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Das Logo der Foto- und Videoplattform Instagram.

© dpa/picture-alliance

Protest gegen Pläne für neue Plattform: Instagram für Kinder? Nein, danke

Kinder sind der Manipulation sozialer Medien hilflos ausgeliefert. Dass es Instagram jetzt für unter 13-Jährige geben soll, ist ein Unding. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Barthels

Das Geschäftsmodell sozialer Medien ist inzwischen bekannt: Sie handeln mit persönlichen Daten, verkaufen zielgerichtete Werbung. Sie manipulieren, machen sogar süchtig. Schon für viele Erwachsene ist der Umgang mit ihnen eine große Herausforderung, Jüngere sind erst recht hilf- und wehrlos. Dass Instagram gerade daran arbeitet, eine Plattform für Kinder zu kreieren, ist deshalb ein Unding.

Bisher ist die zu Facebook gehörende Fotoplattform ab 13 Jahren zugänglich. Das Geburtsdatum lässt sich aber leicht fälschen, was auch viele Kinder tun. Man wolle daran arbeiten, dass sich das ändert, heißt es vom Konzern. Gleichzeitig arbeitete Instagram still und heimlich – wie im März bekannt wurde – an seiner Kinder-Version.

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Gegen diese Pläne regt sich jetzt aber Protest in Form eines offenen Briefs an den Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Unterschrieben wurde er von 99 internationalen Akteuren aus dem Kinderschutz. „Der unerbittliche Fokus der Plattform auf Aussehen, Selbstdarstellung und Branding stellt eine Herausforderung für die Privatsphäre und das Wohlbefinden von Jugendlichen dar“, heißt es da.

Facebook weiß, wenn Teenager sich „wertlos“ fühlen

Facebook lässt sich davon nicht beirren. Kinder würden ohnehin bereits online mit Freunden in Kontakt treten, sagte eine Sprecherin des Konzerns. „Wir wollen ihnen helfen, das auf eine sichere und altersgerechte Weise zu tun.“ Werbung soll es in der Kinder-Version nicht geben. Wer will das glauben?

[Auch auf tagesspiegel.de: Wie Großeltern, Kinder und Enkel unter einem Dach leben, ohne sich zu zerstreiten (T+)]

Dass dieser Aussage vermutlich eher nicht zu trauen ist, zeigen die vergangenen Jahre. 2017 sorgten geleakte Dokumente für Aufsehen, in denen Facebook Werbekunden gegenüber damit prahlte, dass man genau feststellen könne, wann Teenager sich „unsicher“ und „wertlos“ fühlen. Andere soziale Medien sind nicht besser: Youtube Kids wurden kürzlich dafür kritisiert, versteckte Werbebotschaften in die Videos zu schmuggeln.

Vielleicht muss es wirklich eine alternative Plattform geben

Und erst diese Woche war Instagram gezwungen, sich zu entschuldigen, weil Algorithmen gezielt Nutzer:innen mit Essstörungen Suchbegriffe wie „Appetitzügler“ und „fasten“ vorschlugen. Auch die grenzkriminellen Probleme wie sexuelle Belästigung oder Cybermobbing sind nach wie vor ungelöst. Die Vorstellung, dass Instagram nun auf einmal eine sichere, kindgerechte Plattform aufbaut, ist vor dem Hintergrund wahrlich unglaubhaft.

In einem Punkt hat der Konzern allerdings recht: Kinder sind immer früher online unterwegs. Davor die Augen zu verschließen und auf das Beste zu hoffen, kann nicht der richtige Weg sein. Vielleicht liegt die Lösung wirklich in einer Plattform speziell für Kinder. Die müsste aber von einem Anbieter kommen, dessen Geschäftsmodell nicht auf personalisierter Werbung beruht. Profit und Kindeswohl schließen sich in diesem Fall aus.

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