wohl kein Wunder, dass das Schiff schon seit Wochen ausverkauft ist.

BiBerlin veranstaltet jeden letzten Donnerstag im Monat einen offenen Stammtisch im Sonntags-Club in Prenzlauer Berg, Greifenhagener Straße 28. Weitere Infos gibt es unter www.biberlin.de. Die Canal Pride startet am Donnerstag um 17.30 Uhr, Tickets zur abschließenden Hafenparty am Osthafen gibt es unter canalpride.com.

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