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Passionstheater in Oberammergau: Hier finden wegen der Coronakrise in diesem Jahr keine Festspiele statt.

© REUTERS/Andreas Gebert

Pfarrer von Oberammergau über Ostern in Corona-Zeiten: „Die Auferstehung findet statt“

Der Oberammergauer Ortspfarrer Thomas Gröner über die Absage der Passionsspiele, menschenleere Kirchen und Hoffnungszeichen in Zeiten der Krise.

Herr Gröner, das Osterfest findet dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie ohne Gottesdienstbesucher statt. Was bedeutet das für Sie als Priester?
Ich bin traurig, dass die Menschen in unserer Gemeinde an dem zentralen Fest der Christenheit nicht gemeinsam ihren Glauben bekennen können. Das ist sehr schwer für alle. Für mich persönlich ist es aber auch eine Entlastung, muss ich zugeben. Vier bis fünf Gottesdienste am Tag zu feiern, ist ziemlich anstrengend. Da das nun ausfällt, habe ich mehr Zeit für andere Tätigkeiten, wie die Seelsorge am Telefon. Für mich bleibt es wichtig, jetzt in der Krise für die Menschen da zu sein.

Welche Alternativen haben Gläubige, die Ostern nicht einfach ausfallen lassen wollen?
Sie können einen Heimgottesdienst feiern. Auch ich werde das alleine oder zu zweit tun. Für unsere Gemeindemitglieder haben wir im Internet eine Art Leitfaden veröffentlicht, wie man den Gottesdienst zu Hause gestalten kann – mit Kreuzzeichen, einem Gebet, einer Bibellesung, Fürbitten und dem Vaterunser. Dazwischen kann man auch einen liturgischen Tanz aufführen oder eigene Musik einspielen. Hier ist die Kreativität der Menschen gefordert. Und übrigens: Ostern fällt gewiss nicht aus. Die Auferstehung findet statt.

Was meinen Sie damit?
Gott hat seinen toten Sohn auferstehen lassen und uns allen damit ein Hoffnungszeichen gegeben. Das ist so großartig, das ist unabhängig von staatlichen Gesetzen, von Kontaktsperren und Infektionsschutz.

Der Theologe Thomas Gröner ist Seelsorger in Oberammergau.
Der Theologe Thomas Gröner ist Seelsorger in Oberammergau.

© Sankt Michaelsbund

Wie wirkt sich die Coronakrise auf das Gemeindeleben in Ihrer Pfarrei aus?
Ich hatte, ehrlich gesagt, am Anfang die Befürchtung: Jetzt fällt alles auseinander. Aber das Gegenteil ist passiert. Ich bekomme in diesen Tagen mehr Anrufe von Leuten, die ihre Hilfe anbieten, als von solchen, die Hilfe brauchen. Als Pfarrer muss ich also nicht darum betteln, dass die Menschen andere unterstützen. Das ist grandios. Aber natürlich machen sich viele in unserer Gemeinde in diesen Tagen große Sorgen.

Mit welchen Sorgen kommen die zu Ihnen?
Bei den Älteren ist das größte Problem die Vereinsamung. Auch ich kann zurzeit ja keine Hausbesuche machen, sondern allenfalls am Telefon mit ihnen reden. Das ist schwer. Die Jüngeren treibt vor allem die Sorge um den Arbeitsplatz um. Auch fragen sich Eltern, ob sie die Kinderbetreuung schaffen ohne die Nerven zu verlieren.

Was raten Sie dann?
Ich versuche zu beruhigen und sage ihnen: Auch früher haben Eltern Fehler gemacht. Es ist in Ordnung, auch einmal etwas verkehrt zu machen. Religiös gesprochen: Gott hat uns auferlegt, an uns zu arbeiten. Wenn wir das erkennen, ist das schon einmal ein guter Anfang.

Wegen der Coronakrise wurden auch die weltbekannten Passionsspiele von Oberammergau in diesem Jahr abgesagt. Wie haben die Menschen im Ort darauf reagiert?
Für den Ort ist das wirklich tragisch. Aber die Traurigkeit wird sich lösen, wenn wir die Spiele in zwei Jahren nachholen. So ist das mit allen Krisen: Wenn man mit einem Abstand zurückblickt, stellen wir fest, dass wir an den Herausforderungen gewachsen sind. Auch jetzt müssen wir alle unseren Alltag neu organisieren und vielleicht auch unser Leben umstellen. Darin liegen viele Chancen. Glauben Sie mir: Alles, was wir heute an Leid erfahren, Gott führt letztendlich alles zum Guten.

G.R. Thomas Gröner (60) ist Ortspfarrer in Oberammergau sowie unter anderem Dekan des Landkreises Garmisch-Partenkirchen. Im Jahr 2011 erhielt Gröner vom Münchner Bischof Reinhard Marx den Ehrentitel „Erzbischöflicher Geistlicher Rat“.

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