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In vielen Ländern Afrika steht Homosexualität unter Strafe. Im Bild ein maskierter LGBT-Aktivist aus Kenia.

© dpa - Bildfunk/picture alliance

Bürger zur Denunziation aufgerufen: Tansania will mit Spezialeinheit Homosexuelle verfolgen

Mit einer neuen Spezialeinheit will Tansania Homosexuelle verfolgen. Bürger sollen den Behörden Namen nennen, es soll schon Listen von Homosexuellen geben.

Homosexuelle sollen in der tansanischen Großstadt Daressalam durch eine neu gebildete Spezialeinheit verfolgt werden. Ein 17-köpfiges Gremium werde Hinweisen auf homosexuelle Handlungen in der größten Stadt des Landes nachgehen, kündigte der Kommissar der Metropolregion, Paul Makonda, laut einem Bericht der Zeitung „Daily News“ vom Mittwochabend an.

Er rief die Bürger auf, der Spezialeinheit Namen von Homosexuellen zu nennen. Homosexualität ist in dem ostafrikanischen Land illegal und kann mit bis zu 30 Jahren Haft bestraft werden. Nach ersten Hinweisen soll er bereits eine Liste von 200 angeblich homosexuellen Menschen erstellt, denen er nun mit strafrechtlicher Verfolgung droht.

Es soll schon eine Liste mit 200 Namen geben

Amnesty International kritisierte das Vorhaben scharf. Die gefährlichen Pläne der tansanischen Behörden führten dazu, den Hass auf die ohnehin ausgegrenzte Gruppe weiter zu schüren. „Lesben, Schwule, bi-, trans- und intersexuelle Menschen werden auch ohne solche hasserfüllten Erklärungen diskriminiert, bedroht und angegriffen“, sagte die Ostafrika-Direktorin der Menschenrechtsorganisation, Joan Nyanyuki.

Die Spezialeinheit besteht den Medienberichten zufolge unter anderem aus Ärzten und Polizisten und ist bei der tansanischen Kommunikationsbehörde angesiedelt, die auch Pornografie verfolgen soll. Demnach soll das Komitee am Montag seine Arbeit aufnehmen und Homosexuelle festnehmen. Makonda erklärte, Homosexualität sei gegen den Willen Gottes. Er hat bereits in der Vergangenheit zur Verfolgung von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen aufgerufen.

In vielen Ländern Afrikas ist Homosexualität kriminalisiert

Die tansanischen Behörden verfolgen eine in vielen Bereichen repressive Sozialpolitik. So verbot das Gesundheitsministerium im September Werbung für Familienplanung, schwangere Schülerinnen werden vom Schulbesuch ausgeschlossen und zahlreiche Gesundheitszentren zur Versorgung von Aids-Patienten wurden in den vergangenen Monaten geschlossen. Aktivisten der Homosexuellenbewegung werden laut Menschenrechtlern systematisch verfolgt.

Kriminalisierung und Diskriminierung von Homosexuellen ist in verschiedenen afrikanischen Ländern verbreitet. Im Nachbarland Kenia kann gleichgeschlechtlicher Verkehr mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft werden. In Uganda drohte zeitweise durch ein neues Gesetz gar die Todesstrafe. (epd)

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