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Historischer Blick auf die Promenade des Anglais

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Zum 250-jährigen Jubiläum: Nizzas Strandpromenade will Weltkulturerbe werden

Die Promenade des Anglais zählt mit ihren beinahe sieben Kilometern noch immer zu den schönsten Strandpromenaden der Welt. Zum Jubiläum möchte die Stadt ihr Aushängeschild zum UNESCO Weltkulturerbe erklären lassen.

Pünktlich um zwölf Uhr donnert ein Kanonenschuss entlang der Côte d’Azur. Eine Erinnerung soll er sein, an die Frau von Oberst Coventry, deren Morgenspaziergänge oft so ausschweifend gestaltet waren, dass sie das pünktliche Einnehmen des Mittagessens ihres Mannes verhinderten. Deswegen ordnete der Oberst im Jahr 1860 den Schuss an, pünktlich, jeden Tag, und schuf damit unbewusst ein Stückchen Identität für die Niçois, die Einheimischen Nizzas.

Vielleicht lustwandelte die Gattin von Sir Coventry gelegentlich auf Nizzas Promenade des Anglais, der Promenade der Engländer, die nach Meinung der Stadt nächstes Jahr Unesco-Weltkulturerbe werden soll, pünktlich zu ihrem 250. Geburtstag. In diesem Jahr will die Stadt mit 14 Ausstellungen werben, im Herbst soll der offizielle Antrag folgen. Unterstützung erhalten die Südfranzosen dabei von Jean-Jaques Aillagon, ehemals Kulturminister und Generaldirektor des Auslandssenders TV5 Monde, er hat die Leitung der Kampagne übernommen.

Hunderte flanieren täglich die Promenade des Anglais entlang, die sich breit zwischen den Fassaden der alten Gebäude und dem azurblauen Meer entlangzieht. Sie beginnt weit draußen, beinahe am Flughafen der Stadt, vorbei am altehrwürdigen Hotel Negresco, bis hin zu einem ansteigenden Felsmassiv, hinter dem sich der Hafen versteckt. Inline-Skater schlängeln sich zwischen den Passanten hindurch, Artisten zeigen ihre Kunststücke, die Einheimischen radeln auf ihren Vélo bleu, den blauen Mietfahrrädern, auf der Promenade entlang.

Plakat aus der Belle Epoque, der Glanzzeit Nizzas.
Plakat aus der Belle Epoque, der Glanzzeit Nizzas.

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Sie ist nicht nur geografisch, sondern auch historisch das Herz Nizzas. 1776 eröffnete die erste Terrasse entlang der Küste, der Grundstein für die Promenade. 1891 folgte das Casino de la Jetée-Promenade, eine 100 Meter vor der Küste auf Stelzen gebaute Insel, das aber 1944 von den Deutschen abgetragen wurde.

Mit dem Weltkulturerbe will Nizza nun an die Belle Epoque vor dem ersten Weltkrieg anknüpfen, wobei auch ökonomische Gründe durchaus eine Rolle spielen. „Eine Eintragung steigert die Besucherzahlen um 20 bis 30 Prozent“, sagt Philippe Lalliot, Frankreichs Unesco-Botschafter, zur französischen Zeitung „L’Express“. Vor allem in Hinblick auf die gleichzeitige Bewerbung der Nachbarstadt Cannes scheint die Anerkennung wünschenswert. Ein kurzfristiger Erfolg wird die Bewerbung aber nicht, bis zu zehn Jahre kann eine Entscheidung laut Experten dauern. Mit einer Ernennung zum Geburtstag nächstes Jahr wird es also nichts.

René Bosch

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